Full text: Mädchen und Frauen in Pindars Dichtung

102 6. Gruppen von Mädchen und Frauen 
Tanzchor gesagt ist. Die Mädchen werden nicht als solche ver- 
gegenwärtigt, sondern nur in ihrer Funktion als Kampfpreis. Kein 
schmückendes Epitheton verklärt den rohen Vorgang, der noch die 
alte Sitte des Brautraubes durchscheinen läßt. 
Das dritte pythische Gedicht, dessen Mythos das Schicksal eines 
Mädchens, der Koronis, behandelt, enthält zwei, wenn auch eben- 
falls nur in Umrissen angedeutete Bilder von singenden Jungfrauen, 
eins im Mythos und eins im Programmteil: 
V. 16ff. 00x Zuewm” Eideiv todnelay vuuglar, 
0DdE naupdvar laydy Duevalwr, ÄALKES 
ola nagdEvorı Yılkoıowm Etaioal 
foreolaıs Üroxovallsot” Aotdalc ; 
V. 77ff. GA’ EmedEaodarı uev 8&ydv EDEL 
Marol, tar xodoaı zag’ Eudv xaddvgov adv Tayi 
gEInODTAL Vaud 
gEuvay Beov Evvoyıal. 
Das Bild von den Jungfrauen, die Hymenaien singen und ihr 
mädchenhaftes Spiel treiben!), hat Pindar wohl aus der Eoie über- 
nommen (vgl. Wilamowitz, Isyllos 59). Für den Fortgang der 
Handlung ist es entbehrlich. Doch schafft es, vielleicht ohne Ab- 
sicht des Dichters, einen wirkungsvollen Gegensatz zu der einsamen 
Koronis (vgl. S. 66). Auch an der zweiten Stelle scheint die Er- 
wähnung der Partheneien der jungen Thebanerinnen für den Zu- 
sammenhang nicht erforderlich. Doch da Pindar nicht lange Zeit 
vor Entstehung dieses Gedichtes neben seinem thebanischen Hause 
ein Heiligtum für die Meter und den Pan gestiftet hatte, so kann 
man verstehen, daß er mit Wohlgefallen wie etwas Nebensächliches 
diesen Kult erwähnt. xap” &udv xoddvgov erinnert an x00 Öduawr 
bei den lobsingenden Lokrerinnen (P. 2, 18b; vgl. S. 92), insofern 
als das Bild durch solche nebenher eingeflochtenen Lokalangaben 
ein wenig Farbe erhält. Dazu kommt hier noch die Zeitangabe (V. 19 
Sorsplaıs, V. 79 &v6yıaı). Sonst ist Pindar mit solchen Bemer- 
kungen sparsam. Der Dichter gibt übrigens weder V. 18ff. noch 
V. 78ff. eine Augenblicksszene wieder, sondern das einmal geschaute 
Geschehen wird hier durch @iigoiow, dort durch daud der Ein- 
maligkeit, dem Moment enthoben. Diese Erscheinung ist beachtens- 
wert, weil sie sich bei Pindar noch öfter findet (vgl. Paian 2, 98 
Daud; 6, 16 Dautyd). 
1) Soneolaıg drnoxovolteodaı dowdaig* dvti TOT nallew xal xopevew School.
	        
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