Heinrich von Zütphen
Damit euer Zorn gebüsit wird. Ich zahle euch tausend Gulden, wenn ihr diesen
Mann bis zum nächsten Montag in Ruhe lasit. Da kann ihn das ganze Land
verhören und dann ihn verbrennen.“ Aber ihr mutiges Eintreten half nichts;
man misihandelte die treue Frau und stieß sie aus dem Kreise heraus. Das Ver—
brennen des Missetäters, der bis ans Ende seinen Glauben bezeugte, machte große
Schwierigkeiten, da infolge des nebligen Wetters das Holz feucht blieb. Mit
unglaublicher Grausamkeit brachte man ihn nach zweistündiger Qual mit Helle—
bardenstichen und Hammerschlägen
zu Tode. Obwohl die Tat schliesi
lich nur ein Gewaltstreich einzelner
gewesen war, unterliesi der Rat der
Achtundvierziger eine Untersuchung
und gab ihr somit ihre nachträgliche
Billigung. Die Kunde von dem
Jräulichen Justizmord durcheilte
das ganze evangelische Deutschland.
Sie kam auch dem Wittenberger
Reformator zu Ohren und gab ihm
Anlasi zu einer „allen lieben Got
tes auserwählten Freunden in
Christo zu Bremen“ gewidmeten
Schrift, in der er einer Auslegung
des 10. Psalms eine „durch glaub—
würdige fromme Leute“ (wohl die
beiden Boies) erkundete Darstel—
lung des Martyriums „ihres (der
Bremer) Evangelisten“ anfiigte.
Wir haben also den Bericht aus
guter Hand. Luthers Schrift er
scchien gleichzeitig auch in nieder
deutscher Sprache')
—
4. Durchführung der Reformation.
Auch in diesem Falle bewährte es sich, das das Blut der Märtyrer der Same
oder, wie Cl. Harms sagt, der Mergel auf dem Acker der Kirche ist. Mit
Wesselburen und Meldorf wurde auch Brunsbüttel, wo Hinrich
Dimerbrock aus Westfalen und sein dithmarsischer Vikar Boetius
Boie wirkten, zu einem Mittelpunkte evangelischer Verkündigung. Immer
mehr Kirchherren neigten sich der Lutherschen Lehre zu, so die vorhin als
eifrige Feinde Bruder Heinrichs genannten Mag, Johann Snecke in
) Zu Heinrich von Zütphen vergl. M. Luther, Vom Bruder Heinrich, in Dithmar ver—
brannt, jammt dem 10. Psalm, ausgelegt. 1525 (Erl. Ausg. Bd. 26, S. 313 237; Weim.
Ausg. XVIII, 215 ff.) Claus Harms, Den bloodtüügn för unsen glooben, Henrik van
Zütrhen. Kiel, 1817, 32 S. — J. J. Iteen, Heinrich von Zütphen. Halle 1380. Verein
für Ref. Gesch. 124 S. — Cari Bertheau in RE, XXIl, 737 -242 — Zütphen;
büchlein. Heide (1824. 33 S.) — Das Titelblatt der Schrift Luthers ist nach einem im
Dithmarscher Landesmuseum vorhandenen Eremplar der Originalausgabe in stark verkleinertem
Maßstabe wiedergegeben.
Feddersen, Kirchengeschichte, B. II.