Full text: 1517 - 1721 (2)

348 
B. 2, K. 2, 9 26 
braucht nur die Titel, mit denen er seinen Gegner beehrt (stolzer Haman und 
Goliath, Antichrist, neuer Papst, der holsteinische Papst, der Alarmblaser Zedekias, 
reißender Wolf unter dem Schafskleide, Teufel wie Judas, Simon Magus, 
Luzifersgeist, Satansdiener, Idolum Holsatiae, Pharisäer, Sadduzäer, Knecht 
des Verderbens, stummer Hund, blinder Wächter, Belialskind, giftige Otter, 
Kaiphas usw. Vergl. Triumphus Bg. H und J) zu kennen, um zu dem Urteil 
zu gelangen, daß Breckling sich in der häßlichsten Weise gegen das achte Gebot 
versündigt hat “). 
Klotz hat auf diese „Schmähschrift“ vornehm geschwiegen, was gewiß auch 
das richtigste war. Rur einer der gleich ihm geschmähten, der Breklumer Pastor 
Daniel Luther, fand sich bemüßigt, sich literarisch gegen Brecklings An⸗ 
würfe zu verteidigen. Er tat das in einer Schrift, deren pompöser Titel schon 
genügend Art und Inhalt des Elaborats kennzeichnet “). In höchst geschmack— 
ioser Weise und mit dem ganzen Aufwand übelster „Gelehrsamkeit“ vergleicht er 
sich hier mit dem unschuldig in die Löwengrube geworfenen Propheten Daniel, 
Breckling dagegen mit dem Löwen oder vielmehr Hund, in dessen Klauen er ge— 
callen sei. 
Breckling hat auf diese Schrift noch in demselben Jahre in einem Anhang zu 
seinem Tribunal Conscientiae geantwortet, mit derselben Heftigkeit und 
Selbstgewißheit wie im Triumphus: Nicht Daniel Luther, sondern er, Breckling, 
ist der unschuldige Prophet, und Klotz und Genossen sind die Löwen, die ihn zer— 
rissen haben. Luther ist durch seine Habsucht „einer der gottlosesten Prediger im 
ganzen Flensburger Land“. Alle seine, Brecklings, Gegner sind Gottes Gegner 
und werden dessen furchtbaren Gerichten nicht entgehen '). 
Mit diesem Schriftwechsel waren die Beziehungen Brecklings zu unserm Lande 
im wesentlichen abgeschlossen“). In der Schilderung seines weiteren Lebens und 
Tuns können wir uns deshalb kürzer fassen. 
17) Pgl. oben S. 181 f. Wenn ich an Breckling einen schärferen moralischen Maßssstab als 
an andere anlege, so tue ich das nur, weil er selber im Verdammen anderer sich nicht genug tun 
konnte. 
ir) Daniel redivivus ex spelunca leonum resurgens; Daniel Lutberus konmt end— 
lich ausi der gistigen Triumph-Höle oder Löwengrube vieler calumnien Frid. Breelingii wieder 
hervor, und beweist mit Grunde der Wahrheit und vielen Testimonien, daß, so oft seiner ge⸗ 
dacht, so oft habe er crimen falsi, grobe Lügen und schändliche Fehler begangen. Schleswig 1001. 
10) Trotz dieser Androhung hat Daniel Luther noch bis 1083 gelebt, nachdem er 
74 Jahre alt geworden war und 34 Jahre hindurch nicht ohne Ansehen in Breklum als Pastor 
gewirkt hatte. Ihm folgte im Amt sein Sobhn Theodor Luther (1003-471752). UÜber 
die angebliche Abkunft dieser Luthers von dem Reformator ist vielfach geschrieben worden. Auch 
Moltesen (S. 7) und Arends (II, 45) bejahen die Frage. Sie scheint jedoch durch die gründ ˖ 
liche Untersuchung des Professors Johannes Luther über die Schleswiger Vutherlinie 
BumM5, 60297) endgiltig erledigt zu sein (hier vgl. auch die bis dahin in dieser Frage 
erwachsene Literatur). Daniel Luther stammte aus einer in Wesifalen ansässigen, wohl nicht 
mit dem Reformator verwandten Familie und gehörte zu den von Breckling beklagten, an 
Stelle der altheimischen Predigerfamilien von Klotz „eingeschobenen““ westfälischen „Freind— 
lingen“. 
c) Breckling war ein echter Schleswig -Holsteiner. Mit ganzer Seele hing er an seinem 
Vaͤterlande“, das er je nachdem bald als Dänemark, bald als Holstein bezeichnet. Ein leises 
Heimweh nach dem verlorenen „Vaterlande“ hat ihn lebenslänglich nicht verlassen, und der 
schriftliche oder persönliche Verkehr mit Heimatgenessen ist ihm in seinem Eril die größsite 
Freude gewesen. Was ihn trieb, als Prorhet aufzutreten und die Rolle eines göttlichen Ge— 
sandten an eine verderbte Welt zu übernehmen, war neben dem rein religiösen Eifer um die 
Reinheit der Kirche Christi eine aufrichtige Sorge um das Schicksal seines „dänischen“ Vater— 
landes und ein tiefes Mitgefühl mit seinen durch Kriegerhorden und „räuberische“ Beamte
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.