Bordesholmer Fürstenschule
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ist recht zweifelhaft. Man wandte sich um Rat an den Prior Superior der
Windesheimer Kongregation, zu der wie Segeberg auch Vordesholm gehörte, und
der ging dahin, daß man sich in allem möglichen akkommodieren könne, nur zwei
Forderungen seien unerträglich: die Anstellung eines evangelischen Lektors und der
Eid neueintretender Genossen auf die Augsburgische Konfessien. Diesen Rat
scheint man befolgt zu haben: das letztere vermied man, indem man keine neuen
Konventualen aufnahm, das erstere, indem man zwar einen angeblichen Lektor
und Katechismuslehrer annahm, aber einen, der noch im alten Glauben stand. Bei
der Landesteilung von 1544 widerfuhr dem Kloster sodann das Glück, unter die
milde Hand des Herzogs Johann zu fallen. Gutmütig, konservativ und gutgläubig
wie er war, ließ er sich über die geheime Papisterei des Klosters täuschen, obgleich
er es öfter als Ablager benutzte. Schließlich aber wurde er, vermutlich durch
seine geistlichen Ratgeber, wie Jörgen Boie, doch hellsichtiger, und verlangte 1561
energisch, daß der Mag. Erasmus Heinsen in das Kloster anfgenommen werden
sollte, um Sonntags in der Kirche zu predigen und in der Woche den alten und
jungen Herren den Katechismus zu erklären. Der alte Propst Nicolaus Olde“)
meinte zwar, erst kürzlich sei ein guter gelehrter Magister angenommen worden,
und es werde den Klosterherren „toll“ anstehen, diesem guten alten Manne den
Abschied zu geben. Aber der Herzog bestand auf feinem Vefebhl, und Heinsen rückte
mit seiner Frau ins Kloster ein. Er erwies sich als ein scharfer Aufpasser, und
den Chorherren — es waren nur mehr vier oeder fünf *) — wurde ihr papistischer
Geheimdienst stark erschwert.
Endlich 15605 kam es dann zur völligen „Reformation“ und Umwandlung des
Klosters. Dieselben geistlichen Berater, welche den Herzog immer wieder auf die
geheime Papisterei der Chorherren aufmerksam gemacht hatten, werden es auch
gewesen sein, die den Gedanken an die Umwandlung des Klosters in eine höhere
Lateinschule bei ihm weckten und stärkten; es ist aber auch möglich, daß der Herzog
von selber diesen Gedanken gefasit hat, da er mit dem Hof von Kursachsen sehr
freundschaftlich verkehrte und bei solcher Gelegenheit von den dort eingerichteten
Fürstenschulen etwas gehört und gesehen haben mag. Jedenfalls erging am
Sonnabend vor Reminiszere 18566 jene „‚Reformation“
benannte Verordung, durch welche folgendes bestimmt ward:
Die noch vorhandenen alten Moͤnche sollen im Kloster lebenslänglich versorgt
werden, die jungen dagegen — es scheint sich hier um Schüler des Klosters zu
handeln — sollen zu Kirchen- und Schuldiensten ausgebildet werden. Im übrigen
wird das Kloster zu einer fürstlichen Bildungsanstalt umgewandelt: 160 vom
*2) Dieser soll die Zucht im Kloster stark haben verfallen lassen; persönlich soll er ein reichlich
intimes Verbalinis zu der „Matersch“ des Meumünsterschen Monnenklosters unterhalten haben:
jedenfalls urteilie so die in Kiel residierende Königinwitwe Sophie (Mon. ined. Il, 545f.).
*i) Zu ihnen gesellte sich in Anknüpsung an die nahen Beziehungen seiner Ahnen zum Vordes—
holmer Kloster öfters der Erbherr von Buckhagen, Bertram Pogwissch, um dort seine
Andacht zu halten, später auch um mit den lutherischen Lehrern zu disputieren; weshalb ihm
schlieñlich, um den Glauben der Schüler nicht zu gefährden, der Aufenthalt im Kloster verboten
wurde. Er war einer der wenigen in unserm Lande, die treu und fest beim alten Glauben
blieben. Er bekämpfte das Luthertum nicht nur mit den Waffen des Armes (so im Schmal—
kaldischen Krieg 1547 und unter Alba in den Miederlanden 1572), sondern auch mit dem
Schwerte des Geistes. Seine Hauptschrift ist der Malleus haereticorum oder Hanimer
wider die Ketzer, zu Köln 1504 herausgekommen. Der Papst soll ihn derartig geschätzt baben,
daß er ihm die Kanonisation in Aussicht stellte. In hohem Alter begab er sich noch auf eine
Pilgerreise nach Lorette und Rom, starb aber unterwegs im Dorfe Rom bei Kassel (1582).
Val. Motlter l, S. 400 5