Teting, A. O. Hopere
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stav Adolfs Witwe, Königin Elisabeth, empfohlen, nach Schweden, wo sie
16055 starb).
Ihre geistige und religiöse Persönlichkeit tritt uns in ihren
16050 bei Elzevier in Amsterdam zierlich gedruckten „Geisthichen und
weltlhichen Poemata“ entgegen. Sie erscheint hier als eine ernste und
tiefe Christin. Was sie unermüdlich preist, ist das Geistchristentum, die Er—
leuchtung durch das innere Licht, im Gegensatze gegen den von der Kirche ver—
kündeten Buchstaben- und Historienglauben, und ein dem Glauben entsprechendes
wirklich frommes Christenleben. Bei allem Enthusiasmus kann man ihre An—
schauungen nicht als ungesund bezeichnen; davor bewahrte sie ihr scharfer Verstand,
und in merkwürdigem Gegensatz zu ihrer religiösen Innigkeit steht ein starker
Zug männlicher Herbheit und Derbheit. Ihr kräftiges Selbstbewußtsein, ihre
kritische Ader und ihre Lebenserfahrungen machten sie zu einer scharfen Gegnerin
der „Pfaffen“.
In ihren Dichtungen bedient sie sich nicht der alamodischen Verskünstelei
eines Opitz, sondern bleibt dem Knittelverse des Reformationsjahrhundert treu.
Ihre Poesie ist durchaus lehrhaft und meist nur gereimte Prosa, doch durchgängig
voll Geist und Kraft; vielfach, namentlich bei der Schilderung der zukünftigen
Herrlichkeit, gewinnt sie einen hinreistenden religissen Schwung. Auch schöne
Töne einfacher Frömmigkeit erklingen bei ihr. Als Beispiel teile ich ein geistlich
Lied (S. 299 der Poemata) mit, das wohl wert gewesen wäre, in ein Gemeinde
gesangbuch aufgenommen zu werden:
J. O Gott, mein Herr, wie wunderbahr
Spielestu mit den deinen:
Führest sie in Noth und gefahr,
Lesit sie ruffen und weinen;
Stellst dich frembd und von ihnen weit,
Daß sie sür großem Herzeleit
Bald zu verzagen mennen.
Du führst sie über Berg und Thal
Durch unglück vielerhande,
In großem trauren mannigmahl
Zu Wasser und zu lande;
Sie sind wie ein Schiff auf dem Meer,
Werden getrieben hin und her,
Ja offt durch ehr und schande.
Das ungewitter stillestu
Vnd legst die wellen nieder,
Schaffst unserm herken Fried und Ruh,
Erquickest unser glieder.“
Mach grosiem Regen scheint die Sonn,
Nach traurigkeit kompt Freud und Wonn,
Drumb dancken wir dir wieder.
Du bist mein Helffer ja allzeit,
Ohn dich ist sonst doch keiner.
Regier mein tritt, dast ich nicht gleit,
Hertzlich begehr ich deiner!
Bey dir ist Täglich mein gebeth,
Mein geist des Nachts auch mit dir redt,
Mein Gott erbarm dich meiner! —
2. Gedencken, du seyst gar von hauß
Achtest nicht mehr ihr schreyen.
All' deine vorig gnad sey auß,
Woillst sie nicht mehr erfreuen,
Da sie doch an dich halten sich,
Und so von hertzen lieben dich,
Auch ihr boßheit bereuen.
Aber O Herr wie sehr freundlich
Lesitu dich darnach finden,
Zu rechter zeit erbarmstu dich,
Maͤch'st alles Leit verschwinden.
Ein augenblick das trauren wehrt,
Dein ewig gnad bald wiederkehrt
Vnd helift uns überwinden.
5.O Gott bereit dein lob in mir
Für deine gnad unzehlig,
Vnd was noch ist zu leben hir
Im Fleische hinderstellig,
Das laß mich leben dir allein!
Dir geb ich mich, dein will ich seyn
Mach mich dir recht gefällig.
Vollführ dein angefangen werck,
Vermehr was du hast geben!
Du bist mein Auffenthalt und Sterck
Meins Lebens Liecht darneben.
Herr gib dich mir, dir geb ich mich,
Halt mich ben dir bestendliglich,
In deiner forcht zu leben !
*
») Vglt. Moller l, 350 js.
u) Aunñer Mollerel, 205 -T05 vgl. zu A. O. Hoyers den Aufsatz von Paul Schütze
in Z. 15 (1885) S. 243 00. Eine Monographie über sie ist 1915 in Gestalt einer Doktor—