Full text: 1517 - 1721 (2)

Pfarrbesoldung 
Moldenit z. B. 40 Mark jährlich), daß sie sich genötigt sahen, dringend um Er— 
stattung dieser verlorenen Einnahmen zu bitten (Fabr.). 
Die regelmästigen allgemeinenOpfer fanden nach nraltem Brauch vier— 
mal im Jahre, Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Michaelis statt. Diese Fest 
opfer, auch „Beede“ genannt, galten allerdings nicht allein den Geistlichen, sondern 
waren zu zwei Drittel für die Unterhaltung des Kirchengebäudes bestimmt, nur 
das letzte Drittel gehörte dem Pastor. 
In Lensahn (Bu 1V) und Lobrade (Fabr.) standen bei dieser „Beede“ zwei Juraten 
mit Becken in der Hand im Chor und bekamen für solche Mühewaltung nicht nur je ! Schilling 
zus der Beede, sondern auch ein Mittagessen bei dem Pastor, „zu dessen nicht geringer Un 
gelegenheit“ (Fabr.), da er an solchen Tagen auch nachmittags zu predigen hatte. Aehnlich wird 
zs auch anderswo gehalten worden sein. In Lensahn bekam, ehe das Geld geteilt ward, der 
Küster jeden Opfertage! Mark Lübsch für Waschen, Schheuern usw. — Aus der gleichen Ge— 
meinde wird auch von einer besonderen Sammlung für den Küster berichtet, welche Bischos 
Hans als Patron 1054 dort einführte. Er verordnete, daß die Abendmahlsgäste nach Be 
lieben zum „Weinpfennig“ (Gur Anschaffung des Abendmahlweines) dem Küster ins 
Becken legten. Am ersten Sonntag nach dieser Bekanntmachung wurden 12 Schilling im 
Becken gefunden. — Aus meiner Jugend erinnere ich mich der Festoöpfer noch vuon Drehs, 
dorf. Hier gingen die Leute wahrend des Geianges nach der Predigt um den Altar herum 
und legten dort, in Papier gewickelt und mit dem Mamen des Gebers versehen, ihre Gabe 
nieder. Damals eristierte die Kirchenbeede nicht mehr, und das ganze Opfer kam dem Pastor 
zu. Wenn ich recht erinnere, wurde auch nicht zu Michaelis, sondern zu Mariae Reiniqgung 
oder Lichtmeß (2. Febr.) geopieri. 
4. Besondere Einkünfte. 
Eine besondere Gerechtigkeit waren die „eisernen Tiere“'), d. h. die 
Verpflichtung der Gemeinde, dem Prediger für seinen landwirtschaftlichen Vetrieb 
eine bestimmte Anzahl von Pferden, Kühen oder Kälbern anzuschaffen, welche 
dann dem Nachfolger in gleicher Qualität überliefert werden mußten, oder falls 
er von dieser Gerechtigkeit keinen Gebrauch macht, ihm dafür eine jährliche Ver 
qütung zu zahlen. 
Aus Schönkirchen berichtet Fabr. 1059, daß dort, wie auch anderswo 
häufig geklagt werde, die „eisernen Tiere“ bei der Kriegszeit abhanden gekommen 
seien. Der Pastor habe alles aufs neue für sein eigen Geld kaufen müssen und 
sei ihm keine Erstattung geschehen. — Von dem üblen Diaconus Ziegler in 
Drelsdorf wird berichtet, daß er, als er bei Nacht und Nebel seine Ge 
meinde verließ, die eisernen Kühe mitnahm und anderswo verkaufte (Aktenstück)“). 
Eine besondere Einnahme, die sie wohl als Nadelgeld gebrauchten, erwuchs den 
Predigerfrauen durch die Vermietung der Brautkronenund des 
„Kasselzeugs““), die in verschiedener Güte und zu verschiedenen Preisen bei 
) Diese Bezeichnung findet sich bei Fabr. und bestand bis in die Neuzeit. So hatte ich in 
Hohenselde noch 4 und der Küster Meiserne Kube“. 
) Ein anderes als die eisernen Kühe sind die „Kirchenkühre'“, die wir z. B. in der 
Propstei Flensburg finden (Johannsen II, S. l0s jj.). Hier handelt es sich um eine Abgabe 
oon JP oder 2 Schilling, die jeder Hauswirt für jede Kuh zu entrichten hat. Grund und Sinn 
dieser Abgabe bedarf noch der Aufklarung. 
) Der Name „Kasselkleed“ oder „Kaͤsseltuug“ für das bei Luther als „Westerhemd'“ (von 
vestis) bezeichnete Taufkleidhhen (mit Mütze) erklärt sich aus dem Worte „kasseln“ — „kersten, 
karsten““', abgeleitet von „Kerst““ —: Christ, alio „Jjum Christen machen“ (durch die Taufe). 
Vagl. Kassabend Christabend. (Mensiug III, 62 f.). In seiner eigentlichen Bedeutung im 
——* ist das Wort „Kasseltuüüg““ heute noch gebräuchlich für „bestes Zeug“, „Sonntags 
staat“.
	        
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