Full text: 1517 - 1721 (2)

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B. 2, K. 6, 9 49. Katholiziemus und SH 
die guten Steuerzahler gern im Lande behalten wollte, erreichte es schließlich, daß 
die Leute ein von Fabricius aufgesetztes Glaubensbekenntnis, wahrscheinlich ohne 
ausdrückliche Abschwörung, unterschrieben und erließ unter dem 10. Oktober ein 
Mandat, „daß den in Zukunft durch Besitz von Büchern oder verdächtige Redens— 
arten als überführt anzusehenden Davidjoriten strenge Ahndung in Aussicht stellte, 
aber alles Anfeinden derjenigen, die sich durch Unterschrift der Konfession gereinigt 
hätten, untersagte; den Predigern solle ihr Strafamt nach wie vor vorbehalten 
bleiben.“ Den Schluß des Projzesses bildete die feierliche, durch den Scharf— 
richter Philipp aus Husum auf dem Markte zu Tönning am 18. Oktober 1042 
vorgenommene Verbrennung der haufenweise gesammelten ketzerischen Bücher). 
Propst Moldenit konnte durch den Ausgang des Prozesses nur halb befriedigt sein. 
Das hinderte ihn nicht, auch weiter gegen den Davidjoritismus wie gegen sonstige 
Ketzereien eifrig auf der Hut zu sein'“). Sein eifriger Mitstreiter schon in 
Tönning war sein Schwiegersohn, der Diakonus Friedriscch Jessen, welcher 
als Pastor zu St. Nikolai in Kiel in einem 515 Quartseiten starken Buche: 
„Auffgedeckte Larve Davidis Georgii“, Kiel 16070, die verhaßte Ketzerei auch 
literarisch bekämpft hat. Diese selber ist seitdem öffentlich nicht mehr hervor— 
zetreten. 
§ 49. Der Katholizismus und Schleswig-Holstein)). 
MNach den gewaltigen Erfolgen der Reformation war die offizielle römische 
Kirche zuerst wie gelähmt. An Gebiet und Macht stark reduziert, hatte sie zunächst 
nit sich selbst zu viel zu tun, um an die abgefallenen Provinzen denken und für 
die dort noch vorhandenen Altgläubigen sorgen zu koͤnnen. In dieser Zeit war 
es der Jesuitenorden, der seine Genossen wie eine leichte Kavallerie überall 
in die neugläubigen Gebiete entsandte, um dort die zerstreuten Katholiken zu 
sammeln und verlorenes Land wiederzugewinnen. Sie haben auch in unserem 
Lande (Altona, Glückstadt, Friedrichstadt) ebenso wie in Dänemark (Friedericia, 
Kopenhagen) die vorgeschobenen Posten besetzt und bis zur Aufhebung des Ordens 
(1773) besetzt behalten und sich als eifrige und opferbereite „Missionare“ be— 
vährt?). 
Eine wirksame Wiedereingliederung unseres Landes in den Organismus der 
katholischen Kirche begann erst, als die 1622 gegründete Congregatio de pro- 
paganda fide ihre Tätigkeit entfaltete und an Stelle der päpstlichen Nuntien 
in Köln (bzw. Brüssel), denen seit Ende des 160. Jahrhunderts die Sorge für die 
nordischen Länder übertragen war, einen eigenen Apostohischen Vikar 
per Septentrionem, d. h. einen Mann von bischöflichem Range bestellte, der 
v) Von den gesammelten Büchern mußten die wertvolleren in je einem Eremplar an die 
herzegliche Bibliothek, den Generalsuperintendenten und die Eiderstedter Propstei abgeliefert 
verden. 
320) Er beschuldigte auch den Bürgermeister Kossell itz in Tönning, der aus Polen gekommen 
wvar, Socinianischer oder „Photinianischer“ Anschauungen und erreichte, dasi derselbe mehrfach 
in behördliche Untersuchung gezogen wurde ( Hansen S. 111215). 
) Hierzu vergl. bes. F. Wittt, Der Kath. in Sh seit der Reformation (Bu M Bd. l, 
Heft 5, S. 1-30). Ferner die bei Wittt S. 234 ff. angegebene Literatur und J. Metzler, 
SI, Die Apostolischen Vikariate des Nordens, Paderborn 1919. 
2) „Kein Orden hat auf dem Gebiete der norddeutschen Misstonen eine so weite und intensive 
Tätigkeit entfaltet als die Gesellschaft Jesu“, rühmt Fr. W. Woker (Ans norddeutschen 
Missionen des 17. und 18. Jahrhunderts S. 89).
	        
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