Peter Musaeus
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Lehrer der Theologie. 1003 kam er als solcher nach Helmstedt und 1005 als Pro—
fessor primarius nach Kiel. Später auch zum Procancellarius perpetuus
berufen, war er vielfach durch Krankheit behindert. Er starb 1074 und nahm ein
durchaus erbauliches Ende ').
Er war „ein hoch- und grundgelahrter und dabey expediter und beredter Mann,
der ein Ding gleichsam aus dem Grunde heben und so ordentlich und deutlich vor—
stellen können, als wenn es lebete, daß es mit Lust zu hören gewesen“ (Jessen
S. 12), also offenbar ein guter Dozent. Als Schriftsteller dagegen ist er wenig
fruchtbar gewesen. Hervorzuheben sind seine Antrittsrede als erster Rektor zu
Kiel (im Appendix der Hist. Inaugurationis), Disputationes XVI Theo-
logicae, Kil. 1667 und sein „Schwanengesang“ (Moller): Libellus de
Aeterna Beatudine, Kil. 1674.
Seiner theologischen Richtung ward für Mit- und Nachwelt der Stempel auf—
gedrückt durch seine Teilnahme am Casseler Religionsgespräch 1001. Seitdem
galt er bei den echten Lutheranern als „Syncretist““. Wenn er sich auch, wie wir
weiterhin sehen werden, gegen diese Bezeichnung gewehrt hat, so ist er doch ohne
Zweifel nicht nur ein Schüler, sondern auch ein Anhänger Calirts gewesen. Eben
dieser Qualität wird er sowohl seine Rintelner wie seine Kieler Berufung wesent—
lich verdankt haben.
b) Christian Kortholt war am 15. Januar 1033 in Burg a. F. als
Sohn eines Kaufmanns geboren “). Nachdem er die Stadtschule zu Burg, die
Domschule zu Schleswig und das Gymnasium illustre in Stettin besucht
hatte, bezog er 1052 die Universi—
tät Rostock. Dieser Hauptsitz der
lebendigen, zu Reformen drängen—
den Orthodoxie hat seine Richtung
fürs Leben bestimmt. Die Ver—
leihung des Stipendium Schabbe—
lianum veranlaßte ihn 1050 nach
Jena zu gehen, wo er vor allen von
Johannes Musäus profitierte und
mit seinem Freunde Sebastian
Niemann, dem späteren GS zu—
sammen kirchengeschichtliche Stu—
dien trieb. 1060 nach Rostock zu—
rückgekehrt, erwarb er sich 1002
die theologische Doktorwürde und
erhielt 10604 eine Stelle in der
theologischen Fakultät. Aber schon
160605 wurde er als zweiter theolo—
gischer Professor nach Kiel berufen.
Seit 1075 erster Professor, mehr—
mals Prorektor, zuletzt lebensläng—
licher Prokanzler, ist er, trotz viel—
facher Berufung zu anderen Eh—
renstellen, bis zu seinem 1094
F — erfolgten Tode der Kieler Universi—
iu) Das wird von Moller ausdrücklich unter Berufung auf das Zeugnis des Pastors Fr.
D. CHRISTIAN RORTHOLT