Die Predigt im 17. Jahrhundert
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Schatze ihres Wissens allerlei Gutes zum Schmuck ihrer Rede hinzutaten. Wir
kennen sogar aus dem 17. Jahrhundert etliche Prediger, die sich hoch über den
Durchschnitt erhoben und durchaus verdient haben, in einer allgemeinen Geschichte
der Predigt nicht übersehen zu werden. Ich nenne solcher drei.
Der erste ist der Pastor von Nortorf, Paulus Egardus, von dem schon
oben S. 294 f. gehandelt worden ist.
Der zweite ist der Pastor von Krempe, Wilhelm Alardus“'), ein hoch—
begabter Mann, nicht nur als Prediger seiner Zeit hochberühmt, sondern auch als
lateinischer Dichter). Hervorragend sind namentlich seine drei Centurien Excu-
biarum Piarum (Frankfurt, Leipzig 1007 ff.), lauter lateinische Gedichte in
einfachem Versmast und blühen—
der Sprache, die sich dadurch vor
andern lateinischen Dichtungen der
Zeit auszeichnen, dasi sie nicht mit
der antiken Götterwelt spielen, son
dern einzig und allein der Ver
herrlichung des Heilandes dienen.
Das ist überhaupt das Hervor
ragende bei diesem Mann, daß er
nicht wie so viele theologische Zeit—
genossen seine reiche Begabung an
weltliche Wissenschaften verzettelt,
sondern sein ganzes Leben und
seine ganze Kraft der Verkündi—
qung des Wortes Gottes in Rede
und Schrift gewidmet hat. Nicht
nur unendlich viele Predigtsamm—
ungen hat er herausgegeben, son—
dern auch Sammlungen von „an
dächtigen Gebetlein“ (Girrendes
Turteltäublein; Hertzpfeile), welche
vielfach, u. a. auch von Pastor
Walther in seinem Kerckenhandbökschen, benutzt worden sind ). Was seine
io) Wilhelm Alardus ist am 22. Mosv. 1572 zu Wilster als Sobn des dortigen
Pasiors Franz Alardus (vgl. über denselben oeben S. 154) geboren. Früh des Vaters beraubt,
ronnte der begabte Jüngling, nachdem er in Itzehse und Lüneburg die Schulen besucht hatte,
oermöge reichlicher uͤnterstützung durch etliche reiche Amsterdamer Kaufleute drei Jahre lang
in Wittenberg studieren. 1805 wiürde er Konrektor in Krempe, lo0o5 Adjunkt des alternden
Pastors und endlich 1008 dessen Nachfolger. Aehnlich wie Egardus hat er alle möglichen ihm
angebotenen besseren Dienste ausgeschlagen und mit unendlicher Treue' und Genügsamkeit bis
an sein Ende, s. Mai 1045, der Kremper Gemeinde gedient. Zweimal verheiratet, zeugte er
20 Kinder, daͤrunter Lampertus, P. in Brunsbüttel, Wilhelm, P. in Süderau, und Nikolaus,
P. in Neuenkirchen. Auch von seinem Bruder Franz, P. in St. Margarethen, stammen
mehrere Pastoren, so dast eine ganze Reihe des Alardischen Geschlechts auf s.eh. Kanzeln ge—
standen hat (13 nach Arends). Wilhelms Nachfolger wurde sein Schwiegersohn, der spätere
GE Hudemann. Ein Eukel von ihm, Mikelaus, war Pr. in Tönning und 1080 — 1000 Ge
über Oldenburg und Delmenhorst.
19) Seine deutschen geistlichen Lieder baben nicht denselben Wert. Eins ist in unserm Ge
sangbuch zu finden (Nr. 345).
i2) Vollständiges Verzeichnis seines Schrifttums j. bei Moller J, S. 5- 7.
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