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Summe erübrigt haben, leihen sie „auf Pfänder‘“ (wie man sie
heutzutage auf die Sparkasse bringt) aus. Das Geld „warb“
also weiter, konnte sich weiter vermehren;
Aber so wichtig alle diese Beziehungen sind, sie festzustellen
genügt nicht, um die Erscheinung des jüdischen Reichtums zu
erklären.
Zunächst muß wieder daran erinnert werden, daß auch die
zuletzt besprochenen „äußeren Umstände‘ — die übrigens nur
in der Diaspora und selbst hier nicht ganz allgemein vorhanden
waren — wirkungslos bleiben würden, wenn ihnen nicht eine
bestimmte Eigenart der Menschen, die ihrer teilhaftig werden,
entspräche. Daß ein Volk „sparsam“ wird, kann doch niemals
ein äußerliches Schicksal allein bewirken. Das leuchtet ohne
weiteres von selbst ein und wird zudem. noch von ganz be-
stimmten Erfahrungstatsachen bestätigt. Wir finden, daß heutigen-
tags, nachdem der Ghettozwang längst beseitigt ist, nachdem auch
den Juden der Weg zur Feudalisierung ihrer Lebensführung frei
gegeben ist, daß auch heute noch die Juden als ein Ganzes
sparsamer sind als die Christen. Folgende Ziffern erweisen das:
Im Großherzogtum Baden stieg (nach dem Statist. Jahrb.
für d. Grhzt. Baden) das Kapitalvermögen in dem Zeitraum von
1895 bis 1903:
bei Evangelischen von 100 auf 128,3
„ Juden „ 100 ,, 138,2
obwohl im gleichen Zeitraum das Einkommen
bei Evangelischen von. 100 auf 146,6
„ Juden „ 100 „ 144,5
gestiegen war.
Aber wie auch immer hier die subjektivistischen zu den
objektivistischen Ursachen sich verhalten mögen: es. bleibt doch
vor allem zu bedenken, daß alle bisher angeführten Umstände
immer nur geeignet sein konnten, vorhandenes Vermögen zu er-
halten oder erworbenes rascher (durch Akkumulation) zu ver-
mehren. Zu Reichtum würden die Umstände-nicht führen können,
weil dieser doch erst einmal erworben werden muß, ehe er
erhalten und vermehrt werden kann. Und dazu gehört natürlich
letzten Endes Talent, und wenn dieses in einer Bevölkerungs-
gruppe so verbreitet ist wie bei den Juden, läßt es auf ein be-
sonderes Wesen schließen.