B. l, 9 2. Die Landesfürsten
keit, richteten sie am 10. Mai 1527 an die großen Bekämpfer Luthers, Dr. Eck
and Coch läus, eine demütige Bitte, sich nach Dänemark zu begeben und dort
ein bis zwei Jahre mit Disputationen und Schriften der „Verpestung“ entgegen-
zuwirken. Doch niemand kam: Erasmus hatte gewarnt: „Die Reise ist sehr lang
ind das Volk soll wild sein“ (a. a. O. S. 298 f.).
Der Erfolg des im August 1527 gehaltenen Herrentages zu Odense
war eine Art von Kompromiß zwischen den verschiedenen Interessen der Prälaten,
des Adels und des Königs. Der Bischofszehnte wurde für die Bauern (nicht für
den Adel) ausdrücklich aufrecht erhalten, dagegen alle älteren Abgaben abgeschafft.
Der König nahm (gegen den Adel!) das Kirchengut in Schutz. Andererseits er—
reichte dieser die Bestimmung, daß wegen Schulden u. dgl. niemand vor die geist—
lichen Gerichte gestellt werden dürfe, und daß die Kirchenbußen, zu denen seine
Bauern verurteilt würden, dem Gutsbesitzer zufallen sollten. Der König weigerte
sich wiederum, seine Schutzbriefe zurückzunehmen, versprach aber auch, die Mönche
zegen Vergewaltigung in Schutz zu nehmen, verlangte jedoch für dieselben die
Freiheit, das Kloster zu verlassen und sich zu verheiraten.
Ein wirksamer Schutz gegen die weitere Verbreitung der lutherischen „Pest“
war also zu Odense nicht erreicht worden. Hans Tausen wirkte zu Viborg kräftig
weiter, nun auch, da sich dort ein deutscher Buchdrucker niedergelassen hatte'), durch
Flugschriften, die in der Mehrzahl dänische Uebersetzung Lutherscher waren. Die
Dominikaner verliesten ihr Kloster, die Franziskaner wurden vertrieben; ihre Kir—
chen wurden Werkstätten der evangelischen Verkündigung. Auch in andern Städten
Jütlands saßen schon Priester, die — auf königliche Schutzbriefe gestützt — zur
zeuen Lehre übergegangen waren und sich verheiratet hatten. In Aalborg, Veile,
Randers und andern Orten wurden die Mönche vertrieben. Auf Fühnen, das sich
im übrigen am längsten unter den Landschaften des Reiches „rein“ erhielt, traten
doch in Assens schon zwei ausgeprägte Lutheraner als Prediger auf; 1830 wurde
hier der katholische Gottesdienst abgeschafft.
Vor allem aber wurde nun die reiche Handelsstadt Malmö s in der damals
noch zu Dänemark gehörenden FRandschaft Schonen (Skaane) zu einem
neuen Brennpunkt evangelischer Lehre. Hier wirkten seit 1827, von dem späteren
Parteigänger Wullenwebers, dem deutschen Bürgermeiste Jürgen Kock
Georg Winter) berufen und geschützt, der machtvolle Predige Claus Mor-—
mensen, gen. Töndebinder, und die bisherigen Karmelite Franz Vor-—
mordsen und Peder Laurentsen. Mortensen gab mit Hans
Spandemagersschon 1528 das erste dänische Gesangbuch und im folgenden
Jahre ein dänisches Messebuch heraus. Das sog. Malmöbuch ist ihrem Inhalte
aiach die erste dänische Kirchenordnung““). Von Malmö aus verbreitete sich die
evangelische Bewegung rasch und kräftig durch die ganze Landschaft.
In der Reichshauptstadt hatte bisher der stolze und energische Ros—
kilder Bischof LRago Urne mit Erfolg die neue Bewegung niederzuhalten ge—
wußt; erst nach seinem Tode und mit der königlichen Berufung Hans Tausens an
die vornehme Nikolaikirche (1529) brach sie sich mächtig Bahn. Bald waren es
oier evangelische Prediger an den Hauptkirchen Kopenhagens, welche die Bürger—
schaft gewaltig gegen den alten Glauben aufreitten.
19) Er wird Hans Vingaard genannt und ist ohne Zweifel derselbe, der 1537 zu
Kopenhagen die Ordinatio latina gedruckt hat: Johannes Vinitor (Weingärtner) Stui-
gardiensis.
15) Val. zu Malmö bes. Mi. S. 33f.