Kryptokalvinismus
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versität, nach Stralsund als „Oberkaplan“, später auch als GS nach Celle. Er
wählte das gut lutherische Hamburg, wo er am 3. August 1010 als Pastor an
St. Jakobi introduziert wurt:
Wenn das landeskirchliche Bekenntnis des Gottorfer Landes auch in dem ge—
reuen Generalpropsten seinen besten Hüter verloren hatte, so blieb es doch nicht
ohne Schutz. Er kam von auswärts: von einem der tüchtigsten lutherischen Theo—
logen, dem Wittenberger Leonhard Hutterus (dhütter), dem bekannten
Verfasser der Concordia concors. Es scheint, daß dieser von gewissen Stellen
aus unserm Lande, vielleicht sogar von der Herzogin selber um seine Hilfe, insonder
heit um Widerlegung des Münsterschen Traktats gebeten worden war. Ungefähr
zur selben Zeit, als Fabricius nach Rostock ging, erschien Hütters schneidig, mit
erfrischender Deutlichkeit und Lutherscher Derbheit geschriebene Streitschrift: Cal-
jinista Aulico-Politicus“).
Das Buch richtet sich einerseits gegen die von Münster wiederholte kryptokal—
vinistische Fiktion, daßs der Kalvinismus der Augsburgischen Konfession entspreche
und das wahre Luthertum darstelle, andererseits gegen die „höfisch politischen
Ratschläge“, mit denen Münster „die leidige verdammte Calvinisterei . .. in das
Hochlöbl. Hertzogihum Holstein ete. einzuschieben“ sich bemüht hatte, sowie gegen
das herzegliche Edikt von 1l000.
Das Vuch entsprach seinem Zweck aufs beste und scheint in unserm Lande viel
gelesen zu sein. Der Her zo g aber entbrannte in höchstem fürstlichen Zorn über
den „schmähdurstigen Buben“ und ersuchte den Kurfürsten von Sachsen, denselben
in gefängliche Haft zu nehmen und ihn mit einer schweren Leibesstrafe zu belegen.
Es ist nicht bekannt, dasß diesem Ersuchen Sächsischerseits nachgegeben worden
ware.
Mittlerweile hatte Johann Adolf in einem hessischen Theologen einen seinem
Geschmack entsprechenden Hofprediger gfunden. Mag. Philipp Caesar)
war jedenfalls ein nicht unbedeutender Theologe, und zwar derzeit ein strammer
Kalvinist. An Wurde der Persoönlichkeit freilich war er seinem trefflichen Mor
qgänger nicht zu vergleichen. Er war ein streitsüchtiger und hochmütiger Mensch,
ein starker Zecher, und lebte mit seiner Frau, einer geb. Pintzier und Witwe des
Marburger Theologen J. M. Eber, in beklagenswertem Zerwürfnis.
Die frühere Geschichtsschreibung hat ihn ohne weiteres als Nachfolger des Fabr.
auch in dessen Amt als Generalpropst oder Superintendent angesprohen. Ander.
S. 5457 hat das in Frage gestellt und betont, daß er diese Bezeichnungen für
Caesar nirgends gefunden habe. Andererseits steht fest, dast er Propst von Gottorf
gewesen ist und tatsächlich Geistliche ordiniert, also dech als Oberhirte gewirkt hat.
Diese scheinbaren Widersprüche lösen sich durch die Veränderung im Kirchen—
regiment, welche man in der Zwischenzeit zwischen F.es Abgang und Caesars Zugang
vorgenommen hatte. Offenbar mit Rücksicht auf die „unliebsamen“ Erfahrungen,
die man mit einem bekenntnistreuen und charakterfesten Oberhirten gemacht hatte,
auch das je länger desto mehr hervortretende Streben der juristischen Räte, sich
in allen Stücken die maßgebende Stellung zu sichern, mochte das Seine beigetragen
haben —, war man auf dem Wege, den man seit 1007 F. gegenüber eingeschlagen
hatte, weitergegangen. Diesen hatte man in seiner Selbständigkeit eingeschränkt,
) Maäberes über diese s. Fedd. S. 371 jj.
**) Bisher war wenig von ihm bekanut. Neuerdings hat J. M. Kahlbaum im Bre
mischen Jahrbuch 2, S. 11—547 einiges Neue über ihn mitgeteilt. Ueber seine Bestallung
und sein Gehalt s. Andr. l, S. 742 j.
Feddersen, Kirchengeschichte, B. II.