Gesangbücher
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von P. Gerhardt, der hier zum erstenmal in SH erscheint, 10, von Rist 20, von
dem Herausgeber, Gensch von Breitenau, 26 ).
Eine besondere Stellung nimmt das 1076 herausgekommene er ste Schles⸗—
wiger oder Husumer Gesangbuch ein (,„Auserlesene Geistliche
Lieder“). Es ist zwar von hoher Stelle, nämlich der in Husum residierenden
Witwe Herzog Friedrichs III. Maria Elisabeth, veranlasit worden, von
vornherein aber nicht für die Kirchgemeinden, sondern nur für den Gottesdienst
in der Hofkapelle (zu Husum) sowie für „geheime Andacht“ bestimmt. Als Heraus—
geber ist Mag. Petrus Peträus (Peter Petersen), der erste hochdeutsche
Hofprediger der Herzoginwitwe“), bezeichnet. Das Gesangbuch enthält 406
Lieder, darunter neben einem guten Bestand von alten Liedern eine Fülle von
„modernen“, darunter von Gerhardt allein 68, von Rist 31, von Johann Franck
21. Peter Petersen selber hat 14 Lieder beigesteuert, welche wohl mit Recht
später vergessen worden sind.
Im Jahre 1680 erschien das erste Gesangbuch im Königlichen An—
teil, und zwar „mit offizieller Geltung und halbwegs zwangsweiser An—
schaffung für jede Gemeinde auf Kosten der Kirche“ (Bred. S. 25). Das war
das „Kleine Holsteinische Gesangbuch“ von GS Chr. von
Stöcken. Wir haben oben S. 205 schon einiges über dies merkwürdige Ela—
borat mitgeteilt. Es enthält 642, genauer bei Abrechnung der „geduppelten“
527 Nummern, darunter 00 von Stöcken selber; nur eins seiner Lieder hat
man der Aufnahme in unser Gesangbuch für wert gehalten (Nr. 509). Das
Stöckensche Gesangbuch hat noch 1681 eine zweite, auf 788 Nummern ver—
mehrte Auflage erlebt, dann ist es unter der herben Kritik der Zeitgenossen still
verschwunden. Es ist aber nicht ohne Nachwirkungen geblieben. Eine solche ist
das 1719 erschienene „Rendsburgische anderweitige Gesang—
buch“ (Bred. S. 38 ff.), das den größten Teil des Stöckenschen Gesangbuches,
doch nicht seine „geduppelten“ und verschlimmbesserten Lieder aufgenommen hat
und insofern als eine Fortführung jenes Buches gelten kann. Bemerkenswert ist
die reiche Aufnahme Gerhardtscher Lieder (. Nummern!). Herausgeber war
Marcus Müller, Pastor an der Christkirche zu Rendburg (l701-2 f 1733).
Das Buch war „vornehmlich der Christkirche wie auch denen Amptskirchen“ ge—
widmet, wird also wohl über den Kreis der kleinen Rendsburger Propstei kaum
hinausgekommen sein.
Eine andere denkwürdige Nachwirkung des Stöckenschen Gesangbuches ist ein
zuerst 1712 zu Glückstadt gedruckter „Jus zug“ aus demselbigen, der für
Süderdithmarschen bestimmt war und, 1600 Nummern enthaltend, nur 10-18
Schillinge kostete (Bred. S. 37 f.). Er ist nach dem Titel mit Bewilligung
der Angehenden absonderlich gedruckt für die, „so in diesen Kirchendas
ganze Gesangbuch nicht haben, auch nicht eben kaufen
können““. Wir erkennen aus dieser Zweckbestimmung, wie sehr der verhältnis
mäßig hohe Preis der größeren Gesangbücher eine allgemeine Verbreitung der—
selben verhinderte.
Denselben Zweck, nämlich ein verkleinertes und verbilligtes Gesangbuch zu
ia) Zu Genschvon Breitenauvergl. Hed. S. 315f., Z XXVI (ISso, Posselt)
4) Dieser trat an die Stelle von Volquard Paysen, der „loos nach Hattstedt abgeschoben
war, weil er nicht von der niederdeutschen Sprache in den Gottesdiensten lassen wollte“
Bred. S. 20).