Full text: 1517 - 1721 (2)

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B. 2, K. 2, 6 24. Synkretismus 
Es versteht sich von selbst, daß die synkretistischen Gedanken und Bestrebungen 
bei den Vertretern der luth. Orthodoxie auf stärksten Widerstand stiesien und 
aufs heftigste von ihnen (vor allen andern Abr. Calov, Johann Hülsemann und 
Johann Conrad Dannhauer) bekämpft wurden. Trotzdem die neue Richtung an 
mehreren Universitäten (außer Helmstedt auch Königsberg, Frankfurt a. O., Rin— 
teln) Fuß faßte, behielt doch vor der Hand die Orthodoxie den Sieg. Aus diesem 
Grunde hat der Synkretismus, obgleich nicht wenige Fürsten und „Gelehrte“ im 
Grunde des Herzens ihm anhingen, im allgemeinen Bewußtsein des evangelischen 
Deutschlandz, auch Dänemarks und Schwedens als verabscheuungs- 
würdige Häresie gegolten. 
Was nun speziell unser Land betrifft, so hätte man denken sollen, daß hier 
im Heimatlande des Erzsynkretisten diese Richtung sich sonderlich verbreitet hätte, 
vor allem im Gottorfschen, wo ja Herzog Johann Adolf den Synkretismus prak— 
tisch vorgemacht hatte und dessen Sohn, Herzog Friedrich III. nebst seinem Kanzler 
Kielmannsegg keineswegs dem guten echten Luthertum ergeben waren. Allein, wie 
schon bemerkt (S. 103) hatten gerade die fürstlichen Machinationen bei der Geist— 
lichkeit das gut lutherische Bewußtsein nur gestärkt. So finden wir denn auch, 
soweit ich zu sehen vermag, von wirklichem, entschiedenem Synkretismus 
im ganzen Lande kaum eine Spur. Wohl aber haben wir einige interessante Bei— 
piele davon, wie hohe geistliche Behördendes Gottorfschen 
Hebietes von außen her des Synkretismusbeschuldigt 
wurden und sich bei näherer Prüfung als nicht völlig fleckenfrei befanden. Das 
gilt zunächst von dem Gottorfschen Oberhirten, GS Reinboth (vergl. S. 1608 f.). 
. GS Reinboth unter der Anklage des Synkretismus. 
Nachdem Mag. Joh. Reinboth von der Haderslebenschen Präpositur zum 
höchsten Gottorfschen Kirchenamt berufen worden war, forderte Herzog Friedrich 
ihn auf, sich um den theologischen Doktortitel zu bewerben. Reinboth ging nicht 
gern daran, da er „die Meinung akademische Exerzitien zu treiben schon längst 
hatte fallen lassen“ und zudem wegen der Kriegeswirren „seine Bücher von sich 
gesendet hatte“““), also ohne wissenschaftlichen Apparat war. Allein der Herzog 
blieb bei seiner Forderung, vornehmlich jedenfalls, weil auf der Königlichen Ka— 
thedra ein mit allen akademischen Würden geschmückter Mann saß, und Reinboth 
der babpylonischen Hure, sondern auch im wahren Sinne (die) Kirche ist und denen, die fromm 
in ihr leben, die Hoffnung der Seligkeit keineswegs benimmt, weil sie die vornehmsten Lehren 
des Glaubens, auf welchen als auf dem Fundament unsere Seligkeit sich aufbaut, unversehrt 
und unbeweglich festhält . . . Dazu beklagtest du, daß in jenem unbesonnenen Tumult der Re— 
formation manches abgeschafft sei, was zu großsem Vorteil der Frömmigkeit hätte beibehalten 
werden können, und gestandest zu, daß der kath. Kirche auch viele falsche und absurde Dinge 
angedichtet würden, von denen sie entweder gar nichts wisse oder die sie selber verwerfe. So 
hast du gleich einem wegweisenden Hermes mit aufgehobenem Finger den Weg, auf dem 
ich zur kath. Kirche fortschreiten sollte, mir gewiesen (Subindicasti)j.“ Val. Moller J, 520 f. 
So hat die Verehrung des kirchlichen Altertums, die Calixt in die Seele des jungen Grafen 
zepflanzt hatte, diesem den Weg nach Rom gewiesen, und man darf sagen, daß er mit seinem 
Uebertritt nur eine Konsequenz zog, die Calirt selber zu ziehen nicht vermochte. — Zu den 
katholisserenden Wirkungen des Helmstedtischen Synkretismus vgl. Ottto Ritschl, Dogmen⸗ 
gesch. d. Prot. IV, S. 448 ff. — Chr. von Rantzau ist bis an sein Ende ein treuer Bekenner 
und Verfechter des katholischen Glaubens geblieben. Auch seine Gemahlin, eine Enkelin Herzog 
Johanns d. J., trat zur römischen Kirche über. Nebenbei ist er ein großer Herenbrenner 
gewesen. 
2) Wiederholte Schutzrede S. 1.
	        
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