Full text: Mädchen und Frauen in Pindars Dichtung

2. Weissagung 
Nicht nur selbständiges Handeln und Kampfesmut hebt Pindar 
an Mädchen und Frauen hervor, sondern noch in einer anderen 
Situation verweilt er gern bei ihrer Schilderung. Es finden sich in 
seinen Gedichten wenigstens fünf Bilder von Frauen, die einer 
Mehrzahl von Personen feierlich etwas verkünden, sei es Zukünftiges, 
sei es Vergangenes. Das wäre im Hinblick auf die gewichtige Rolle, 
die die Mantik gerade in der archaischen Literatur spielt, nicht 
auffällig. An Bedeutung gewinnt diese Feststellung jedoch durch 
die Tatsache, daß bei Pindar wörtliche Rede in Frauenmund höchst 
selten ist (vgl. S. 97f.). Wenn an den sechs oder sieben Stellen?), 
an denen Pindar Frauen sprechen läßt, überall feierliche Ansprache 
oder Prophezeiung vorliegt, so lehrt dies, daß er der Frau in der 
Tätigkeit einer udvtıs besonderes Gewicht hat geben wollen. 
Gleich die erste der sechs Szenen, die hier betrachtet werden 
sollen, zeugt davon. Im vierten pythischen Gedicht preist Pindar 
den delphischen Wagensieg des Kyrenerfürsten Telesikrates, In dem 
ungewöhnlich langen Mythos erzählt er von dem Ursprung der 
Kyrener. Apollon ließ Battos auffordern, in Libyen Kyrene zu 
gründen (V. 6ff.) und so die Weissagung der Medeia zu erfüllen 
(V. 9) 
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NOTE COAUEINS 
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Schon V. 4—6 war das Motiv der Prophezeiung gleichsam als 
Nebenmotiv angeklungen: die Pythia, neben den goldenen Adlern 
1y Je nachdem man Paian 8b 13ff. als Worte einer Frau oder eines 
Mannes auffaßt.
	        
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