Full text: 1517 - 1721 (2)

Heinrich von Zütphen 
Damit euer Zorn gebüsit wird. Ich zahle euch tausend Gulden, wenn ihr diesen 
Mann bis zum nächsten Montag in Ruhe lasit. Da kann ihn das ganze Land 
verhören und dann ihn verbrennen.“ Aber ihr mutiges Eintreten half nichts; 
man misihandelte die treue Frau und stieß sie aus dem Kreise heraus. Das Ver— 
brennen des Missetäters, der bis ans Ende seinen Glauben bezeugte, machte große 
Schwierigkeiten, da infolge des nebligen Wetters das Holz feucht blieb. Mit 
unglaublicher Grausamkeit brachte man ihn nach zweistündiger Qual mit Helle— 
bardenstichen und Hammerschlägen 
zu Tode. Obwohl die Tat schliesi 
lich nur ein Gewaltstreich einzelner 
gewesen war, unterliesi der Rat der 
Achtundvierziger eine Untersuchung 
und gab ihr somit ihre nachträgliche 
Billigung. Die Kunde von dem 
Jräulichen Justizmord durcheilte 
das ganze evangelische Deutschland. 
Sie kam auch dem Wittenberger 
Reformator zu Ohren und gab ihm 
Anlasi zu einer „allen lieben Got 
tes auserwählten Freunden in 
Christo zu Bremen“ gewidmeten 
Schrift, in der er einer Auslegung 
des 10. Psalms eine „durch glaub— 
würdige fromme Leute“ (wohl die 
beiden Boies) erkundete Darstel— 
lung des Martyriums „ihres (der 
Bremer) Evangelisten“ anfiigte. 
Wir haben also den Bericht aus 
guter Hand. Luthers Schrift er 
scchien gleichzeitig auch in nieder 
deutscher Sprache') 
— 
4. Durchführung der Reformation. 
Auch in diesem Falle bewährte es sich, das das Blut der Märtyrer der Same 
oder, wie Cl. Harms sagt, der Mergel auf dem Acker der Kirche ist. Mit 
Wesselburen und Meldorf wurde auch Brunsbüttel, wo Hinrich 
Dimerbrock aus Westfalen und sein dithmarsischer Vikar Boetius 
Boie wirkten, zu einem Mittelpunkte evangelischer Verkündigung. Immer 
mehr Kirchherren neigten sich der Lutherschen Lehre zu, so die vorhin als 
eifrige Feinde Bruder Heinrichs genannten Mag, Johann Snecke in 
) Zu Heinrich von Zütphen vergl. M. Luther, Vom Bruder Heinrich, in Dithmar ver— 
brannt, jammt dem 10. Psalm, ausgelegt. 1525 (Erl. Ausg. Bd. 26, S. 313 237; Weim. 
Ausg. XVIII, 215 ff.) Claus Harms, Den bloodtüügn för unsen glooben, Henrik van 
Zütrhen. Kiel, 1817, 32 S. — J. J. Iteen, Heinrich von Zütphen. Halle 1380. Verein 
für Ref. Gesch. 124 S. — Cari Bertheau in RE, XXIl, 737 -242 — Zütphen; 
büchlein. Heide (1824. 33 S.) — Das Titelblatt der Schrift Luthers ist nach einem im 
Dithmarscher Landesmuseum vorhandenen Eremplar der Originalausgabe in stark verkleinertem 
Maßstabe wiedergegeben. 
Feddersen, Kirchengeschichte, B. II.
	        
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