Full text: 1517 - 1721 (2)

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B. 2, K. 3, 6 34. Die Geistlichkeit 
Vnd die Schrifft nach dem Geist erklären 
Selbst darnach leben wie sie lehren / 
Achte ich würdig aller Ehren; 
Wolt Gott, dasi viel derselben wären! 
Aber den von ihrer mit scharfen Augen beobachtete Durchschnitt der landes— 
tirchlichen Geistlichen verfolgt sie mit bitterem Spott und beistender Satire. 
Das derbste, was sie gegen die Geistlichkeit des Landes vorgebracht hat, ist die 
platsdeutsche Satire: De Denische Dörp-Pape, im korten Tüge 
(d. h. in seiner Nacktheit) op Dütsscch utstaffert“ (S. 247— 602 der 
PoGémata). Denisch bedeutet hier so viel wie schleswigsch. Sie schildert hier die 
Dorfpfarrer, wie sie sie in ihrer westschleswigschen Heimat beobachtet hat. Die 
Satire beginnt mit einer unglaublich drastischen Wirtshausszene: 
Herr Hansi iß lustig im Beerhuse/ 
Serringt mit der Maget umb bym Ruse. 
Herr Hack könpt ock, wert dit gewahr 
Geit mit in und is lustig dar. 
Es ist Sonnabend Nachmittag, und Herr Hack begrüsit seinen Kollegen mit der 
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Frage, wie er angesicht der morgigen Predigt so unbesorgt mit seinen Bauern 
zechen mag. Herr Hanß beruhigt ihn: 
Sorget doch nicht vör morgen / 
In minem kopp bebb ick idt all 
Wat ick morgen herschwatzen schall 
Dar darff ick nicht vör sorgen 
Die beiden Kollegen beginnen nun mit zwei Bauern ein lustig Trinken, das höchst 
naturalistisch mit allen übelriechenden Folgen ausgemalt wird. Der Bauer Trüw— 
loß, der zu viel bekommen hat, wird von Herrn Hack aufgezogen und sinnt schon 
auf Rache. Als indeß die Papen hinausgehen, um „ihr Wasser abzuschlagen“, 
beruhigt ihn der Bauer Oleff und warnt ihn davor, mit den Papen anzubinden: 
Papen volck iß ein seltsam kruth, 
Veel arger alsi de Metteln, 
De henn' menn gern daran verbrennt 
De köfft se nich / de se recht kennt 
De düvel mag se ketteln. 
Die Bauern entweichen durch die Hintertür, die Papen kommen wieder und freuen 
sich, daß das Mest leer ist und sie nun ruhig das Faß allein austrinken können. 
Sie werden immer betrunkener. Herr Hanß meint indesi: 
Dat schadt nich /wy sint't wol gewahn 
Morgen schat't nemant marcken/ 
Dat wyy drunken gewesen sind / 
Wenn mann uns manck de buhren findt 
Vörm Altar in der Karcken. 
Wy hebbent gut mit den Postillen 
Könen daruth na unsen willen 
Mehr alß uns nödich spreken / 
Tho verdenen dat Jarlich lohn.
	        
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