Full text: 1517 - 1721 (2)

B. l, 9 2. Die Landesfürsten 
keit, richteten sie am 10. Mai 1527 an die großen Bekämpfer Luthers, Dr. Eck 
and Coch läus, eine demütige Bitte, sich nach Dänemark zu begeben und dort 
ein bis zwei Jahre mit Disputationen und Schriften der „Verpestung“ entgegen- 
zuwirken. Doch niemand kam: Erasmus hatte gewarnt: „Die Reise ist sehr lang 
ind das Volk soll wild sein“ (a. a. O. S. 298 f.). 
Der Erfolg des im August 1527 gehaltenen Herrentages zu Odense 
war eine Art von Kompromiß zwischen den verschiedenen Interessen der Prälaten, 
des Adels und des Königs. Der Bischofszehnte wurde für die Bauern (nicht für 
den Adel) ausdrücklich aufrecht erhalten, dagegen alle älteren Abgaben abgeschafft. 
Der König nahm (gegen den Adel!) das Kirchengut in Schutz. Andererseits er— 
reichte dieser die Bestimmung, daß wegen Schulden u. dgl. niemand vor die geist— 
lichen Gerichte gestellt werden dürfe, und daß die Kirchenbußen, zu denen seine 
Bauern verurteilt würden, dem Gutsbesitzer zufallen sollten. Der König weigerte 
sich wiederum, seine Schutzbriefe zurückzunehmen, versprach aber auch, die Mönche 
zegen Vergewaltigung in Schutz zu nehmen, verlangte jedoch für dieselben die 
Freiheit, das Kloster zu verlassen und sich zu verheiraten. 
Ein wirksamer Schutz gegen die weitere Verbreitung der lutherischen „Pest“ 
war also zu Odense nicht erreicht worden. Hans Tausen wirkte zu Viborg kräftig 
weiter, nun auch, da sich dort ein deutscher Buchdrucker niedergelassen hatte'), durch 
Flugschriften, die in der Mehrzahl dänische Uebersetzung Lutherscher waren. Die 
Dominikaner verliesten ihr Kloster, die Franziskaner wurden vertrieben; ihre Kir— 
chen wurden Werkstätten der evangelischen Verkündigung. Auch in andern Städten 
Jütlands saßen schon Priester, die — auf königliche Schutzbriefe gestützt — zur 
zeuen Lehre übergegangen waren und sich verheiratet hatten. In Aalborg, Veile, 
Randers und andern Orten wurden die Mönche vertrieben. Auf Fühnen, das sich 
im übrigen am längsten unter den Landschaften des Reiches „rein“ erhielt, traten 
doch in Assens schon zwei ausgeprägte Lutheraner als Prediger auf; 1830 wurde 
hier der katholische Gottesdienst abgeschafft. 
Vor allem aber wurde nun die reiche Handelsstadt Malmö s in der damals 
noch zu Dänemark gehörenden FRandschaft Schonen (Skaane) zu einem 
neuen Brennpunkt evangelischer Lehre. Hier wirkten seit 1827, von dem späteren 
Parteigänger Wullenwebers, dem deutschen Bürgermeiste Jürgen Kock 
Georg Winter) berufen und geschützt, der machtvolle Predige Claus Mor-— 
mensen, gen. Töndebinder, und die bisherigen Karmelite Franz Vor-— 
mordsen und Peder Laurentsen. Mortensen gab mit Hans 
Spandemagersschon 1528 das erste dänische Gesangbuch und im folgenden 
Jahre ein dänisches Messebuch heraus. Das sog. Malmöbuch ist ihrem Inhalte 
aiach die erste dänische Kirchenordnung““). Von Malmö aus verbreitete sich die 
evangelische Bewegung rasch und kräftig durch die ganze Landschaft. 
In der Reichshauptstadt hatte bisher der stolze und energische Ros— 
kilder Bischof LRago Urne mit Erfolg die neue Bewegung niederzuhalten ge— 
wußt; erst nach seinem Tode und mit der königlichen Berufung Hans Tausens an 
die vornehme Nikolaikirche (1529) brach sie sich mächtig Bahn. Bald waren es 
oier evangelische Prediger an den Hauptkirchen Kopenhagens, welche die Bürger— 
schaft gewaltig gegen den alten Glauben aufreitten. 
19) Er wird Hans Vingaard genannt und ist ohne Zweifel derselbe, der 1537 zu 
Kopenhagen die Ordinatio latina gedruckt hat: Johannes Vinitor (Weingärtner) Stui- 
gardiensis. 
15) Val. zu Malmö bes. Mi. S. 33f.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.