Full text: 1517 - 1721 (2)

König Friedrich J. 
Tochter Dorothea zur Ehe gegeben und im gleichen Jahre das Freitagsfasten auf⸗ 
—RB 
Andererseits hat er sich ängstlich bemüht, die Rechte des hohen Klerus und die 
Vorrechte der katholischen Kirche nicht anzutasten. Und zu solcher Stellung war er 
als vorsichtiger Mann allerdings aufs Stärkste genötigt. Nicht nur, daß er als 
Gegner Christians von den dänischen Praelaten auf den Thron gehoben war, nicht 
nur, daß er mit dem würdigen Bischof von Schleswig, Godske von Ahle— 
feld, der ihm einst als Kanzler gedient hatte, durch freundschaftliche Bande ver .˖ 
bunden war —, vielmehr hat er auch in den Wahlkapitulationen (zu Viborg 1523 
und wieder bei der Krönung in Kopenhagen) sich mit heiligen Eiden verpflichten 
müssen, die heilige Kirche aufrechtzuerhalten und die Luthersche Ketzerei zu be— 
kämpfen und auszurotten. 
So von zwei Seiten gedrängt, einerseits von seiner inneren Ueberzeugung, an⸗ 
dererseits von kluger Ueberlegung geleitet, die ihm sagte, daß er bei offener Be— 
kämpfung der Hierarchie seinen stets etwas wackeligen Königsthron verlieren könne, 
hat der König einen Mittelweg gewählt: „im Einzelnen und unter der Hand 
hat er die Lutherschen Lehrer unterstützt und beschirmt, während er öffentlich als 
Verteidiger des Bestehenden aufzutreten schien““). Zwar die Nachricht, die seit 
Muhlius (de Reformatione religionis S. 37) in den Kirchengeschichten her— 
aAmgespukt hat und sogar noch bei J.“M. III, S. 19, sich findet, daß Friedrich 
schon im Jahre 1524 ein förmliches „oleranzedikt“ erlassen habe, ist von 
Rördam a. a. O., S. 181— 809, mit einleuchtenden Gründen für eine Fabel er— 
klärt worden. Aber immerhin gilt auch von diesem „Edikt“: Se non è vero, 
è ben trovato: tatsächlich hat der König nach beiden Seiten hin Toleranz geübt, 
nicht natürlich aus Prinzip — das Prinzip der religiösen Toleranz war noch nicht 
erfunden —, sondern genötigt durch die politischen Verhältnisse und seine persönliche 
Stellung. 
Und diese freilassende Stellung des Königs ist für die Reformation seiner 
Länder entschieden vorteilhafter gewesen, als etwa eine gewaltsame Einführung des 
Neuen es gewesen wäre. Denn so hatten die reformatorischen Gedanken Zeit, sich 
ungestört im Volke auszubreiten; so konnte der geistige Boden bereitet werden, 
aus dem die allgemeine und gesetzliche Reformation wie eine reife Aehre hervor— 
wachsen konnte. 
Es wird nun unsere Aufgabe sein, die reformatorische Bewegung, wie sie sich 
unter der freilassenden Hand Friedrichs J. entwickelt hat, genauer darzustellen. Wir 
beginnen mit einer Darstellung der refor matorischen Bewegungin 
Reichsdänemark, nicht etwa, weil sie dort früher als bei uns eingesetzt hätte 
— im Gegenteil, es finden sich manche Spuren von einer Einwirkung Haders— 
lebens auf Jütland, und gerade die deutschen Berater des Königs sind es vor allem 
gewesen, die ihn auch im Königreich im reformatorischen Sinne weiter getrieben 
haben, als er in seiner friedliebenden und etwas lethargischen Natur vielleicht von 
sich aus gegangen wäre —, sondern lediglich aus dem rein formalen Grunde, dasß 
7) Daß er auch, wie z. B. in K. Müllers KGeIIeI, S. 478, zu lesen ist, das Abendmahl in 
beiderlei Gestalt genossen habe, finde ich sonst nicht bestätigt: dieser erklärte Uebertritt zum 
Luthertum würde auch zu seiner Gesamthaltung nicht stimmen. Im übrigen bedeutete die 
Aufgabe“ des Fastens für den König persönlich keine große Veränderung. Er hatte nämlich 
diese „feine äußerliche Zucht“ selber nie geübt, sondern sich eigens fünf arme Geistliche ge⸗ 
halten, die stellvertretend für ihn fasten mußten. Lau S. 66. 
s) Rör dam in „Kirkekalender for Slesvig Stift“ (1862), S. 186.
	        
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