Full text: 1517 - 1721 (2)

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B. 2, K. 2, 9 23. Orthodorie 
regierungen und der von ihnen eingesetzten Aufsichtsmänner und geistlichen Ge— 
richte. Jetzt erst haben wir den vollen Begriff der lutherischen Ortho— 
do xie, und diese ist es, die bis zum Einbruch des Pietismus (am Ende des 
17. Jahrhunderts) das religös-theologische Leben in den lutherischen Kirchen völlig 
beherrscht. 
Auch in unserm Lande. Man darf nicht meinen, dasi die offizielle Ab— 
lehnung der Konkordienformel in Dänemark und Schleswig-Holstein eine be— 
sondere konkordienfreie Theologie zur Folge gehabt hätte. Bei uns gab es nicht 
wie in Braunschweigischen Landen eine Universität, welche das konkordienfreie 
Luthertum als Spezialität pflegen konnte, und in Kopenhagen, der Landes— 
universität auch für den Königlichen Teil unseres Landes, kam nach völliger Be— 
seitigung des Hemmingsenschen Philippismus eine streng lutherische, ganz der 
Konkordienformel entsprechende Theologie hoch, die sich, ohne daß die offiziellen 
Symbole der Dänischen Kirchen darum geändert worden wären, das ganze 17. 
Jahrhundert über fest in Geltung erhielt. Die jungen Theologen unseres Landes 
holten sich ihre Bildung zumeist auf gut lutherischen Akademien wie Rostock und 
Wittenberg; nur einzelne verirrten sich nach Helmstedt. Die von Paul von Eitzen 
als persönliche Liebhaberei gepflegte Gegnerschaft gegen die Konkordienformel und 
ihren „Ubiquitismus“ starb mit dem alten Geschlechte aus; schon bei Fabricius 
d. A. ist wenig mehr davon zu bemerken, und gerade die kryptokalvinistischen Ver— 
suche Herzog Johann Adolfs haben das gut lutherische Bewußtsein unter der 
Gottorpschen Geistlichkeit nur gehoben. Mag auch der von einem Schleswigschen 
Theologen begründete „Synkretismus“ in einigen Kreisen Fuß gefastt haben — 
im Großen und Ganzen ist, soviel ich erkennen kann, unter den Geistlichen des 
17. Jahrhunderts — soweit sie denn überhaupt theologisch interessiert waren) 
die Theologie der Konkordienformel anerkannt und maßgebend gewesen. Jeden— 
falls hat, als GS Klotz für den Königlichen Teil die Konkordienformel als maß— 
gebende Bekenntnisschrift in den Predigereid einschob (1647), soviel ich weiß, 
weder im Königlichen noch im Fürstlichen Anteil sich irgend eine Hand dagegen 
erhoben. 
1) Mit dem theologischen Interesse war es, wie man leider feststellen muß, in unserm Lande 
nicht weit her. Das hat zum Teil gewiß seine Ursache darin, daß bis 1005 eine Pflegestätte 
der theologischen Wissenschaft innerhalb der Landesgrenzen fehlte, ist aber, wie mir fast scheinen 
will, auch in der etwas lethargischen Art unserer Landsleute begründet. Tatsache ist jedenfalls, 
daß im 17. und auch noch im 18. Jahrhundert unter den bedeutenderen Theologen die Schleswig 
Holsteiner an den Fingern zu zählen sind. Was hier im Lande die theologische Literatur be— 
reicherte, waren meistens die zahlreich importierten „Ausländer“ aus dem großen Deutschland. 
Bei uns mußte, wie wir noch sehen werden, der kuror theologicus erst durch eine merkbare 
Bedrohung des landeskirchlichen Bekenntnisses, durch ein gefährliches „Eindringen des Wolfes 
in die Herde“ geweckt werden, um sich zu äußern. Die wissenschaftliche Bereicherung der 
Theologie überließ man willig den Universitäten, die theologische Bekämpfung der in Altona 
und den andern religiösen Freistätten doch ziemlich nahe gerückten Papisten und Reformierten 
den Hamburger und Lübecker Kämpfern. Von bedeutenderen polemischen Werken s. h. Her⸗ 
kunft ist mir bis jetzt nur die von Friedrich Jessen, Pastor in Kiel, verfaßte Streit⸗- 
schrift gegen David Joris: „Auffgedeckte Larve Davidis Georgii““ bekannt geworden. Als be— 
deutendere Theologen unter den Landeskindern weiß ich neben den weiterhin zu erwähnenden für 
das 17. Jahrhundert nur noch zu nennen: den S. 173 genannten Chher. Matthiae und 
den aus Krempe stammenden und 1033 als Pastor in Meldorf und Propst für Königlich- 
Dithmarschen verstorbenen Johann Clüver (vgl. Moller J. S. 103 und III, S. 
217-21), der u. a. eine noch von Speuer hoch gerühmte Arbeit über die Offenbarung Johannes 
hinterlassen hat. Doch bekenne ich gerne, dasi meine Forschungen die schwer zugängliche theo— 
logische Literatur unseres Landes im 17. Jahrhundert keineswegs vollständig erfaßt haben. 
Vielleicht gelingen anderen noch weitere Entdeckungen auf diesem Gebiet.
	        
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