Des Königs Persönlichkeit
1753
sein späteres Verhältnis zu der holsteinischen Bauerntochte WiebkeKruse?).
Wieviele „Liebchen“ der König noch ausserdem gehabt und wieviele Kinder er mit
ihnen erzeugt hat, verschweigt die Geschichte — wenig sind es jedenfalls nicht
gewesen ). Das war also der Mann, der mit besonderer Verve den versoffenen
Pastoren Moral predigte und mit strengen Strafen die Sittlichkeit des „gemeinen
Volkes“ zu heben suchte!
Jedoch der Grundsatz: Quod licet Jovi, non licet bovi war zu jener Zeit
bei Führern und Geführten noch unangefochten in Geltung, vor allem auch bei
der Geistlichkeit der Zeit, welche die Forderung christlicher Zucht nur dem „ge
meinen Volk“ gegenüber geltend machte. So hat denn Christian IV. kirchlicher
seits im Gegensatz zu Johann Adolf viel Lob geerntet, und das (zeitgemäß be—
dingt) ohne Frage mit Recht. Er war ein Pfleger und Förderer des kirchlichen
Wesens und der kirchlichen Ordnung. „In kirchlicher Hinsicht“, sagt Helveg
S. 118 f. „ist niemals so stark regiert und so scharf kontrolliert worden, wie von
Christian IV. Das isi es, was seiner Regierung ihr besonderes Interesse verleiht,
dasi sie die eigentlich Blütezeit der staatskirchlichen Organi
sation ist: mit vollem Ernst, mit Kraft und Tüchtigkeit arbeitete man daran,
das ganze Molk und Reich zu einer christlichen Gemeinde zu machen; man er
reichte wirklich fast eine lutherisch christliche Gesetzgebung — freilich ohne dasi die
Früchte im Leben ihr entsprachen.“ Aber auch schon diese Aufrichtung einer
strengen kirchlichen Ordnung ist im Hinblick auf die wilde, wüste Zeit ein unzweifel
haftes großes Verdienst. Wenn auch die kräftige Herrschernatur und die ab
solutistischen Neigungen den König gelegentlich zu willkürlichen Eingriffen in das
Kirchenwesen veranlaßten “), so hat er im Ganzen doch stets den kirchlichen In
stanzen ihr Recht gewahrt und — wiederum im Gegensatze zu Johann Adolf —
das Ansehen des Klerus zu heben gesucht ).
3) Romanhaft beschrieben in der Erzahlung ven Johanna Mestori, Wiebke Kruse,
eine holsteinische Bauerntochter. Hamburg idoo.
) Auch unsjer Land hat mit den verschiedenartigen Kindern des Konigs mancherlei zu tun
qgehabt. Zu den sog. „Schwiegersöhnen“, den Gatten der 10 Töchter Christina Munks, gehoörte
der in unserm Lande sehr einflusireiche, stolze und strenge GGras Pentt, Amtmann von
Sieinburg und Gouverneur von Dithmarschen. Ein sehr rüchtiger und vem Vater geliebter
Sohn einer Flensburger Bürgertochter war der Obrist, Hardesvogt von Bredstedt und Deich—
araf Jehaun Wirhöft.
a) So z. B. im Falle Christian Matthiages. Dieier als theologischer Schriftsteller
hochbedeutende Dithmarscher (geb. zu Meldorf ca. 15814) wurde, nachdemser an dem Gymnastum
zu Durlach und der Altdorfer Universitat als Lehrer gewirkt hatte, lo22 Pastor und Propfi
in Meldorf. Mach einigen Jahren als Professer und Pastor an die Ritterakademie zu Sorde
berufen, zog er sich, von neidischen Verleumdern falschlich beim Köniqg angegeben, dessen Zorn zu.
Der Rönig liest ihn verhaften und als Gesangenen in die Festung Kremre einliefern. Man
weisi nicht recht, wie lange er dort sitzen mußte. Allerdings fand er, nachdem sich seine Unschuld
herausgestellt batte, nach einigen Jabren wieder die Gnade des Königs und wurde als Professor
in Sorode reßituiert. Den fortdauernden Befehdungen seiner Meider entzog er sich endlich,
indem er ein freiwillig Eril erwählte und sich in die Miederlande begab, wo er größtenteils als
Privatgelehrter lebte, bis er 1o55 in Utrecht sarb. Ueber seine vielseitigen Schriften val.
Moller l, ö8e jf.
) Sehr charakteristisch ist folgendes: Wahrend Köniq Christian früher es gerügt hatte, wenn
Geistliche bei der Tause den Eroreismus ausliefien, kamen ihm 1000 eben vor der er—
warteten Geburt eines Kindes, wahrscheinlich infolge kalvinistischer Agitation, Bedenken gegen
denselben. Er brachte die Sache vor den Reichsrat, und dieser meinte, die Teuselsbeschwörung
könne ohne religiöses Aergernis gänzlich abgeschafft werden. Der König verlangte indes, ehe
er ein entsprechendes Geseiß erlassen wollte, ein Gutachten der Professoren und Bischöfe. Als
solches zugunsten der Beibehaltung des Eroreismus ausfiel, unterließ es der Köniq, die Aus—