Full text: 1517 - 1721 (2)

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B. 2, K. 2, 9 23. Schwärmertum 
studiert hat. Dieser Aufenthalt in Holland, dem Lande des Freikirchentums, mag 
dem ernsten, frommen Mann schon früh offene Augen für die Schäden, an denen 
die lutherische Kirche krankte, gegeben haben. Im übrigen haben anscheinend die 
führenden Schwarmgeister wie Schwenkseld und Weigel keinen Einfluß auf seine 
Geistesrichtung gehabt, vielmehr hat er sein geistliches Leben vor allem an den 
Schriften Taulers, Luthers und Johann Arnds genährt. Nachdem er sich in 
Leiden gute Kenntnisse in der Medizin und der Chemie angeeignet hatte, ließ er 
sich in Flensburg als Arzt nieder, erwarb dort das Bürgerrecht und trat durch 
seine Ehe mit einer dortigen Bürgertochter in den Kreis des Flensburger Pa— 
triziats ein. 
Hartwig Lohmann'), wohl ein Flensburger Kind, war zunächst Schrei— 
ber bei dem Flensburger Amtmann Otto von Qualen und bekleidete seit 1016 
die angesehene Stellung des Stadtsekretärs. Auch von ihm wissen wir im übrigen 
wenig. Fest steht, dasi er, wohl durch die gleiche lebendige Frömmigkeit angezogen, 
u Teting in ein Verhältnis der innigsten Freundschaft trat. 
Die interessanteste und wohl auch geistig bedeutendste Persönlichkeit in diesem 
Kreise war jedoch eine Frau, Anna Ovena Hoyers. Gleicherweise durch 
ihre eigenartige enthusiastische Frömmigkeit wie durch ihre hohe geistige Begabung 
hervorragend, darf diese Tochter unseres Landes unter uns nicht vergessen werden. 
Anna Ovens wurde 1584 als Tochter des reichen und geistig, besonders 
ils Astronom hervorragenden Hofbesitzers Hans Ovens in Koldenbüttel geboren. 
Mit 15 Jahren ward sie die Gattin des am Gottorfschen Hofe hoch angesehenen 
Stallers Her mann Hoyer. Sie scheint ihren Vater mehr als ihren Gatten 
zeschätzt zu haben und nannte sich 
später mit Betonung Anna Ovena 
Hoyers. Vielleicht hat ein ge— 
wisser religiöser Gegensatz zwischen 
den beiden Gatten bestanden, in— 
dem sie schon im Elternhause jo— 
ritisches Geistchristentum einge— 
atmet haben mag, während er als 
hoher Beamter die offizielle kirch— 
liche Frömmigkeit pflegte. Der 
Gatte starb frühe (1622) und ließ 
sie mit fünf Kindern zurück, wo— 
durch ihre starke und eigenartige 
Persönlichkeit vollends zur unge— 
hemmten Entfaltung gekommen 
sein mag. 16024 zog sie von Ho— 
yerswort, dem mit adeligen 
Privilegien ausgestatteten Hofe des 
Gatten, nach Husum, wo sie in 
enger Freundschaft mit der dort 
zesidierenden Herzogin-Witwe Au— 
qusta lebte. Durch ihre bis zur 
Verschwendung getriebene Wohl 
tätigkeit schließlich verarmt, ver— 
kaufte sie Hoyerswort an die Her— 
zogin und zog, von dieser an Gu— 
ANNAOVENAHOXYERS
	        
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