Full text: 1517 - 1721 (2)

Wesen der Konfirmation 
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weithin vorbildlich gewirkt. Doch steht es ebenso außer Frage, daß mehrere luthe— 
rische Landeskirchen bei der Einführung und Gestaltung der Konfirmation von 
Butzer völlig unabhängig gewesen sind. Ihr Hauptpatron und einflußreichster Be— 
fürworter auf lutherischem Gebiet ist ohne Frage Martin Chemnitz ge— 
wesen. Seine in dem Examen Conc., Trid. II, p. 113 zu findenden Worte 
über die Zulässigkeit und die Gestaltung einer evangelischen Konfirmation sind der 
locus classicus für alle späteren Befürworter derselben, auch z. B. für unsern 
Arnkiel gewesen. In Chemnitz Nachfolge sind es gerade die echt lutherischen 
Theologen, die Männer der Konkordienformel gewesen, welche die Konfirmation 
förderten (Aegid. Hunnius, Leonh. Hutter, Joh. Gerhard u. a.), sie haben also 
dasselbe getan, wie nachher die Pietisten“). Daß diese beiden Richtungen in sol⸗ 
chem Stücke am gleichen Stricke zogen, ist nicht so wunderbar, wie Hansen in 
seinem Buche es anzunehmen scheint, sondern erklärt sich — ganz abgesehen von 
ihrer inneren Verwandtschaft — daraus, daß die Lutheraner durchweg energische 
und tüchtige Kirchenleute waren, welchen die Stumpfheit des Kirchenvolkes auf 
dem Gewissen lag, die daher ebenso wie die Pietisten lebendige und bewußte Ge— 
meinden zu schaffen sich bemühten, nur daß sie das nicht wie diese auf dem Wege 
der Erweckung und Bekehrung der einzelnen, sondern durch kräftige und lebendige 
Einprägung der Katechismuswahrheiten zu erreichen suchten. Das gemeinsame 
Streben nach Verlebendigung des Kirchenvolkes führte darum Lutheraner und 
Pietisten zu gleichen Wegen: Einführung der Konfirmation und Hebung der 
elementaren Volksbildung. War den guten Orthodoxen die Konfirmation vor 
allem ein weihevoller Akt, welcher die Leute zur besseren Fürsorge für die reli— 
giöse Unterweisung ihrer Kinder anreizen sollte, so gab sie ebenso wie der voran— 
gehende Unterricht den Pietisten die erwünschte Gelegenheit, in erwecklicher Weise 
auf die Jugend einzuwirken. 
Das gleiche Streben beider Richtungen für die Einführung der Konfirmation 
zeigte sich auch in unserem Lande. In hohem Maße vorbildlich ist hier 
offenbar die Niedersächsische (Lauenburgische) Kirchenordnung (1585) gewesen. 
Diese aber stammte von dem Lübecker Superintendenten Pouchenius, dem 
Freunde der Konkordienformel und Feinde des philippistischen Paul von Eitzen. 
Der erste Vater der Konfirmation in unserem Lande ist dann der gute Lutheraner 
Stephan Klontz geworden, ihr zweiter der zum mindesten doch vom Pietis— 
mus schon berührte Trogillus Arnkiel. Beide sind zugleich energische 
Förderer der ländlichen Elementarschule. Am Ende unserer Periode sehen wir den 
scharf orthodoxen königlichen GG Jossua Schwartz Arm in Arm mit seinem 
gemütvoll-⸗pietistischen fürstlichen Kollegen Caspar Sandhagen fkür die 
Konfirmation eintreten. 
Damit kommen wir zur speziellen Geschichte ihrer Einführung in Schleswig— 
Holstein. 
9) Es ist eben eine falsche Perspektive, in der Hansen in Nachfolge Rendtorffs (Schul- 
ordnungen S. 237) die kirchengeschichtliche Entwicklung sieht, wenn er die „milden“ Me— 
lanchthonianer und Calixtiner als Vorläufer des Pietismus wertet. Es gibt natürlich auch 
Linien, die diese beiden Richtungen verbinden. Aber die Hauptlinie führt von Melanchthon 
über Calirt zum Rationalismus einer- und von Luther über die Männer der Konkordienformel 
und die Vertreter der „frommen Orthodorie“ zum Pietismus andererseits.
	        
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