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B. 2, K. 2, 9 24. Synkretismus
der Ton gemäßigt, aber sachlich wird die Diskussion so stark in die Breite ge—
zogen und auf die geringsten Einzelfragen gerichtet, daß sie ermüdend wirkt.
Die Folge dieser Schrift war, daß nicht nur Da nunhauer dem 7. Bande
seiner „Catechismusmilch“ (1059) eine „Abgenötigte Rettung des
heilsamen Wachsthums in der Christlichen Glaubenslehre usw.“ voransetzte '“),
'ondern auch der mittlerweile zum Doktor der Theologie und Sup. zu Hertzberg
zufgerückte Andreas Kühnnunmehr in einer eigenen Schrift“) Reinboth
zu Leibe ging.
Der gedoppelte Angriff fand eine gedoppelte Verteidigung.
Reinboth muß sich durch die immer wiederholten Verdächtigungen seiner
Orthodoxie doch schwer bedrückt gefühlt haben. Sonst würde er sich wohl nicht
veranlaßt gesehen haben, eine wiederholte Schutzrede .. . ineiner
Idea des Danhauerschen unartigen Disputir-Wurms“
(Schleßwig, Holwein 1001) herauszugeben, dieselbe seinem Fürsten, Herzog
Christian Albrecht zu widmen und ihr solche ungeheure Ausdehnung zu geben.
Dieselben Einzelfragen wie in der ersten „Schutzrede“ werden hier in fünffacher
Breite (auf 560 Quartseiten!) behandelt. Der Ton ist gegenüber der ersten
Schutzrede freier und kühner geworden. Reinboth vergibt sich nichts und macht
keinerlei Rückzüge, bekennt sich auch ruhig zu Calixt als „dem trefflichen Lichte
und Zierde vnserer Kirchen und außer Zweifel dem gelehrtesten vnserer Theo—
logen““ (S. 85). Manchmal ist die Abfertigung des Gegners recht witzig und
treffend.
Für die Abfertigung des andern Gegners fand Reinboth zu seiner Freude einen
tapferen Helfer in einem einheimischen Theologen, nämlich dem Konrektor der
Bordesholmer Fürstenschule, Mag. Joh. Meier“). Dessen Vindiciae pro
orthodoxia ... Dn. Johannis Reinboths contra Diss, apolog. D. An-
dreae Kühns““ wurde nach seinem Tode (16600) von Mag. Daniel Al—
dinus herausgegeben (Slesvigae, Holwein, 1001)).
Die Aufgabe, welche dem Verfasser vermutlich von höherer Stelle aus gestellt
worden war, bot insofern keine besonderen Schwierigkeiten, als die wüsten Be—
schuldigungen auf Sozinianismus, ja Atheismus, mindestens aber Begünstigung
solcher abscheulichen Häresien, welche ein Kühn (Verfasser nennt ihn mit einem
gewissen Humor meistens „Audar“) wider Reinboth erhoben hatte, unschwer zu
entkräften und insofern die „Orthodorie“ des GS leicht zu begründen war. Es
iq) Diese Abhandlung hat Dannhauer seinem Freuude Klottz gewidmet und ihn als Schieds—
richter in der Streitsache angerufen. Klotz wird sich über die Abfertigung seines lieben Kollegen
wahrscheinlich nicht wenig gefreut haben, ist aber viel zu kluq gewesen, in diese „stachelige
Materie“ schriftstellerisch einzugreifen.
11) Dissertatio apologelica de Concordia ecclesiastica per literam Catecheti-
cam sWitebergae 1659).
12) Johannes Meier war ein Sohn des Bernhard (Bernt) Meier, Pastors
an StMarien⸗Flensburg 1007, an St. Nitolai-Kiel 1612, und 1616 -71634 an St. Petri—
Kopenhagen, und somit ein Enkel des Pastors an St. Marien⸗Flensburg und Propsten Jo—
hannes Meier (71584). (Lit. s. bei Arends II, 71.) Unser Johannes Meier, in Flensburg
geboren, besuchte die Universitäten zu Kopenhagen und Leyden, war eine Zeitlang Lehrer des
königlichen Prinzen, später Bischofs von Schleswig Ulrich und seit 1040 Rektor der Ripener
Kathedralschule. Um einer unglücklichen Liebe willen zog er sich eine Zeitlang ins Privatleben
zurück, wurde dann aber Konrektor in Bordesholm, wo er 160600 nach zehnjähriger Tätigkeit
starb. Er war ein literarisch fein gebildeter Mann und zeichnete sich auch als trefflicher
lateinischer Dichter aus.
1) Daniel Albinus, eine Zeitlang prinzlicher Lehrer auf Gottorf, war als Nach⸗
folger seines Vaters Melchior 16568 —4 16091 Pastor in Satrup (Angeln).