Full text: 1517 - 1721 (2)

Chor. und Instrumentalmusik 
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Flensburger Cosmas Vake und Bartholomäus Stockmann sangen. (Uebrigens 
sind die meisten, auch in unserem Lande entstandenen Arbeiten bereits in dieser 
Zeit nicht etwa plattdeutsch, sondern hochdeutsch) Kiel hat 1025 manches alte 
Stück aus dem 160. Jahrhundert besessen (Obrecht, Orlandus), schafft aber gern 
„Modernes“ an: Bodenschatz' berühmtes Sammelwerk Florilegium Portense, 
aus dem noch 100 Jahre später Bach in Leipzig singen läßt, Haßler, Scheidt, 
Vulpius, Mich. Praetorius, von Rendsburg und Heide ist ähnliches bekannt. 
Die KO. von 1542 hatte für die Gottesdienste der Festtage der Chormusik 
viel Raum gelassen. Man konnte ganze „Messen“ (Kyrie, Gloria, Credo 
usw.) singen, und die leistungsfähigeren Chöre haben es wohl auch getan; freilich 
macht der überaus geringe archivalische Befund von den alten Zeiten an es sehr 
unwahrscheinlich, daß es in besonders starkem Maß geschehen ist. Man konnte 
Introiten singen; für den Platz nach der Epistel war Chormusik, z. T. im 
Bunde mit der Gemeinde, vorgesehen, bei der Abendmahlsfeier war sie möglich. 
Es scheint so, daß die Musik nach der Epistel am meisten ausgebaut ist. Hier war 
die Möglichkeit eines kunstgemäßen Kirchenliedsingens (Praetorius!) gegeben; an 
dieser Stelle des Gottesdienstes schlichen sich bald allerlei Freiheiten ein: es ent 
stand (neben Evangelien- und Epistelliederkompositionen) aus dem Bibelspruch 
(Motette) im Bunde mit dem Kirchenliede und der freien meist recht subjektiven 
Dichtung die Kantate. 
Unser kleines Land spiegelt die gesamtdeutsche Entwickelung wieder: man kannte 
das Epistellied (Eniccelius)“), man sang durch eine Strophe getrennte Bibel— 
sprüche, man fügte freie Dichtungen ein, man sang in der schlichten Form der 
„Monodie“ (eine oder mehrere Einzelstimmen mit einem Einzelinstrument: 
Thomas Selle hat sie wohl bei uns 1024 eingeführt) oder auch mehrchörig; hier 
blieb die „Musik“ bescheiden, dort wuchs sie sich zur Konkurrenz der Predigt aus. 
Alle Sitten wurden mitgemacht; hatte Melchior Franck schon 1023 „Evangelien— 
sprüche“ herausgegeben, die in die Schriftlesung hinein oder nach der Schrift— 
lesung gesungen werden sollten, so schuf ein halbes Jahrhundert später bei uns 
Joh. Philipp Förtsch ganze Evangelien-Oratorien de tempore für einzelne 
Sonntage, nicht nur für Festtage. Und als durch die Ausnutzung des italienischen 
Madrigals in der Oper Rezitativ und Arie die große Mode wurden und auch in 
die Kirchenmusik einzogen, sind unsere einheimischen Meister (Georg Oesterreich, 
P. L. Wockenfuß) mit Begeisternng gefolgt. 
Aber es ist keineswegs nur im Gemeindegottesdienst „musiziert“ worden. Früh— 
zeitig kannte man Hochzeitsmusiken, und von ganz besonderer Bedeutung wurden 
Ende des 17. Jahrhunderts die Beerdigungsfeiern der vornehmen Leute. Wahre 
Monstra an Umfang sind gedichtet und komponiert worden, eine erschreckende 
Säkularisierung der einst so tiefinnerlichen Begräbnisfeiern tut sich in den „Dich— 
tungen“ am Ende der orthodoren Periode kund, gegen die dann Männer wie 
Wockenfuß in Kiel wenigstens zeitweilig mit Erfolg Front machen. 
Für diese Musik waren nun aber auch Instrumente nötig. Blas Justru— 
mente sind in der lutherischen Kirche von Anfang an Gebrauch gewesen; in 
unserm Lande sind sie für Gottorp im 160. Jahrhundert sicher nachweisbar “); und 
wenn für eine Reihe von Städten aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts Ver— 
träge von Kirchen und Stadtmusikanten nachweisbar sind, in denen diese zur 
i7y Schilling S. 14 ff.
	        
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