Full text: 1517 - 1721 (2)

1526 - 1533 
weise musite die Durchführung der Reformation in den Nachbarstaaten, die in 
diesen Jahren erfolgte (Dithmarschen, Hamburg, Lübeck), das Werk in den Herzog— 
tümern befördern. 
So wird denn von vielen Orten, vor allen Städten und größeren Landgemeinden 
(Flecken) in der Zeit von 18260— 33 das Auftreten evangelischer Prediger berichtet. 
Nach Flensburg kam, wohl 1526, aus dem Augustinerkloster zu Magde— 
burg der aus Campen in den Niederlanden gebürtige Gert Slewert (Ger— 
hard Slewarth) — wie es heißt, von Herzog Christian als evangelischer Prädikaut 
an der St. Niktolaikirche angesetzt. Er war später Pastor an dieser Kirche, ein 
tüchtiger Mann, den man wohl als den Reformator Flensburgs bezeichnen darf'“). 
Mit ihm soll Nikolaus Johannis, dem wir später ebenso wie Slewert 
als Kirchenaufseher begegnen, die evangelische Predigt in Flensburg begonnen 
haben. 
In Kiel begann die evangelische Predigt durch Melchior Hoffmann 1527, 
von dem noch besonders zu handeln ist; in Apenrade schon 18260; in Tonderen 
1528; nach Rendsburg kam im gleichen Jahre, von König Friedrich ge— 
sandt, D. Petrus Mellitius. Doch starb derselbe schen 1532; der eigent— 
liche Reformator Rendsburgs wurde der tüchtige Hamburger Mag. Johann 
Meyer GMeiger), der dort fast 720 Jahre (f 1501) gewirkt hat; wir werden 
ihm noch weiter begegnen'). 
Insbesondere hören wir in dieser Periode ebenso wie in Reichsdänemark von 
mehr oder weniger gewalttätige Vertreibungder Bettelmönche aus 
ihren in den Städten belegenen Klöstern. So 1528 von Schleswig — hier wurde 
die Paulskirche der Franziskaner in zwei Stockwerke eingeteilt: das obere diente 
bis 1794 als Rathaus, das untere wurde zu Fleischschragen und Bierschänken ein— 
gerichtet. In Tondern nahm der König das Franziskanerkloster 1530 für seine 
eigenen Zwecke in Gebrauch. Im gleichen Jahre schenkte er das Flensburger Kloster 
der Stadt, doch waren die Bürger so gutmütig oder — papistisch, daß sie die grauen 
Brüder bis 15360 noch im Kloster ließen“). 
So könnten noch manche Einzeldaten gegeben werden, welche das Fortschreiten 
des Reformationswerkes in den letzten Jahren der Regierung König Friedrichs 
bezeugen. Indessen muß auch hier noch wieder gesagt werden, daß ein grosies 
Dunkel herrscht. 
Vor allem aber müssen wir uns vor übertriebener Schätzung dieser Fortschritte 
hüten. Von einem „Siege der Reformation“ in den Herzogtümern zu sprechen, 
wäre in dieser Periode doch noch verfrüht. Wir müssen doch bedenken, daß Kg. 
Friedrich bei seinen steten Geldnöten zwar stets bereit war, die geistlichen Stiste, 
Klöster und reicheren Kirchen nach Möglichkeit zu schröpfen und „auszuplündern““), 
andererseits aber bis an sein Ende bei seiner Methode des „Schleifenlassens“ blieb. 
Er scheint in diesen letzten Jahren viele evangelische Prädikanten, wo sie in den 
Städten gewünscht wurden, mit Schutzbriefen versehen, ja auch als regelrechte 
Gemeindepfarrer (Pastoren oder Kaplane) eingesetzt zu haben. Aber irgendwelche 
Anstalten zu Misitationen im evangelischen Sinne hat er nicht gemacht, und die 
) Das wenige, das man von ihm weiß, ist Ks III. R. 6. Bd. S. 654 ff. zusammengestellt. 
a) Ueber die Reformation Rendsburgs vgl. die gründliche und interessante Arbeit von 
W. Jensen im Rendsburger Tageblatt, Ig. 1907 und 1908 (Sonderdruck in der Landes 
bibliothek). 
*2) Unter den damals Vertriebenen war auch der noch weiterhin zu erwähnende Bruder 
Lütke Naamani. Val. im übrigen hierzu J. M. III, S. 134- 141. 
53) Val. Cypr. S. 426.
	        
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