—370
B. 2, K. 2, 9 24. Synkretismus
tät treu geblieben. Als anregender Dozent zog er viele Studierende an die junge
Lehrstätte, die nach seinem Ausscheiden schnell von ihrer Höhe herabsauk. Durch
seinen sittlichen Ernst und seine warme Frömmigkeit ist er vielen Studierenden
ein „Vater in Christo“ geworden. Als solchen verehrte ihn auch J. J. Breithaupt,
und A. H. Francke ist von Michaelis 1670 bis Pfingsten 1082 sein Hausgenosse
gewesen.
Als Schriftsteller gehört er zu den Vielschreibern: Moller zählt 97
lateinische und 33 deutsche gedruckte Schriften auf. Letztere zeichnen sich durch
rein für jene Zeit bemerkenswert gutes Deutsch aus.
Was seine wissenschaftlichen Arbeiten betrifft, so haben sie zu—
nächst auf dem Gebiet der Kirchengeschichte gelegen und zwar speziell auf
dem der Geschichte der ältesten christlichen Kirche. Schon in Jena schrieb er
den Tractat De persecutionibus ecclesiae primitivae (1660), in ver—
kürzter deutscher Bearbeitung als „Historische Beschreibung der zehn großen Ver—
folgungen“ zu Rostock 1003, in Hamburg 1088 erschienen. Seine besten kirchen⸗
geschichtlichen Bücher sind die drei Tractate „Tractatus de calumniis pa-
ganorum, Rost. 1663; Commentarius de origine et natura Christia-
nismi, Kil. 1672; und Liber de vita et moribus Christianis primaevis
per gentilium malitiam affectis, Kil. 1683, zusammengefaßt herausgegeben
unter dem Titel Paganus obtrectator etc., Kil. 1698. „Das Buch ist ein
umfassendes Repertorium der altchristlichen Apologetik, mit beneidenswerter Be—
lesenheit und Quellenkenntnis zusammengestellt““ (Halfmann). Sehr mangelhaft
dagegen ist die nach seinem Tode durch seinen Sohn Matthias herausgegebene
Gesamtdarstellung der Kirchengeschichte Historia ecclesiastica Novi Testa-
menti, Lips. 1697). Neue Erkenntnisse auf kirchengeschichtlichem Gebiete sind
die heute noch übliche richtigere Zählung der Apologien Justins und die Ver—
teidigung der Häretiker gegen die seit Epiphanius übliche Verunglimpfung ihrer
Moral. Im übrigen vertritt Kortholt die übliche protestautsche Idee, daß Luther
die alte reine Kirche wieder hergestellt habe; doch setzt er den Verfall des reinen
Thristentums nicht wie G. Arnold in die Zeit Constantins, sondern erst (mit G.
Calirt) ins sechste Jahrhundert.
In der Polemik und Apologetitk hat Kortholt sich sonderlich dem
Katholizismus gegenüber betätigt. Seine Disquisitiones Anti-Ba-
ronianae Kil, 1708 brachten ihm den Ruhm des ersten deutschen Bestreiters
des Baronius ein. Seine deutschen Abhandlungen „Kohlschwarzes Papsttum“,
Jena 10600, und „Römischer Beelzebub“, Kiel 1668, verlassen trotz ihres Titels
—
die Refor mierten hat er nur eine kleine Schrift gerichtet: De Pseuda-
delphia Heiniana, Kil. 1669 ). „Im übrigen hatte er ein klares Gefühl
für das gemeinsame christlich-evangelische Gut, wenn ihm auch sein vorsichtiges
Wesen verbot, dies offen kundzugeben“ (Halfmann). Besondere Aufmerksamkeit
hat er stets den Sozinianern geschenkt und ihren Vernunftgebrauch in
Jessen, der die Leichenrede hielt, und des Kollegen Kortholt hervorgehoben, gegenüber der für
die damalige Art der Polemit sehr charakteristischen Bemerkung Abr. Calovs in seiner
Historia Syncretismi, 1082, S. 0lo, daß er ein „jämmerliches“ Ende genommen babe.
27) Zu Kortholt val. Moller III, 362 ff. und besonders die treffliche Monographie von
Wihhelm Halfsmann: Christian Kortholt (Schrr. Nr. 17), Kiel 1050.
»P Johannes Heine war ein resormierter Theolog zu Marburg, der auf dem Re—
ligionsgespräch zu Kassel 1001 sich sehr irenisch gezeigt hatte, aber nach einigen Jabren wieder
zur schärferen antilutherischen Polemik überging.