775
B. 2, K. 5, 9 40. Kirche und Schule
geben. Seit 1035 wird's besser. — Im großen Kirchsrpiel Kampen (später Hohn) wird
1031 keine Schule gehalten, 1041 dagegen ist von Schulmeistern auf den Dörfern die Rede. —
In Kropp keine Schule (um 1030), trotzdem der Diaconus ernstlich dazu ermahnet. — In
Haddeby ist ein Küster, aber Schule wird 1034 nicht gehalten. — In Süderbrarup
1048 keine Schule. — In Töstrup 16043 ff. Examen catecheticum nullum, schola
nulla. — In Oster hügum zeigte sich 1048 bei der Gen.Vis. durch GS Reinboth, daß
keine Kirchspielsschule gehalten wurde. Grund: Die Einnahmen des Küsters seien so klein,
daß er ohne sein Schmiedehandwerk und den Ackerbau nicht von seinem Küsteramt leben könne.
Nachdem auf Betreiben des Amtmanns dem Küster von jedem Bauer ein Schip Roggen ver—
sprochen war, nahm er für ein halbes Jahr einen Schulhalter in Kost und Lohn. Jedoch
vorhet hatte man in der Hoffnung, daß das Projekt einer Gemeindeschule nicht zu Gange
kommen würde, in den Außendörfern Klippschulen eingerichtet. Das Projekt kam dennoch
zustande und die Eltern wurden durch Strafe gezwungen, ihre Kinder in die Kirchspielsschule
zu senden; nur in Gjenner wurde gestattet, auf eigene Kosten eine Schule zu bauen und
einen Lehrer anzustellen 7).
Betr. die Propstei Gottorfberichtet GS Muhlius (St. A., A. XX, 7600) noch 1712,
daß es mit der Jugend eine schlechte Bewandtnis habe, indem die Eltern ihre Kinder teils aus
Kargheit, um das geringe Schulgeld einzubehalten, gar nicht zur Schulen halten. — Aus einer
Verfügung Hz. Christian Albrechts von 1668 (Const. 5, S. 60) ist zu entnehmen, daß in der
Propstei Tondern vor allem wegen der schlechten Salarien (Einkünfte), die es ver—
hindern, „bequeme subjecta“ zu bekommen, das Schulwesen „unverantwortlich siecken bleibt“.
— In den Geestdörfern Süderdithmarschens waren nach einem von Propst und
Landvogt erstatteten Bericht von 1000 (Const. 8, 9f.) die Schulen schlecht bestellt; viele Bauern
lassen ihre Kinder „wie das dumme Vieh aufwachsen“. — In der Propstei Segeberg
fehlten noch 1007 „an manchen Orten“ brauchbare Kirchspiels- und Dorfschulmeister (Bunl,
— D
Kat.“ genannt, 16088 komnit dazu auch das Schreiben. — In der Propst'i Pinneberg
werden nach einem Bericht des Propsten Al. Andreas Hoyer um 1088 „die Kinder meistenteils
nicht zur Schule gehalten und wachsen in höch stschädlicher Unwissenheit auf“. — In den
adeligen Kirchspielen gab es einige Patrone, die für die Schulen sorgten, so in
Jellenbeke (Krusendorf), Bovenau, Selent, in den meisten indes stand das Schulwesen schlecht.
Charakteristisch ist der Bericht (Fabr.) über Lebrade: „Schule bleibt noch in schlechtem
Stande: die Kinder finden sich lieber bei den Schweinen unnd Kühen denn in der Schulen;
daher nicht zu besorgen, daß sie zu klug werden und ihren Obrigkeiten entlaufen sollten. Auf
den Dörfern finden sich keine Schulmeister, weil man ihnen keine Lebensmittel (wir würden
sagen: keine Existenzmöglichkeit) schaffen kann.“ — Won der dem Kloster Preetz unterworfenen
großen Gemeinde Elmschenhagen heißt es: Die Schule möchte alhie wol besser bestellet
sein. Aus dem Kirchdorfe kommen fast 5 oder 6 Knaben zur Schule. Von den andern Dörfern
keine, die doch selber keinen Schulmeister halten können (nur auf dem Garden soll einer
sein). — Nehmen wir nun noch hinzu, daß in Nordschleswig alle Landgemeinden, die
bis zwei Meilen von Hadersleben oder Ripen entfernt waren, durch das Privileg der dortigen
Schüler an der Errichtung einer ordentlichen festen Küsterei direkt gehindert waren 8), so
erkennen wir, wie ungeheuer viel in unserni Lande für die ländliche Elementarschnle noch
zu tun war.
Eine große Störung der fortschreitenden Besserung des Landschulwesens brach—
ten auch die Kriegszüge, welche im 17. Jahrhundert wiederholt über unser Land
brausten (1027 f. 1043 f. 1057 f.). Schulhäuser wurden zerstört, Lehrer ver—
ließen ihren Dienst, die Schüler zerstreuten sich ).
Wie die Anmerkung zeigt, hat sich in diesem Fall die Landesebrigkeit doch
— 7) Miinng von Achelis in Zeitschr. für Gesch. der Erziehung und des Unterrichts
1929).
) Val. dazu das über Laufküster und Sitzküster Gesagte oben S. 390 j.
is) 1047 berichtete Prinz Friedrich als Statthalter von SHean den König (nach Matth.
Samil.): „dasß fast vieler Orten, absonderlich auf'm Lande bei vorgewesener Kriegsunruhe die
Schulen fast in Abgang gerathen und darnieder liegen, die dazu von Alters destinierten Gebäude
guten Theils verwüstet, und die Schulmeister an einem und anderm Orte davon gegangen“.
Der Prinz bittet um des Königs Erlaubnis, das Holz zum Wiederaufbau der Schulgebäude
aus den Königlichen Waldungen nehmen zu dürfen.