Eausvnic
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des Zeus sitzend, verkündete dem Battos Apollons Willen. Jetzt
tritt eine Prophetin in den Vordergrund der Handlung, Das Wort,
das nunmehr Wirklichkeit werden soll, „ließ einst des Aietes mutige
Tochter, die Herrin der Kolcher, ihrem unsterblichen Munde ent-
strömen‘‘. Medeia spielt nicht nur an dieser einen Stelle des Mythos
eine führende Rolle. Man darf daher vermuten, daß Pindar an
diesem Bilde, das die Königstochter zuerst vor den Blick der Fest-
teilnehmer von Kyrene bringt, besonders gelegen war, Sie weissagt,
eine Sterbliche unter Halbgöttern, ein Mädchen unter Tasons
rauhen Kriegern stehend, die Schicksale, die der Argonauten und
ihrer Nachkommen harren. Diese heroische Haltung will Pindar
mit dem Beiwort ZausvHc bezeichnen ?). Mutig gibt sich das Mädchen
als Prophetin und verlangt Aufmerksamkeit: „Hört mich an‘
(V. 13). Sie ist, wie aus O. 13, 54 zu ersehen ist, der eigentliche
Führer auf der Rückfahrt, val odrteigay ”Aoyor xal Ro0T6A0LS.
Ihrem Vater hat sie getrotzt, als sie heiratete: züy xatTo0s Aytla
Miideıny deuEvay ydnoyv adtA (0. 13, 53; vgl. S. 17). Den Halbgöttern
gab sie auf der Fahrt Befehle, wie wir aus ihrem Munde erfahren
(P. 4, 27. 40). Dieses Mädchen hat etwas von Kyrenes Wesen an
sich. Gewiß haben jene olxdoıaı Eraipauı (P. 9, 19), mit denen
Kyrene nicht spielen mag, sich den Bräutigam vom Vater be-
stimmen lassen, wie es üblich war.
Doch mit „Mädchen‘‘ bezeichnen wir Medeia falsch; sie heißt
V. 11 ö£oroiva Kölywv. Man erwartet statt ‚„Herrscherin‘“ eher
„Königstochter‘““ der Kolcher. Die Worte, die logisch kaum zu be-
gründen sind, sollen wohl nur die Größe dieser Frau steigern. Den
Tatsachen entspricht es mehr, wenn Kyrene, die Apollon als Mädchen
aus Thessalien raubte, durch die gleiche Bezeichnung die Würde
einer Regentin erhält (P. 9, 7 xolvxaprotdtAS . . . ÖEOTOLWOV
XxDovds; vgl. S. 7).
Zu der Betonung der Kühnheit und der Machtstellung kommt die
1) Dies kann hier nicht den üblichen pejorativen Sinn haben wie
z. B. Hom. Hymn. Herm. 307 7 us gEosıc ©Exdepye demv Eauevkotare
zdvrwv („heftig, gewalttätig‘) oder Soph. Ai. 137 Cauevig Adyoc Ex
Aavadv xaxd#g0vg („heftig, bedrohlich‘). An diese Bedeutung denkt der
Scholiast z. St. #7 äyay 6oyliın xal zuxgd. to 08 Enlderov Ex TAG ioTOpLAS,
Örı Öneuewe xal Tode Eavtüc dnoogpdEaı naidacs. Aber diese Ereignisse
kennt Pindar gar nicht. Kindesmörderin wird Medeia erst bei Euripides.
Das Wort bedeutet hier „herzhaft, kühn‘“; vgl. N. 3, 63; Fr. 231. Der
Dichter greift dabei auf die Grundbedeutung von u&os zurück: „Mut,
Herz‘‘; s. Boisacq, Dict. etym.® 627; Schroeder 82,