G. S. Josua Schwartz
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hätte. Becmann mußte über Kopenhagen nach Deutschland fliehen, der Index
wurde trotz allen Flehens Schwartzens auf Königlichen Befehl öffentlich verbrannt
(1675). Pufendorf richtete gegen seine deutschen Verkläger mehrere durch bissige
Satire gekennzeichnete Streitschriften, in welchen er Schwartz als den ersten
Urheber des gegen ihn eröffneten Kampfes besonders übel behandelt und auf alle
mögliche Weise verächtlich zu machen sucht. Gesammelt gab er sie heraus in dem
1080 zu Frankfurt gedruckten Werke: Eris Scandicda, qua adversus
libros de Jure naturali et gentium objecta diluuntur. Schwartz rich⸗
tete hiergegen unter dem Namen seines Stiefsohnes Severin Wild—
schütz (später Kanzleirat und Inspektor der Ritterakademie zu Kopenhagen) die
Discussio calumniarum Sam. Pufendorfii Eride
Scandica Indicis errorum sSuorum causa venerabili uno viro indig-
nissime impositarum, Slesvigae 1687. Noch einmal setzte Pufendorf seine
—
gehaltene Satiren seine alten Gegner vor der gelehrten Welt lächerlich zu machen.
Nunmehr schwieg Schwartz, der gegen den gewandten Gegner doch nicht aufkommen
konnte, und so nahm der häßliche Streit endlich ein Ende.
Mittlerweile hatte das persönliche Schicksal Schwartzens eine entscheidende
Wendung genommen.
Als im Verlaufe des Dänisch-Schwedischen Krieges fast ganz Schonen von
Dänemark besetzt war, Herbst 160760, hielt S., der von seinen Feinden fälschlich
feindlicher Gesinnung gegen Dänemark und heimlichen brieflichen Verkehrs mit
den Schweden beschuldigt worden war, nachdem er vier Monate lang die Kanzel
nicht betreten hatte, drei Aufsehen erregende Predigten — sie sind später, mit einer
apologetischen Einleitung versehen, in lateinischer Sprache veröffentlicht worden
(ITrias concionum bellicorum) — in welchen er, durchaus korrekt, ausführte,
daß man dem Dänenkönig als der siegreichen Macht Ehre, Treue und Zins
schulde, jedoch gegen den Schwedenkönig als bisherigen Herrn nicht die Waffen
erheben dürfe. Trotzdem waren es wohl in erster Linie diese Predigten, welche
sein bis dahin gutes Verhältnis zur Schwedischen Krone störten. Als Ende des
Jahres Lund wieder von den Schweden besetzt wurde, legte man ihm nicht nur
mehrere Monate hindurch 33 kranke und verwundete Soldaten ins Haus, sondern
zog ihn auch zur Verantwortung vor ein zu Malmö eingesetztes Sondergericht.
Da er nicht mit Unrecht vermutete, daß dort über ihn, wie schon über einen
andern Pastor und Professor zu Lund geschehen war, die Todesstrafe verhängt
werden würde, floh er Dezember 1677 nach Kopenhagen; ihm folgte in Magd⸗
kleidern seine Frau; sein nachgelassener Besitz wurde beschlagnahmt.
In Kopenhagen wurde er freundlich aufgenommen. Nachdem er zunächst
von seinem eigenen Gelde gelebt hatte, empfing er ein reichliches königliches
Stipendium und wurde endlich im Jahre 16080 zum königlichen Hofprediger er—
naunnt. Er fand jedoch als solcher geringen Beifall, sowohl weil er (nach Mollers
Zeugnis) kein großer Redner war, als auch weil er nicht nur zum Aerger der
reformierten Königin Charlotte Amalie zu häufig und scharf gegen die Refor—
mierten predigte, sondern auch seinen trefflichen Oberkollegen, Joh. Lassenius)
RJobannes Lassen (ursprünglich Lasinski?), ein Heimatgenosse Schwartzens (1036
zu Waldow geboren), hat neun Jahre hindurch unserem Lande angehört: 10606 zum Rektor
und Hilfsprediger in Itzehoe berufen, ward er 1600 von dem Statthalter Detlev Rantzau
aitf Breitenburg zum Schlosprediger und zugleich als Pastor in Barmstedt und Propst der
Reichsgrafsschaft Rankau bestellt. 1675 ward er von der deutschen Petrigemeinde iu Kopen—