Kg. Friedrich IV.
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lieben gelernt hatte. Da die Mutter des Mädchens, eine edle, vornehmdenkende
Dame, gegen diese Verbindung war, folgte eine ganz romantische Entführung der
Geliebten und eine heimliche Trauung zur linken Hand durch den später zum GS
erhobenen Flensburger Konrektor Thomas Clausen. Dies Verhältnis, das dem
König viel Glück und doch zuletzt auch manch herbe Trauer gebracht hat, währte bis
zum Tode des Königs: nachdem Königin Louise 1721 endlich von ihrem unglück—
lichen Leben erlöst war, ließ er sich mit der Gräfin zur rechten Hand trauen und
erhob sie sogar in einem eigenartigen Aktus zur Königin.
Trotz solcher Schwächen war Friedrich IV. ein lobenswerter Herr⸗—
ssch er: äußerst arbeitsam und pflichtgetreu, war er aufrichtig und treu um das
Wohl des Staates und seiner Untertanen besorgt. Auch war er ein aufrichtig
frommer Mann, dem die Religion wirklich Herzenssache war. War er auch kein
eigentlicher Pietist, so hat er doch die Liebeswerke des Pietismus eifrig gefördert.
Er ist der erste unter allen evangelischen Herrschern gewesen, der in seine Kolonien
Missionare entsandte (17060 Ziegenbalg von Halle nach der Ostindischen Kolonie
Trankebar, 1714 Aufrichtung eines Missionskollegiums, 1721 Hans Egede nach
Grönland). Er suchte die Bildung des „gemeinen Mannes“ zu heben und
richtete 1771 240 Schulen mit einem Male auf den sog. „Rittergütern“ auf.
Seine Lieblingsstiftung war das nach Halleschem Vorbilde eingerichtete große
Kopenhagener Waisenhaus (eröffnet 1727).
Für unser Land liegt die größte Bedeutung dieses Herrschers doch darin, daß
unter seiner Regierung die entscheidende Auseinandersetzung zwischen dem Königs—
haus und Gottorf erfolgte. Sie steht im engsten Zusammenhang mit jener großen
Auseinandersetzung der nordeuropäischen Mächte, die man als den Nordischen
Krieg (17002 1721) bezeichnet, und wir können an diesem Punkte nicht
umhin, auf die politische Entwick
lung etwas näher einzugehen.
Während der Gottorper Herzog
Friedrich IV. sich aufs engste mit
seinem Schwager, dem großen
Kriegshelden Karl XII., verbün—
dete — er wurde sogar Generalis⸗
simus aller auf deutsch-schwedischem
Gebiet (Vorpommern und Bre—
men-Verden) stehenden Truppen
— begann König Friedrich im
Bunde mit König August von Po—
len und Peter J. von Rußland den
Krieg, der die schwedische Groß—
macht niederringen sollte. Wieder
hatte unser Land den ersten Stoß
auszuhalten. Königliche Truppen
zerstörten die wieder aufgebauten
Stapelholmer Schanzen; Schloß
Gottorf wurde am 24. April 1700
eingenommen. Auf der andern
Seite rückten 1000 Schweden und
ebenso viele Hannoveraner in Hol—
stein ein. Dort kam es jedoch nicht