Full text: 1517 - 1721 (2)

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B. 2, K. l, 8 17. Kirchenreg. unter Christian V. 
etlicher Irrtümer zu beschuldigen sich nicht enthalten konnte. So wurde es in 
Kopenhagen gewiß als ganz angenehm empfunden, das man 1084 Gelegenheit 
hatte, den unbequemen Mann die Treppe hinauf zu werfen und ihn zum GS 
für Schleswig zu machen. 
Auch in unserm theologisch so „geruhigen““ Lande kam der Kämpfergeist dieses 
merkwürdigen Mannes nicht zur Ruhe. Da weder von Synkretismus noch von 
Aufklärung hier viel zu merken war, warf er sich mit voller Kraft auf den leise 
einschleichenden Pietismus *). 
Auch unliterarisch, in seinem amtlichen Verkehr mit Kandidaten und Predigern 
führte er den Kampf um die „rechte, reine Lehre“ mit groser Energie, unterstützt 
durch die von ihm vor allem zum Glaubensgericht ausgestalteten und nen belebten 
Pröpstesynoden. Er wirkte aber nicht nur theologisch auf die seiner Fürsorge unter— 
stellte Kirche ein, sondern bemühte sich auch, mit Hilfe der Synode in praktischer 
Beziehung überall gute Ordnung zu schaffen. Er erinnert insofern an seinen Mor— 
gänger St. Klotz; jedoch war dieser klüger und vorsichtiger, hatte auch in stärkerem 
Masie das Vertrauen des Königs hinter sich. So kam es, dasi Klotzens Ver— 
ordnungen dauernd gewirkt haben, während die Ueberfülle von „Reformen“, welche 
Schwartz und seine Pröpste zum Heil der Kirche beschlossen, an dem Beharrungs— 
vermögen der Kanzleijuristen einen Widerstand fand und deshalb nur zum ge 
ringsten Teile zu gesetzlicher Form und dauernder Wirksamkeit gekommen ist. 
Das Charakterbild dieses Mannes hat ebenso wie das Klotzens unter der 
'päteren pietistischen und rationalistischen Geschichtsschreibung gelitten. Wenn ich 
recht sehe, darf man ihm das Lob nicht versagen, daß er ein aufrechter Mann 
war und mit Ernst und Eifer nach seiner Weise für der Kirche Bestes sorgte. 
Allerdings macht er den Eindruck eines hartköpfigen, pedantischen orthodoren 
Prinzipienreiters — er ist ein letzter Ausläufer der Wittenberger Streittheologie. 
6. Der fürstliche GS Sandhagen (1089 — 97). 
Caspar Hermann Sandhagen, 16539 zu Bocholtzhausen in West 
falen geboren, studierte nach dem Besuch des Osnabrücker Gymnasiums in Rostock. 
Ob er darauf auch nach Strasiburg gegangen sei, ist nach Moller (1I, 781) un— 
aewiß. Gewiß aber ist, das er den Straßburger Professor Sebastian Schmidt 
außerordentlich hoch geschätzt und als Lehrer verehrt hat. Seit 1005 wirkie er 
als Hilfsprediger und (seit 1007) zugleich als Schulrektor zu Bielefeld in der 
Grafschaft Navensberg. Hier war er ein besonderer Freund der Prinzessin Elisa— 
beth von der Pfalz, Aebtissin des Klosters Herford, und wurde von ihr zu theo— 
logischen Disputen mit Jean de Labedie und Anna Maria Schurmann, die damals 
dort weilten, herangezogen. 1672 kam er als Pastor und Superintendent nach 
Lüneburg, wo er nicht nur durch populär gehaltene, lebendige Predigten die Ge— 
meinde erbaute, sondern auch junge Theologen in sein Haus nahm und in seine 
eschatologische Erklärung der Schrift einführte: auch August Hermann Francke 
hat sich im Winter 1087/88 bei ihm aufgehalten und dort seine Bekehrung erlebt: 
hagen als Prediger berufen, 1678 auch Professor an der Universität, gest. 1692. Pietistisch 
gerichtet, gehört er zu den bedeutendsten Predigern der Zeit; ein grosies Epitaph in der Petri⸗ 
lirche erhält sein Andenken. Ueber sein Leben und seine zahlreichen erbaulichen Schriften 
nterrichtet Moller II, 440 ff. Vgl. auch die gründliche Monographie von Wilbelm 
Rahee, Johannes Lassenius (Bertelsmann, Gütersloh 1933). 
22) Dieser Kampf und die dahin gehörige Literatur soll weiterhin an seinem Ort zusammen— 
hängend geschildert werden.
	        
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