Reformatorische Bewegung in Dänemark
Schutz und Beschirmung“ nahm, ihn zum königlichen Kaplan ernannte und die
Bürger ausdrücklich autorisierte, ihn „gegen Alle, Geistliche und Weltliche“, zu
schützen.
Auf dem allgemeinen Herrentage zu Odense im gleichen Jahre prote—
stierten die Praͤlaten heftig gegen diesen Schutzbrief; allein der König wies den
Protest nicht allein zurück, sondern stellte auch für Sadolin einen gleichen Schutz—-
brief aus und gab ihm die Erlaubnis, eine Schule für junge Priester einzurichten,
„wie das in Hadersleben geschehen sei““. Andererseits erreichten die Prälaten von
den weltlichen Mitgliedern des Reichsrates die Zusicherung, sich der lutherischen
Ketzerei widersetzen zu wollen, allerdings nur, indem sie ihrerseits die Verpflichtung
übernahmen, hinfort keine Landgüter mehr vom Adel zu kaufen oder in Pfand zu
nehmen“)
Unterdessen breitete sich, namentlich in Jütland, die evangelische Bewegung
immer weiter aus und nahm zum Teil shen sozialrevolhutionäre Formen
an: jütische Bauern verschworen sich miteinander, den Bischöfen keine Abgaben
mehr zu leisten; auch fing man an, gegen die Bettelmönche loszugehen, in denen man
nur Leute sah, welche das Volk aussogen und mit dessen Gut ihren Bauch
mästeten?).
Die vier jütischen Bischöfe hielten es für nötig, gegen die Ausbreitung der
Ketzerei etwas besonderes zu tun. Selber ohne starke Geistesgaben und Gelehrsam.
Luthers Auftreten der junge Melanchthon als Leuchte der „Wissenschaft“ weithin einen grosien
Ruf genosi. Viele haben dann dort, wo sie zunächst nur „Bildung (eruditio) suchten, durch
Luther den Anstosi zur ewigen Bewegung bekommen.
11) Um diesen mit einer hinreißenden volkstümlichen Beredsamkeit begabten Mann haben wir
unser Nachbarland zu beneiden; eine derartige Führerpersönlichkeit, gleich stark und grosi im
Kampf wie im Aufbau, ist, soviel ich erkennen kann, unter den reformatorischen Männern
unseres Landes nicht nachtzuweisen. Geboren zu Birkende zwischen Odense und Myborg, besuchte
H. T. die Schulen zu Odense und Slagelse und trat in das reiche Johanniterkloster zu Ant
vorskov ein. Wegen seiner ausgezeichneten Geistesgaben wurde er, 22 Jahre alt, zum Studium
ins Ausland geschickt. In Rostock hielt er sich drei Jahre lang (1516 — 19) anf, kam mit dem
Magistergrad in sein Vaterland zurück und wirkte als Lektor an der Kopenhagener Universität.
Noch einmal trieb es ihn nach Deutschland: Mai 1523 wurde er in Wittenberg infskribiert
und durfte nun fast zwei Jahre lang zu Luthers Füßen sitzen. Damit war seine innere Ein—
stellung ein für allemal gegeben: als ein glühender Liebhaber des seligmachenden Evangeliunis
von der freien Gnade Gottes kehrte er in sein Kloster zurück, und was er dort erfuhr — er
mußte wegen ketzerischer Lehre eine Zeitlang im unterirdischen Klostergefängnis siten —, machte
den starken, charaktervollen Mann zum furchtlosen Kämpfer und Reformator. Won seiner Wirk
samkeit als solcher hören wir oben. Als das von ihm begonnene Werk von König Christian 15360
siegreich zu Ende geführt worden war, erwartete man allgemein, ihn unter den neuen Bischöfen
oder Superintendenten zu finden. Allein die Universität konnte den großen Hebräer nicht ent⸗
behren, und als Lektor und Prädikant bei der Domkirche zu Rossskilde durfte er unter dem
theologischen Nachwuchs des Landes eine reiche Wirksamkeit entfalten. Nach Johannes Wenths
Vandalus) Tode wurde er als Bischof von Ripen gewählt und am 30. April 1542 von
Bugenhagen als solcher ordiniert. Bis zu seinem Tode, 11. Nov. 15601, also fast 20 Jahre
lang, hat er, auch in unser Land hinüberwirkend, mit hervorragender Treue und altem Eifer,
der sich namentlich gegen die kirchenräuberischen Adelsherren wandte, seines Bischofsamtes ge⸗
waltet. Tausen hat eine Postille über die Sonntagsevangelien und episteln (gedruckt zu Magde⸗
burg 1539, in Auswahl neu herausgegeben von L. Helveg, 1870) hinterlassen, die sicher auch
in Nordschleswig viel gebrancht worden ist. Bemerkenswert ist noch, daß er in den äusieren
Zeremonien gerade wie Luther sehr konservativs war. — Näheres über T. s. in dem ausführ⸗
lichen Artikel von H. F. Rör dam in DBL 17, 100- 114.
12) So wurde der wirtschaftliche Gegensatz, der schon lange zwischen Adel und Geist⸗
lichkeit bestand, offenbar.
13) Man vergaß dabei, bemerkt DRH III, 294 f, daß fast alle Reformatoren von den
Kloöstern ausgegangen sind, so daß es an geistlichem Leben in diesen doch jedenfalls noch nicht
röllig gefehlt hat.