Full text: 1517 - 1721 (2)

588 
B. 2, K. o, 9 49. Katholizismus in Sh 
Da verfügte nämlich der durch die grausame Vertreibung der Salzburger höchst 
aufgebrachte König Christian VI. an die Patres in Altona, sie sollten sich bei 
dem Erzbischof Leopold für die Protestanten seines Landes ernstlich verwenden, 
widrigenfalls er sich gemüßigt sehen werde, „denen sowohl zu Altona als anderswo 
in Seinen Reichen und Landen sich aufhaltenden Katholiken das exercitium 
religionis solange zu inhibiren, bis ermelter Erzbischof wegen seines gewalt— 
thätigen Verfahrens ... eine völlige Satisfaction gegeben haben werde.“ 
Es war den Katholiken natürlich besonders darum zu tun, unter den gelehrten 
und vornehmen Leuten unseres Landes Konvertiten zu gewinnen, und dies 
Bestreben war auch nicht ganz fruchtlos. Wohl die bedeutendste Erwerbung in 
unserer Periode war Johann Adolf Cypraeus oder Kupferschmidt, 
Pastor an St. Michaelis in Schleswig. Nach seiner in Köln erfolgten Kon— 
version gab er dort mit einer Widmung an Herzog Friedrich III. die Annales 
episcoporum Slesvicensium heraus, eine tendentiöse Überarbeitung einer 
nicht im Druck erschienenen Schrift seines Vaters. Unter den convertierten 
Adeligen ragt hervor der schon oben S. 311f. genannte Graf Christoph 
Rantzau, Herr zu Schmoel und Hohenfelde. Auch dieser machte Stiftungen 
zu Gunsten der nordischen Missionen, eine 1088 von 6000 Rthl. und eine im 
folgenden Jahre zu 3000 Rihl. Aus diesen Stiftungen erhielten die „Missio— 
nare“ in Friedrichstadt und Glückstadt jährlich Zuschüsse zu ihrem aus der Fürsten— 
bergschen Stiftung garantierten Jahresgehalt. Selbst in unserm fürstlichen 
Geschlecht fanden sich Konvertiten, so Prinz Er ust August von Schleswig—⸗ 
Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1674) und Johann Adolf von der 
Rethwischer Linie des fürstlichen Hauses Plön (um 1700). 
Das aggressive Verhalten der Katholiken stachelte selbst in unserm theologisch 
and literarisch so „geruhsamen“ Lande die Theologen zu antikatholischer 
Polemit auf. Zunächst nahmen Hamburger Theologen diese Aufgabe auf sich, 
so der bekannte Liederdichter Philipp Nicolai, Paster an Ss. Katharinen 
(gegen den Jesuiten Neverus in Altona 1607, vergl. seine Opera latina, Bo. l) 
aund der streitbare Pastor an St. Petri, Johannes Müller (gegen den 
Hamburger Jesuiten Dominicus Janßen, um 16030). Später aber ist auch der 
fürstliche Generalsuperintenden Reinboth (vgl. oben S. 108 f.) in wuchtigen 
Quartanten mit dem ganzen Rüstzeug seiner Gelehrsamkeit gegen den Jesuiten 
Jost Kedde, der sich hier im Lande Theodor Berg nannte — ich zitiere hier Witt, 
—D 
Storning, welcher von 1677 — 594 fünf polemische Schriften verfaßte, mit 
WWW 
In den an die Propagandakongregation gesandten Berichten des Apostolischen 
Vikariats, welche zum Teil veröffentlicht sind, haben wir recht interessante An— 
gaben über die Seelem zahl der zu den einzelnen Stationen gehörigen Katho— 
liken. So gibt ein Bericht des Apostolischen Vikars von Hörde aus dem Jahre 
1724) die Zahl der Kommunikanten in Friedrichstadt und Umgegend auf 1000, 
in Glückstadt abgesehen von der Garnison auf 100, in Hamburgq. Altona auf 1500 
an. (Andere Zahlen bei Witt S. 13). 
Wie sehr man sich bemühte, die katholische Tradition in den verlorenen Gebieten 
hochzuhalten, zeigt der Erlaß des Ap. Vikars Agostino Steffani vom 12. Oktober 
) Val. „Nachrichten über den Osnabrücker Weihbischof J. A. von Hörde“ in der westfälischen 
zZeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde, Bd. 53, Abt. 2, S. 128 ff.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.