G. S. Sandhagen
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Spener hat bezeugt, daß man bei ihm namentlich für die Erklärung der Offb. Jo—
hannis mehr lerne als bei vielen Professoren. Im Jahre 1084 von Herzog Christian
Albrecht als GS berufen, konnte
er wegen der alsbald erfolgenden
Besetzung der Gottorfschen Lande
durch die königlichen Truppen den
Gottorfer Dienst nicht antreten
und blieb deshalb zunächst weiter
in Lüneburg. 1088 bekam er eine
Berufung als GSenach Stargard
in Brandenburgisch-Pommern und
nahm sie auch an. Schon hatte er
seine Abschiedspredigt gehalten, und
der von ihm selbst empfohlene D.
Jehann Wilhelm Pe—
versen, damals Superintendent
in Eutin, hatte die Vokation als
sein Nachfolger schon in der Tasche,
— da hatte Sandhagen mit einem
Male keine Lust mehr nach dem
pommerschen Städtchen, wollte
durchaus in Lüneburg bleiben, und
die Stadt stimmte dem zu. Aber
Petersen bestand auf seinem
Schein, und Sandhagen mußte
schließlich weichen. Diese Affäre
wirkte auf das bisherige Freund—
schaftsverhältnis der beiden Pietisten natürlich etwas abkühlend, wie sie denn
auch bald theologisch sich schieden, indem Petersen sich einem immer wilderen
Chiliasmus ergab, während Sandhagen den Chiliasmus subtilis pflegte“).
Sandhagen, stellungslos geworden, durfte sich vorläufig als Hofprediger des
Herzogs Georg Wilhelm in Celle betätigen, dann öffnete sich nach Abzug der
Dänen der Gottorper Posten. 16089 konnte er nach Schleswig ziehen, und hat
hier noch acht Jahre als ein liebreicher und freundlicher Vorgesetzter seiner Geist—
lichen in Segen gewirkt. Sein Ende wurde durch die öffentliche Anklage auf
Chiliasmus, die fein königlicher Kollege Josua Schwartz wider ihn erhob, ge—
trübt“'). Ehe er darauf erwidern konnte, erkrankte er, auf einer Visitationsreise
durch die holstein-gottorpschen Gemeinden begriffen, und starb am 17. Juni 1697
zu Kiel im Hause des Archidiakonus Bernhard Burchardi. Rührend ist sein
Sterben. Von dem Vorwurf irriger Lehre tief betroffen, bat er die Theologische
Fakultät an sein Sterbebett, bezeugte vor Gottes Angesicht, daß Schwartz ihm
unrecht tue: er sei jederzeit bei der untrüglichen Wahrheit, wie die Heilige Schrift
sie bezeuge, und den aus ihr entnommenen Lehrsätzen unserer symbolischen Bücher
geblieben, bleibe auch dabei und wolle darauf leben und sterben“).
29) Petersen wurde 16092 seines Amtes in Lüneburg entsetzt. Ueber die Affäre mit Sand—
hagen berichtet er selbst in seiner Lebensbeschreibung.
29) Von diesem Lehrstreit werden wir im 2. Kapitel näher handeln.
20) So erzählt Krafftt in seinem „Historischen Bericht““ S. 13 f. und seiner „Geretteten
Unschuld“ S. 217f.