Full text: 1517 - 1721 (2)

B. 2, K. 1l, 0 18. Kirchenreg. 16000 1721. 
zum Kampfe, denn die Bedrohung Kopenhagens durch die vereinigte Flotte der 
Engländer, Holländer und Schweden und die kühne Landung Karls XII. auf 
Seeland nötigten Dänemark zu schleunigem Nachgeben. Ein Separatfrieden 
wurde am 17. August 1700 zu Schloß Tra vendalunterzeichnet und die danach 
wieder auftauchenden Differenzen im Hamburger Vertrag (12. Juli 
1701) geregelt. Noch einmal wieder wurde Gottorf in seine vollen Souveränitäts— 
rechte eingesetzt, erhielt sogar eine Entschädigung von 260 000 Th. und zum 
Unterpfande die Landschaft Bredstedt (Nordergoesharde) zugebilligt. 
So schied also Dänemark vorläufig aus dem Kriege aus, und während 
Karl XII. gegen Rußland und Polen-Sachsen seine gewaltigen Kriegstaten 
verrichtete, konnte sich unser Land sieben Jahre lang des Friedens erfreuen. 
Für das Gottorpsche Gebiet bedeutete diese Zeit allerdings kein reines Glück. 
Wie wenig Herzog Friedrich zu einem rechten Landesvater geeignet war, bewies 
er dadurch, daß er nicht nur fast ständig außer Landes weilte, sondern in gewissen— 
losestem Mißbrauch seiner Souveränität sein ganzes Land auf einige Jahre ver— 
pachtete! Ein genialer Geldmann, der Generalmajor von Bergholz, der ihn mit 
Bargeld versorgte, erhielt unter dem Titel eines Herzoglichen Statthalters die 
ganze Administration und Justiz des Landes ausgeliefert und konnte sich nun an 
den Steuern und Abgaben der armen Untertanen erholen. 
Zum Glück dauerte dieses eigenartige Regiment nicht lange. Am 19. Juli 1707 
fiel der Herzog in der Schlacht bei Klissow in Polen, und damit war der Spuk 
dorbei. Ob ein längeres Leben dieses wilden, unbeherrschten Herrschers seinem 
Lande zum Segen würde gedient haben, ist zweifelhaft. Ein Unglück war es immer— 
hin, daß sein einziger Sohn und Erbe, Herzog Carl Friedrich (1700 bis 
1739) erst zwei Jahre alt war und somit auf lange Sicht eine interimistische Re— 
gierung eingesetzt werden mußte. Die Vormundschaft übernahmen die Herzogin— 
witwe und der Bruder Herzog Friedrichs, der Koadjutor und spätere (1705) 
Bischof von Lübeck, Herzog Christian August. Hedwig Sophia war eine 
kluge und gute Frau und hätte wohl zum Segen des Landes regieren können. Aber 
sie ging mit ihrem Kinde nach Stockholm. So blieb das eigentliche Landesregiment 
zum größten Teile in den Händen des Administrators Christian Andgust, 
und dieser war zu stark Lebemann und Genußmensch, um in redlicher Treue dem 
verwaisten Lande und seinem kleinen Neffen zu dienen. Ein leichtfertiges Leben 
am Hofe bedang einen starken Geldverbrauch, rücksichtslos wurde die Finanzkraft 
des Landes ausgebeutet. Unheilvoll wirkte am Hofe neben dem verständigen, auf 
Sparsamkeit drängenden Geheimrat Magnus von Wedderkop und oft 
gegen ihn der schlaue, gewandte, gewissenlose Frhr. von Görttz. Manches 
Unheil konnte die Herzogin auch aus der Ferne verhüten, aber sie wurde dem 
Lande und ihrem unmündigen Sohne durch einen frühen Tod entrissen (1708). 
Nun hatten der Administrator und Görtz völlig freie Hand. Ihr Willkür— 
regiment erstieg den Höhepunkt mit der ungerechten Gefangensetzung des 772 Jahre 
alten Präsidenten von Wedderkop in der Festung Tönning (20. Dez. 1709). 
Mittlerweile hatte die furchtbare Niederlage Karls XII. bei Pultawa und 
sein Entweichen in die Türkei die Kriegslage völlig geändert. König Friedrich trat 
wieder aktiv in die Allianz der gegen Schweden verbündeten Mächte (Rußland, 
Polen, denen sich weiterhin auch Preußen und Hannover anschlossen). Er ver— 
sprach, einen Einfall in Schweden zu machen, doch ohne das Gottorfische Gebiet 
zu berühren. Der Einfall mißglückte: bei Helsingborg (10. März 1710) erlitt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.