Full text: Die Juden und das Wirtschaftsleben

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mehr den Abmachungen zugrunde, sondern ein aus tausend 
Einzelpreisen mechanisch gebildeter, abstrakter Durchschnittspreis. 
Und der spezifisch börsenmäßige Handel selbst ist ein aller persön- 
licher Beimischung entkleideter, versachlichter, automatisierter 
Vorgang geworden. ; 
Man nennt jetzt mit Recht die Börse einen Markt für fun- 
gible (vertretbare) Tauschgüter oder Werte (Weber, Ehrenberg, 
Bernhard); aber man muß sich klar machen, daß der Handel selbst 
auf der Börse, wie man im übertragenen Sinne sagen könnte, 
ebenfalls „fungibel‘“ geworden, besser: versachlicht ist, wie die 
Objekte, auf die er sich bezieht (denn auch die Standardisierung 
der Waren, die eine Voraussetzung des börsenmäßigen Handels 
in Sachgütern ist, läuft auf nichts anderes hinaus, als auf eine 
„Entpersönlichung‘‘ der Ware, die nicht mehr in ihrer individuellen, 
sondern nur noch in ihrer generellen Eigenart bewertet wird). 
Es erübrigt sich, hier den Nachweis zu führen, daß die Ver- 
marktung der Wertpapiere an die Existenz eines börsenmäßigen 
Handels geknüpft war. Nur ein Wort möchte ich noch sagen 
über die besondere Rolle, die in meiner. Auffassung innerhalb 
des Börsenhandels die „Spekulation‘“ spielt, weil hier jeder 
Schriftsteller seine eigene Terminologie und seine eigene An- 
sicht hat. - 
Eine allgemein anerkannte Begriffsbestimmung für die 
„Spekulation‘‘, wie wir sie in der obengenannten Definition für die 
Börse besitzen, gibt es heute noch.nicht. Die meisten Autoren 
fassen den Begriff ganz allgemein, in dem Sinne von „Wagen 
und Gewinnen‘ etwa, und zwar dann wieder schwankend, bald 
als eine bestimmte "Tätigkeit, bald als eine bestimmte Art von 
Geschäften. Daß dabei eine Erscheinung nicht bestimmt wird, 
die sich ganz deutlich innerhalb jenes weiten Rahmens als 
„Spekulation‘‘ im engeren Sinne abhebt, ist zweifellos. Auch 
diese hat man zu fassen versucht: Ehrenberg, indem er Handel 
und Spekulation gegenüberstellt, jenen sich in der Ausnutzung 
örtlicher, diese zeitlicher Preisunterschiede erschöpfen sieht. 
Aber dann fällt unter den Begriff Spekulation ganz gewiß noch 
eine ganze Menge von Geschäften, die man auch im kauf- 
männischen Sprachgebrauch nie und nimmer als‘ „Spekulation“ 
bezeichnen würde: im effektiven Warenhandel kommt es doch 
immer auch auf eine Ausnutzung zeitlicher Preisunterschiede an
	        
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