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braucht nur die Titel, mit denen er seinen Gegner beehrt (stolzer Haman und
Goliath, Antichrist, neuer Papst, der holsteinische Papst, der Alarmblaser Zedekias,
reißender Wolf unter dem Schafskleide, Teufel wie Judas, Simon Magus,
Luzifersgeist, Satansdiener, Idolum Holsatiae, Pharisäer, Sadduzäer, Knecht
des Verderbens, stummer Hund, blinder Wächter, Belialskind, giftige Otter,
Kaiphas usw. Vergl. Triumphus Bg. H und J) zu kennen, um zu dem Urteil
zu gelangen, daß Breckling sich in der häßlichsten Weise gegen das achte Gebot
versündigt hat “).
Klotz hat auf diese „Schmähschrift“ vornehm geschwiegen, was gewiß auch
das richtigste war. Rur einer der gleich ihm geschmähten, der Breklumer Pastor
Daniel Luther, fand sich bemüßigt, sich literarisch gegen Brecklings An⸗
würfe zu verteidigen. Er tat das in einer Schrift, deren pompöser Titel schon
genügend Art und Inhalt des Elaborats kennzeichnet “). In höchst geschmack—
ioser Weise und mit dem ganzen Aufwand übelster „Gelehrsamkeit“ vergleicht er
sich hier mit dem unschuldig in die Löwengrube geworfenen Propheten Daniel,
Breckling dagegen mit dem Löwen oder vielmehr Hund, in dessen Klauen er ge—
callen sei.
Breckling hat auf diese Schrift noch in demselben Jahre in einem Anhang zu
seinem Tribunal Conscientiae geantwortet, mit derselben Heftigkeit und
Selbstgewißheit wie im Triumphus: Nicht Daniel Luther, sondern er, Breckling,
ist der unschuldige Prophet, und Klotz und Genossen sind die Löwen, die ihn zer—
rissen haben. Luther ist durch seine Habsucht „einer der gottlosesten Prediger im
ganzen Flensburger Land“. Alle seine, Brecklings, Gegner sind Gottes Gegner
und werden dessen furchtbaren Gerichten nicht entgehen ').
Mit diesem Schriftwechsel waren die Beziehungen Brecklings zu unserm Lande
im wesentlichen abgeschlossen“). In der Schilderung seines weiteren Lebens und
Tuns können wir uns deshalb kürzer fassen.
17) Pgl. oben S. 181 f. Wenn ich an Breckling einen schärferen moralischen Maßssstab als
an andere anlege, so tue ich das nur, weil er selber im Verdammen anderer sich nicht genug tun
konnte.
ir) Daniel redivivus ex spelunca leonum resurgens; Daniel Lutberus konmt end—
lich ausi der gistigen Triumph-Höle oder Löwengrube vieler calumnien Frid. Breelingii wieder
hervor, und beweist mit Grunde der Wahrheit und vielen Testimonien, daß, so oft seiner ge⸗
dacht, so oft habe er crimen falsi, grobe Lügen und schändliche Fehler begangen. Schleswig 1001.
10) Trotz dieser Androhung hat Daniel Luther noch bis 1083 gelebt, nachdem er
74 Jahre alt geworden war und 34 Jahre hindurch nicht ohne Ansehen in Breklum als Pastor
gewirkt hatte. Ihm folgte im Amt sein Sobhn Theodor Luther (1003-471752). UÜber
die angebliche Abkunft dieser Luthers von dem Reformator ist vielfach geschrieben worden. Auch
Moltesen (S. 7) und Arends (II, 45) bejahen die Frage. Sie scheint jedoch durch die gründ ˖
liche Untersuchung des Professors Johannes Luther über die Schleswiger Vutherlinie
BumM5, 60297) endgiltig erledigt zu sein (hier vgl. auch die bis dahin in dieser Frage
erwachsene Literatur). Daniel Luther stammte aus einer in Wesifalen ansässigen, wohl nicht
mit dem Reformator verwandten Familie und gehörte zu den von Breckling beklagten, an
Stelle der altheimischen Predigerfamilien von Klotz „eingeschobenen““ westfälischen „Freind—
lingen“.
c) Breckling war ein echter Schleswig -Holsteiner. Mit ganzer Seele hing er an seinem
Vaͤterlande“, das er je nachdem bald als Dänemark, bald als Holstein bezeichnet. Ein leises
Heimweh nach dem verlorenen „Vaterlande“ hat ihn lebenslänglich nicht verlassen, und der
schriftliche oder persönliche Verkehr mit Heimatgenessen ist ihm in seinem Eril die größsite
Freude gewesen. Was ihn trieb, als Prorhet aufzutreten und die Rolle eines göttlichen Ge—
sandten an eine verderbte Welt zu übernehmen, war neben dem rein religiösen Eifer um die
Reinheit der Kirche Christi eine aufrichtige Sorge um das Schicksal seines „dänischen“ Vater—
landes und ein tiefes Mitgefühl mit seinen durch Kriegerhorden und „räuberische“ Beamte