Full text: 1517 - 1721 (2)

Die Predigt im 17. Jahrhundert 
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Schatze ihres Wissens allerlei Gutes zum Schmuck ihrer Rede hinzutaten. Wir 
kennen sogar aus dem 17. Jahrhundert etliche Prediger, die sich hoch über den 
Durchschnitt erhoben und durchaus verdient haben, in einer allgemeinen Geschichte 
der Predigt nicht übersehen zu werden. Ich nenne solcher drei. 
Der erste ist der Pastor von Nortorf, Paulus Egardus, von dem schon 
oben S. 294 f. gehandelt worden ist. 
Der zweite ist der Pastor von Krempe, Wilhelm Alardus“'), ein hoch— 
begabter Mann, nicht nur als Prediger seiner Zeit hochberühmt, sondern auch als 
lateinischer Dichter). Hervorragend sind namentlich seine drei Centurien Excu- 
biarum Piarum (Frankfurt, Leipzig 1007 ff.), lauter lateinische Gedichte in 
einfachem Versmast und blühen— 
der Sprache, die sich dadurch vor 
andern lateinischen Dichtungen der 
Zeit auszeichnen, dasi sie nicht mit 
der antiken Götterwelt spielen, son 
dern einzig und allein der Ver 
herrlichung des Heilandes dienen. 
Das ist überhaupt das Hervor 
ragende bei diesem Mann, daß er 
nicht wie so viele theologische Zeit— 
genossen seine reiche Begabung an 
weltliche Wissenschaften verzettelt, 
sondern sein ganzes Leben und 
seine ganze Kraft der Verkündi— 
qung des Wortes Gottes in Rede 
und Schrift gewidmet hat. Nicht 
nur unendlich viele Predigtsamm— 
ungen hat er herausgegeben, son— 
dern auch Sammlungen von „an 
dächtigen Gebetlein“ (Girrendes 
Turteltäublein; Hertzpfeile), welche 
vielfach, u. a. auch von Pastor 
Walther in seinem Kerckenhandbökschen, benutzt worden sind ). Was seine 
io) Wilhelm Alardus ist am 22. Mosv. 1572 zu Wilster als Sobn des dortigen 
Pasiors Franz Alardus (vgl. über denselben oeben S. 154) geboren. Früh des Vaters beraubt, 
ronnte der begabte Jüngling, nachdem er in Itzehse und Lüneburg die Schulen besucht hatte, 
oermöge reichlicher uͤnterstützung durch etliche reiche Amsterdamer Kaufleute drei Jahre lang 
in Wittenberg studieren. 1805 wiürde er Konrektor in Krempe, lo0o5 Adjunkt des alternden 
Pastors und endlich 1008 dessen Nachfolger. Aehnlich wie Egardus hat er alle möglichen ihm 
angebotenen besseren Dienste ausgeschlagen und mit unendlicher Treue' und Genügsamkeit bis 
an sein Ende, s. Mai 1045, der Kremper Gemeinde gedient. Zweimal verheiratet, zeugte er 
20 Kinder, daͤrunter Lampertus, P. in Brunsbüttel, Wilhelm, P. in Süderau, und Nikolaus, 
P. in Neuenkirchen. Auch von seinem Bruder Franz, P. in St. Margarethen, stammen 
mehrere Pastoren, so dast eine ganze Reihe des Alardischen Geschlechts auf s.eh. Kanzeln ge— 
standen hat (13 nach Arends). Wilhelms Nachfolger wurde sein Schwiegersohn, der spätere 
GE Hudemann. Ein Eukel von ihm, Mikelaus, war Pr. in Tönning und 1080 — 1000 Ge 
über Oldenburg und Delmenhorst. 
19) Seine deutschen geistlichen Lieder baben nicht denselben Wert. Eins ist in unserm Ge 
sangbuch zu finden (Nr. 345). 
i2) Vollständiges Verzeichnis seines Schrifttums j. bei Moller J, S. 5- 7. 
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