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B. 2, K. 2, 9 22. Symbole
worin er sie bittet, die Bittschrift sich vorlesen zu lassen, ihren Inhalt zu beherzigen
und den hohen Gemahl entsprechend zu beeinflussen.
Daß die Bittschrift keinen Erfolg hatte, erscheint uns selbstverständlich. Daß
von Eitzen auf einen solchen auch nur entfernt hat hoffen können, zeugt von einer
gewissen Naivität und einer starken Ueberschätzung des Gewichtes seiner Persönlich—
keit. Andererseits bezeugt die ganze Aktion, wie sehr die Bekämpfung der Kon—
kordienformel unserem heimischen Kirchenmann zur wirklichen Gewissenssache ge—
worden war. Das geht sowohl aus dem ganzen Tenor des Schreibens hervor,
der eine tiefe und aufrichtige Bekümmernis um den traurigen Zustand der Kirche
Christi erkennen läßt, wie auch daraus, daß er diese Aktion trotz des ihm in der
Osterzeit fühlbar gewordenen kurfürstlichen Zornes ohne Vorwissen seines fürst⸗
lichen Herrn unternahm und auf eigene Kosten einen besonderen Boten
nach Sachsen sandte.
Um so tragischer wirkt es, daß alle seine privaten Bemühungen gegen die Kon—
kordienformel nicht nur keinen Erfolg gehabt, sondern eher noch die gegnerische
Position verstärkt haben.
6. Der Abschluß des Konkordienwerkes und ShH, 1579,80.
Es war den beiden Kurfürsten, welche das Konkordienwerk in die Hand ge—
nommen hatten (mit Sachsen hatte sich Brandenburg verbunden), außerordentlich
viel darum zu tun, auch ihren Kollegen von der Pfalz, Lud wig VI. zum Bei—
tritt zu gewinnen. Dazu aber war dieser nur unter der Bedingung bereit, daß
in der Konkordienformel (dem Bergischen Buch) gewisse mildernde Formeln auf—
genommen würden. Da jedoch das Buch in vielen deutschen Territorien bereits
angenommen und unterschrieben war, auch die Konkordisten an eine Aenderung
des schwer errungenen Textes nicht heranwollten, kam man auf den Ausweg, den
Bedenken Ludwigs durch eine geeignete Vorrede Rechnung zu tragen. So entstand
die sog. Praefation des nunmehr zu veröffentlichenden Konkordienbuches,
durch deren Unterschrift die willigen Reichsstände ihre Zustimmung zu dem ganzen
Werke bekennen sollten Müller, Symb. Bücher S. 3— 26).
Um ihnen so noch eine letzte Gelegenheit zum Anschluß zu geben, wurde auch
solchen Reichsständen, welche das Bergische Buch abgelehnt hatten, eine Abschrift
des Praefation nebst Werbung um ihre Unterschrift im Namen der drei Kur—
fürsten zugesandt. Auch an unsere Herzöge, dagegen nicht an König Friedrich.
Es heißt in dem Werbeschreiben vom 10. September 79: „Vnd wiewol E. Lv.
vnd derselben Theologen sich noch zur Zeit hirzu entlichen nicht erkleret, So
seindtt wir doch deß vertrauwens, daß nhunmehr E. vv.
ond sie damit auch wol zufrieden sein werden.
Bitten demnach freundtlichen, E. LL. wolle nach verlesung nehergedachter Vor—
rede, vns sollichs Ihres gemütes bei diesem Boten verstendigen, Vnd da
sie, wie wir nicht zweiueln, E. Lv. gefallen, diese mit eigener handt
onterschreiben, mit derselben Secret confirmiren, vnd
vns wieder zuschicken, damit sollich wergk nicht lenger auffgehalten,
Sondern ohne lengeren Verzug zu anstellung bestendiger Christlicher einigkeit
an das Liecht gegeben werde.“
Die Forderung war also recht peremptorisch: der überbringende sächsische Kurier
sollte die Unterschrift der drei Fürsten gleich nach Dresden mitbringen. Von einer
erneuten Befragung der Theologen konnte in so kurzer Zeit keine Rede sein. Die