Herzog Christian
Zielen begonnenhat,mit Klarheit, Entschiedenheit und
ranerkennenswerter Weisheitwirklich ezet
Die hervorragende Rolle, welche dieser Mann in der Reformationsgeschichte
unseres Landes gespielt hat, rechtfertigt es, wenn wir gleich hier, bei seinem ersten
Auftreten als Reformator, ein Bild von seiner Persönlichkeit zu
geben versuchen.
Geboren am 12. August 1503 aus der Ehe Herzog Friedrichs mit der 1514
verstorbenen Herzogin Anma, einer Tochter des Kurfürsten Johann von Bran—
denburg“), ist Herzog Christian bis 1823 mit Reichsdänemark kaum in Berührung
gekommen: in rein deutscher Umgebung ist er aufgewachsen, rein deutsch ist seine
Ausbildung gewesen; Wolfgang von Uthenhofen ist sein Lehrer, Johann Rantzau
sein „Hofmeister“ gewesen. Daß er einmal Dänemarks Thron besteigen würde,
konnte er in seiner Jugend nicht ahnen. Daher seine später von den Dänen be—
klagte mangelnde Kenntnis der dänischen Sprache. Niederdeutsch war seine Um
gangssprache, Hochdeutsch und, wie man sagt, ein gutes Latein hat er sich angeeignet.
So hat er sich denn allezeit als ein deutscher Fürst auf fremdem Throne gefühlt,
doch ohne darum sein neues Vaterland zu verachten““).
Körperlich sehr wohl gebildet, von liebenswürdiger, heiterer, lebensfreudiger
Natur, ist er in seiner Jugend von Ausschweifungen und Leichtsinn nicht frei ge—
wesen“). Aber er hat sich zu einem tüchtigen Manne entwickelt. In der Jugend
leicht beeinflußbar, hat er sich später als ein Mann von festen Grundsätzen und
eigenem Urteil erwiesen. So haben denn seine Regententugenden auch bei dänischen
Historikern höchste Anerkennung gefunden. B. Moller upschreibt DRHIII, 2,
S. 104: „Pflichstreu, fromm, niemals verzagt zeigt er sich unter allen Verhält—
nissen. Dazu —99 konsequent, mit scharfer und sicherer ueee
gabt. Ohne hochfliegende Pläne, die nach dem Unerreichbaren oder Unsicherem
griffen, hat er das dänische Staatsschiff mit nie versagender Hand durch die ge—
fährlichsten Klippen hindurchgeführt. Er verdient den guten Nachruhm, der ihm
in den Schriften der Reformationszeit, in den Berichten über seinen Tod und mit
dem schönen Denkmal, das sein Grab in der Roskilder Domkirche schmückt, ge—
spendet worden ist.“
Uns interessiert hier besonders die religiöse Seiteseines Wesens.
Da tritt uns denn zunächst die innige Verehrung der Gestalt Martin Luthers
entgegen, die ihn sein Leben lang beherrscht. Als achtzehnjähriger Jüngling hatte
er auf dem Reichstag zu Worms mit jugendlicher Begeisterung den Heldenmut und
die Glaubenskraft des deutschen Profeten erlebt, und dies Erlebnis hat ihn fürs
deben zum unbedingten Freunde der Sache Luthers gemacht. So ward er früh zum
festen, unbeirrbaren Förderer des Reformationswerkes, und die persönliche Be—
ziehung zum Reformator machte es, dast er mit förmlicher Sohnesliebe an Witten—
*5) Aus der zweiten Ehe Friedrichs mit Sophia, Tochter des Herzogs Bugislaus von
Pommern, stammen Christians jüngere Brüder: Johann, aeb. 1521. Adolf, aeb. 15260,
und Friedrich, geb. 1529.
260) Er ist der lekte unter den dänischen Königen gewesen, der seine Stellung so empfunden
hat: schon bei seinem Sohne Friedrich II. bemerken wir ein stärkeres dänisches Nationalgefühl,
und wie sehr auch manche seiner Nachfolger deutsche Kultur gepflegt haben — sie haben sich
stets in erster Linie als dänische Könige gefühlt und die (wesentlich) deutschen Herroatümer nur
als Anner ihrer Herrschaft gewertet.
27) Von feindseliger Lübecker Seite wurde behauptet, die holsteinischen Adeligen hätten den
jungen Prinzen mit Trunk und Spiel „seltsam behandelt“, damit er zu keinem Verstande käme
und sie am Regiment bleiben könnten. Schaefer S. 208.