Full text: 1517 - 1721 (2)

Kryptokalvinismus 
zogin Augnusta ihm entgegenbrachte, gegenüber der kryptokalvinistischen Hofkamarilla 
rine starke Schutzwehr inne. 
Zueinemernsteren Konflhikt kam es erst im Jahre 1000. Ohne 
sich mit Fabricius in Einvernehmen zu setzen, suchte Johann Adolf, wohl um auch 
einen Hofprediger nach seinem persönlichen Geschmack zu haben, den Kasseler Pre— 
diger Strack durch glänzende Gehaltsanerbietung an seinen Hof zu ziehen “). 
Die Aussicht, mit einem anders gerichteten Kollegen „in e in em Ministerium“ 
dienen zu sollen, erregte Fabricius aufs tiefste. Er schrieb am 11. Oktober an 
seinen Freund, den Propsten Mauritius (Moritzen) in Tondern“) von einem 
Unwetter, das der Kirche drohe, das in erster Linie ihn, dann aber auch andere 
treffen werde. Er bat um das Gebet der Brüder und riet, sich auf einen Kampf 
mit dem Kalvinianismus zu rüsten, indem man sich die momenta et sundamenta 
des Streites mit den Kalvinisien wieder einpräge. 
Doch ging das „Unwetter“ damals noch vorüber. Durch „besondere Sorg 
sältigkeit““ seines Gottes bekam F. gerade in der kritischen Zeit zwei lockende Be 
rufungen, eine an St. Katharinen in Hamburg und eine als Nachfolger des ver— 
storbenen Königlichen Propsten Morstius nach Itzehoe. Darauf gestützt, konnte er 
sein ganzes persönliches Gewicht in die Waagschale legen und den Herzog vor die 
Entscheidung stellen, ob er ihn noch behalten wolle. Zu einer Entlassung seines 
Hofpredigers konnte der Herzog sich doch noch nicht entschliesen. Er gab ihm 
— 
den 1574 unterschreiben müsse. Darauf ließ Strack sich nicht ein, sondern blieb 
in Kassel, und F. schrieb nach Hamburg ab. 
Die anläsilich dieses Falles zwischen Hofprediger und Fürst geführten Gespräche 
jassen in die da malige Stimmunng des 25jährigen Johann Adolf einen 
tiesen Blick tun. Noch ist er weit davon entfernt, sich und seinem Lande eine „neue 
Religion“ geben zu wollen, er weiß sich „in der Lehre“ noch durchaus mit seinem 
Hofprediger einig, insofern er kein „Calvinist“, aber auch kein „Ubiquitist“ sein 
will. Er wünscht nur eine Aenderung der „Ceremonien“ im reformierten Sinne, 
»on der Abschaffung der priesterlichen Kleidung, der Bilder und des geschmückten 
Altars bis hin zur Einführung des Lobwasserschen Gesangbuchs, und das alles 
nur in der Hofkirche. Und selbst in diesen verhältnismäßig bescheidenen Wünschen 
ist er noch so wenig fest und entschieden, daß er dem persönlich geschätzten Hof— 
zrediger zu Liebe darauf verzichtet. 
Im Jahre 1001 wurde auf herzoglichen Vefehl die KO von 1542 neu gedruckt 
und im folgenden Jahre ein Mandat erlassen, daß alles nach ihr gleichförmig au 
allen Orten gehalten werden solle. Der Herzog gab also weiter den auf Erhaltung 
rechter Lehre und rechter Zeremonien gerichteten Bestrebungen seines Generai 
oropsten nach. 
Erst im Jahre 1605 „fingen“ — so schreibt F. — „die sachen an, je 
enger je schhwieriger zu werden“. Es läßt sich auch noch feststellene), wodurch diese 
Veränderung verursacht wurde. Im Februar 16005 weilten Graf Johann 
don Nassausund Johann von Münster am Gottorfer Hofe. Das 
waren nun gerade die eifrigsten und begeistertsten Vertreter, welche der Kalvinis— 
mus auf seinem damaligen Vormarsch in Deutschland aufzuweisen hatte, beide von 
i2) Ueber Strack val. Kont. S. 212 1., 280. 
iu) Val. Fedd. S 552. 
u2) Namlich durch die Vorrede des gleich zu erwähnenden Buches des Johann von Münster.
	        
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