G. S. Stephan Klok
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Pamphleten“) wider ihn erhoben hat. Zum andern hat die rationalistische Ge—
schichtsschreibung einen orthodoren Finsterling aus ihm gemacht. Zum dritten hat
dänischer Mationalismus “) ihn zum Verderber der danischen Kirchensprache in
Nordschleswig gestempelt.
Am geringsten wiegt der drittte
Vorwursf. Es bedarfem. E. noch
dringend genauer Untersuchung, ob
er überhaupt irgendwie berechtigt ist.
In Wirklichkeit war Klotz in der
Begünstigung der hochdeutschen Kir—
chensprache doch nur der Erponent
der ganzen führenden Kreise seiner
Zeit, und unvergleichlich stärker als
die südjütische hat die plattdeutsche
Volkssprache unter diesen Zeitbestre
bungen leiden müssen. Wie fern
Klotz von einem unverständigen Wü
ten gegen die dänische Kirchen- und
Schulsprache gewesen ist, zeigen ei
nige Bemerkungen in seinem Visi—
lationsbericht von 1049, daß den
Kindern in den Orten, da gar keine
deutsche Sprache sei, der dänische
Katechismus in den Schulen gelehrt,
auch zu Hadersleben eine dänische
Katechismusschule müsse gehalten
werden.
Der zweite Worwursf wiegt
doch nur in den Augen derer schwer, welche sich von der gänzlich unhistorischen
Geschichtsbetrachtung des Rationalismus, nach welcher jeder entschiedene Bekenner
des rechten Luthertums als geistig verknöchert anzusehen ist, noch nicht haben frei
machen können “).
Man braucht nur einmal einen Blick in Klotzens Predigtweisse“) zu
tun, um zu erkennen, dast das lutherische Bekenntnis bei ihm im höchsten Maße
Geist und Leben war; sie zeugen nicht bloß von einer bewundernswerten rhetorischen
Faͤhigkeit, sondern auch von tiefstem religiösen Verständnis der großen Grund—
tatsachen Tod und Leben, Sünde und Gnade. Wie wenig er ein geistiger Finster—
ling war, wird ferner schon durch die Tatsache bezeugt, daß neben dem späteren
Rationalisten Adler wohl kein GS. unseres Landes so ernst für das Schulwesen,
höheres wie niederes, gesorgt hat wie dieser Orthodore. Gewisß war er, wie über—
o) Besonders im „Triumphus veritatis“. Ueber Breckling Maheres im 2. Kapitel.
7) Beginnend mit Pontoppidan (lV, 121). Auf ihn gründen sich Rhode und
Allen. Selbst bei Dahl a. a. O. wirkt diese einseitige Veurteilung dahin nach, daßt er kein
einziges Wort für die unmweifelhaft grosen Verdienste des Mannes gefunden hat.
) Es ist betrübend, zu bemerken, wie der alte Rationalismus bis in die Menzeit selbst
bei solhhen noch nachgewirkt hat, welche sich durchaus nicht zu den „Liberalen“ rechnen wollen.
Vagl. z. B. J. M. an verschiedenen Stellen und Rendtorff S. 251f.
iw) Leider besitzen wir von ihm keine Postille, sondern nur die unter dem Titel „Geistliche
Cypressen-Kräntzlein“ gesammelten Leichenreden (Lübeck, —
und die von seinem Enkel Stephan Jersen 1705 und 1714 herausgegebenen Passionsprediaten.