Full text: 1517 - 1721 (2)

O. v. Strandigers Ausgang 
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Klarheit und Stärke gewonnen: er wandelt nun in der Beurteilung der „christ— 
lichen Welt“ und des geistlichen Standes völlig auf den Wegen Brecklings, und 
nicht nur die symbolischen Bücher, sondern auch Luther selbst “), haben jede 
normative und autoritative Bedeutung für ihn verloren. Die schriftgemäsieste 
„Sekte“ sind für ihn die Mennoniten. 
Es folgte noch eine „Ausführliche Verthädigung seiner Wieder 
legung usw.“ von seiten Trellunds (Leipzig 1719) und ein kurzer „Brief“ 
an diesen von seite Strandigers (1720). 1724 ist der von der königlich 
dänischen lutherischen Kirche erkommunizierte „Ketzer““ etwa 70jährig im Eril 
verstorben. 
Fast noch mehr als bei Breckling bedauert man, daß die Kirche unseres Landes 
cinen so aufrichtig frommen und ernsten Christen nicht als ihren Diener hat be 
halten können. Denn so ähnlich beider Schicksale sind, in ihrem Charakter finden 
wir doch starke Verschiedenheiten: Vreckling war s. z. . der geborene Se 
paratist, d. h. ein Mann, der vermöge seines ungemessenen Subjektivismus in 
eine organisierte Kirche überhaupt nicht hineinpasite, Strandiger dagegen hat sich 
viel redliche Mühe gegeben, sich mit den kirchlichen Gegebenheiten abzufinden, und 
ist zur endlichen völligen Abwendung von der Heimatkirche vor allem doch durch 
die von ihm als ungerecht empfundene, von seinem Schwager Braker unermüdlich 
betriebene Disziplinierung gelangt. Er ist demütiger, liebenswürdiger und gerechter 
als der so selbstbewusite und herrische Breckling, in seiner geistigen Bedeutung 
dagegen steht er hinter diesem erheblich zurück. 
529. Endkampf gegen den Pietismus (1710 - 24). 
Mit Josua Schwartz war der energischste Kämpfer gegen den in unser Land 
eindringenden Pietismus dahingegangen. Aber der Kampf war damit noch nicht 
zu Ende, anderthalb Jahrzehnte sollten noch dahingehen, bis der (gemäßigte) Pie 
tismus in unserm Lande als vollberechtigte kirchliche Richtung anerkannt war. 
Im Königlichen Anteil folgten auf Schwartz noch zwei schroff orthodore Ober 
hirten (Dassos 1700 — 21, Clausen 1721— 24), welche in ihrer Weise und nach 
ihren Kräften den Kampf des alten Recken fortsetzten. Aber ihre Kraft war schon 
gelähmt, vor allem dadurch, daß an Allerhöchster Stelle und bei den Königlichen 
Oberbehörden in Kopenhagen, Glückstadt und Schleswig der gegen den Pietismus 
gerichtete Wind allmählich immer flauer wehte, bis er endlich mit dem Thron 
folger gänzlich umschlug, und die neue Richtung mit vollen Segeln in die Kirchen 
Dänemarks und der Herzogtümer einfahren konnte. Zunächst freilich müssen wir 
erleben, daß wie in so vielen evangelischen Territorien') auch bei uns die staat 
lichen Instanzen den kirchlichen, theologischen Vemühungen gegen den Pietismus 
zu Hilse kamen. 
—VD 
Merkwürdigerweise begann diese staatliche Reaktion in dem bisher im pie 
tistischen Sinne geleiteten Gottorf. 
12) Val. S. 213: „Der Himmel möchte sich darüber entfärben, und blutige Thränen möchte 
man vergiesien über solche ertreme, ärgerliche und verführerische Reden Luthers.“ 
) Veral. die Zusammenstellung obrigkeitlicher Edikte gegen den Pietismus bei Loescher 
S. 1152141.
	        
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