Full text: 1517 - 1721 (2)

G. S. Sandhagen 
213 
Spener hat bezeugt, daß man bei ihm namentlich für die Erklärung der Offb. Jo— 
hannis mehr lerne als bei vielen Professoren. Im Jahre 1084 von Herzog Christian 
Albrecht als GS berufen, konnte 
er wegen der alsbald erfolgenden 
Besetzung der Gottorfschen Lande 
durch die königlichen Truppen den 
Gottorfer Dienst nicht antreten 
und blieb deshalb zunächst weiter 
in Lüneburg. 1088 bekam er eine 
Berufung als GSenach Stargard 
in Brandenburgisch-Pommern und 
nahm sie auch an. Schon hatte er 
seine Abschiedspredigt gehalten, und 
der von ihm selbst empfohlene D. 
Jehann Wilhelm Pe— 
versen, damals Superintendent 
in Eutin, hatte die Vokation als 
sein Nachfolger schon in der Tasche, 
— da hatte Sandhagen mit einem 
Male keine Lust mehr nach dem 
pommerschen Städtchen, wollte 
durchaus in Lüneburg bleiben, und 
die Stadt stimmte dem zu. Aber 
Petersen bestand auf seinem 
Schein, und Sandhagen mußte 
schließlich weichen. Diese Affäre 
wirkte auf das bisherige Freund— 
schaftsverhältnis der beiden Pietisten natürlich etwas abkühlend, wie sie denn 
auch bald theologisch sich schieden, indem Petersen sich einem immer wilderen 
Chiliasmus ergab, während Sandhagen den Chiliasmus subtilis pflegte“). 
Sandhagen, stellungslos geworden, durfte sich vorläufig als Hofprediger des 
Herzogs Georg Wilhelm in Celle betätigen, dann öffnete sich nach Abzug der 
Dänen der Gottorper Posten. 16089 konnte er nach Schleswig ziehen, und hat 
hier noch acht Jahre als ein liebreicher und freundlicher Vorgesetzter seiner Geist— 
lichen in Segen gewirkt. Sein Ende wurde durch die öffentliche Anklage auf 
Chiliasmus, die fein königlicher Kollege Josua Schwartz wider ihn erhob, ge— 
trübt“'). Ehe er darauf erwidern konnte, erkrankte er, auf einer Visitationsreise 
durch die holstein-gottorpschen Gemeinden begriffen, und starb am 17. Juni 1697 
zu Kiel im Hause des Archidiakonus Bernhard Burchardi. Rührend ist sein 
Sterben. Von dem Vorwurf irriger Lehre tief betroffen, bat er die Theologische 
Fakultät an sein Sterbebett, bezeugte vor Gottes Angesicht, daß Schwartz ihm 
unrecht tue: er sei jederzeit bei der untrüglichen Wahrheit, wie die Heilige Schrift 
sie bezeuge, und den aus ihr entnommenen Lehrsätzen unserer symbolischen Bücher 
geblieben, bleibe auch dabei und wolle darauf leben und sterben“). 
29) Petersen wurde 16092 seines Amtes in Lüneburg entsetzt. Ueber die Affäre mit Sand— 
hagen berichtet er selbst in seiner Lebensbeschreibung. 
29) Von diesem Lehrstreit werden wir im 2. Kapitel näher handeln. 
20) So erzählt Krafftt in seinem „Historischen Bericht““ S. 13 f. und seiner „Geretteten 
Unschuld“ S. 217f.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.