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Talmud haben sich diese interessante Frage vorgelegt und sind
zu dem Ergebnis gekommen, daß es bei Israel geblieben sei:
„Das ist was R. Alexandri sagte. Drei kehrten nach ihrer Heimat
zurück, und zwar: Jisrael, das Geld Micrajims [siehe Ex. 12, 35;
1. Reg. 14, 25] und die Schrift der Bundestafeln‘“ %7, Doch
wird sich ein „exakter‘‘ Beweis solcher Wanderung gewiß nie-
mals erbringen lassen. Wichtig bleibt nur die Tatsache, daß
doch offenbar ein gewaltiger Vorrat der Geldware im Anfang der
jüdischen Geschichte bei Israel sich aufgehäuft hatte, der in
privatem Geldvermögen auch wieder aufzutauchen geneigt sein
mußte. Wozu dann nun im Laufe der Jahrhunderte die von
allerwärts her zusammengebrachten Geldvorräte vermehrend
hinzutraten.
Denn später strömten große Massen Bargeld in das Land,
sei es in Gestalt der Tempelsteuer, sei es in Gestalt des Reise-
geldes, das die großen Mengen von Pilgern, die jährlich nach
Jerusalem kamen, dort ließen.
Cicero (pro Flacco c. 28) klagt über das Gold, das jährlich
aus Italien und allen Provinzen nach Jerusalem geht. In der
Tat müssen die auf beide Arten dorthin zusammengeströmten
Geldmassen sehr beträchtlich gewesen sein.
Von Mithridates wird- uns erzählt, daß er 800 Talente von
der Tempelsteuer wegnehmen ließ, die auf der Insel Kos depo-
niert waren: Cicero berichtet, daß der. räuberische Flaccus in
vier Städten des westlichen Kleinasien, Apamea, Laodicea,
Pergamum und Adramyttium die jüdischen Stempelsteuern (die
auf dem Wege nach Jerusalem waren) an sich riß, und daß die
in Apamea erbeutete 100 Pfund Goldes betragen habe, Gewaltig
groß aber müssen aıfch die Massen von Menschen geweseh Sein,
die jährlich zum Tempel beten kamen. Wenn es auch nicht
gerade 2 700 000 waren, wie Josephus meint, und wenn auch die
Zahl der Synagogen für die auswärtigen Juden in Jerusalem
nicht ganz 380 betragen haben mag, wie derselbe Gewährsmann
berichtet. Jedenfalls war hier ein mächtiger Geldkonflux, der
recht wohl dazu beigetragen haben kann, daß zahlreiche Leute
reich und dadurch befähigt wurden, Geld auf Zinsen auszuleihen.
Vielleicht in erster Linie die Priester, von denen wir wissen,
daß sie reich dotiert und Leihgeschäften nicht abgeneigt
waren 98,