Pfarrbesoldung
Moldenit z. B. 40 Mark jährlich), daß sie sich genötigt sahen, dringend um Er—
stattung dieser verlorenen Einnahmen zu bitten (Fabr.).
Die regelmästigen allgemeinenOpfer fanden nach nraltem Brauch vier—
mal im Jahre, Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Michaelis statt. Diese Fest
opfer, auch „Beede“ genannt, galten allerdings nicht allein den Geistlichen, sondern
waren zu zwei Drittel für die Unterhaltung des Kirchengebäudes bestimmt, nur
das letzte Drittel gehörte dem Pastor.
In Lensahn (Bu 1V) und Lobrade (Fabr.) standen bei dieser „Beede“ zwei Juraten
mit Becken in der Hand im Chor und bekamen für solche Mühewaltung nicht nur je ! Schilling
zus der Beede, sondern auch ein Mittagessen bei dem Pastor, „zu dessen nicht geringer Un
gelegenheit“ (Fabr.), da er an solchen Tagen auch nachmittags zu predigen hatte. Aehnlich wird
zs auch anderswo gehalten worden sein. In Lensahn bekam, ehe das Geld geteilt ward, der
Küster jeden Opfertage! Mark Lübsch für Waschen, Schheuern usw. — Aus der gleichen Ge—
meinde wird auch von einer besonderen Sammlung für den Küster berichtet, welche Bischos
Hans als Patron 1054 dort einführte. Er verordnete, daß die Abendmahlsgäste nach Be
lieben zum „Weinpfennig“ (Gur Anschaffung des Abendmahlweines) dem Küster ins
Becken legten. Am ersten Sonntag nach dieser Bekanntmachung wurden 12 Schilling im
Becken gefunden. — Aus meiner Jugend erinnere ich mich der Festoöpfer noch vuon Drehs,
dorf. Hier gingen die Leute wahrend des Geianges nach der Predigt um den Altar herum
und legten dort, in Papier gewickelt und mit dem Mamen des Gebers versehen, ihre Gabe
nieder. Damals eristierte die Kirchenbeede nicht mehr, und das ganze Opfer kam dem Pastor
zu. Wenn ich recht erinnere, wurde auch nicht zu Michaelis, sondern zu Mariae Reiniqgung
oder Lichtmeß (2. Febr.) geopieri.
4. Besondere Einkünfte.
Eine besondere Gerechtigkeit waren die „eisernen Tiere“'), d. h. die
Verpflichtung der Gemeinde, dem Prediger für seinen landwirtschaftlichen Vetrieb
eine bestimmte Anzahl von Pferden, Kühen oder Kälbern anzuschaffen, welche
dann dem Nachfolger in gleicher Qualität überliefert werden mußten, oder falls
er von dieser Gerechtigkeit keinen Gebrauch macht, ihm dafür eine jährliche Ver
qütung zu zahlen.
Aus Schönkirchen berichtet Fabr. 1059, daß dort, wie auch anderswo
häufig geklagt werde, die „eisernen Tiere“ bei der Kriegszeit abhanden gekommen
seien. Der Pastor habe alles aufs neue für sein eigen Geld kaufen müssen und
sei ihm keine Erstattung geschehen. — Von dem üblen Diaconus Ziegler in
Drelsdorf wird berichtet, daß er, als er bei Nacht und Nebel seine Ge
meinde verließ, die eisernen Kühe mitnahm und anderswo verkaufte (Aktenstück)“).
Eine besondere Einnahme, die sie wohl als Nadelgeld gebrauchten, erwuchs den
Predigerfrauen durch die Vermietung der Brautkronenund des
„Kasselzeugs““), die in verschiedener Güte und zu verschiedenen Preisen bei
) Diese Bezeichnung findet sich bei Fabr. und bestand bis in die Neuzeit. So hatte ich in
Hohenselde noch 4 und der Küster Meiserne Kube“.
) Ein anderes als die eisernen Kühe sind die „Kirchenkühre'“, die wir z. B. in der
Propstei Flensburg finden (Johannsen II, S. l0s jj.). Hier handelt es sich um eine Abgabe
oon JP oder 2 Schilling, die jeder Hauswirt für jede Kuh zu entrichten hat. Grund und Sinn
dieser Abgabe bedarf noch der Aufklarung.
) Der Name „Kasselkleed“ oder „Kaͤsseltuug“ für das bei Luther als „Westerhemd'“ (von
vestis) bezeichnete Taufkleidhhen (mit Mütze) erklärt sich aus dem Worte „kasseln“ — „kersten,
karsten““', abgeleitet von „Kerst““ —: Christ, alio „Jjum Christen machen“ (durch die Taufe).
Vagl. Kassabend Christabend. (Mensiug III, 62 f.). In seiner eigentlichen Bedeutung im
——* ist das Wort „Kasseltuüüg““ heute noch gebräuchlich für „bestes Zeug“, „Sonntags
staat“.