Full text: Mädchen und Frauen in Pindars Dichtung

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2. Weissagung 
großartige Szene des Emporsteigens zwischen den Schicksals- 
göttinnen ist gewiß mehr dazu angetan, der so herrlich erhöhten 
Göttin ceuvdrnc zu verleihen als eine eör%) nach epischem Muster, 
O0. 8, 21 sehen wir Themis als Schützerin neben Zeus dem Wahrer 
des Gastrechts!), von den Aigineten verehrt, thronen: 
&da Zereipa Ars Eevlov nAgEdoOS 
äoxeitaı Okuıs EEox’ ärdodnwv. 
Es verlohnt sich, einen Augenblick bei dem Bilde des zag&ögeVeL 
zu verweilen. Bei keinem Dichter findet es sich so häufig wie bei 
Pindar. Die Wurzel dieser Vorstellung liegt darin, daß der Mensch 
sich zwei Gottheiten, die ähnliche Tätigkeitsgebiete haben, neben- 
einander sitzend denkt. Dieses zunächst gedachte Bild wird dann 
in der Kunst dargestellt. Und im Grunde haben wir an den Pindar- 
stellen wohl die im Tempel geschauten und in Worte gekleideten 
Paredrien vor uns, wenn man auch eine solche von Zeus und Themis 
für Aigina nicht postulieren darf; vgl. Wilamowitz 404, 1. Dürfen 
wir also kaum annehmen, daß diese Bilder in Pindars Phantasie 
ihren Ursprung haben, so zeigt doch ihre überaus häufige Ver- 
wendung?), daß die Vorstellung ihm besonders lieb geworden ist. 
Immer wird der Beisitzer (5mal Göttinnen, 2mal Götter, 1mal 
Pythia) in seiner Würde gehoben und der Herrlichkeit dessen, 
neben dem er sitzt, genähert. Wenn nicht die Adjektive xdg&ö00c 
(5mal) oder ö4uddgovos (1mal) dastehen, ist ein Partizip des Per- 
fekts gesetzt, also ein Ausdruck der Ruhe, im Gegensatz beispiels- 
weise zu Hes. Erga 259, wo Dike sich zum Vater Zeus setzt (xade- 
FouE&n), um ihm vom Unrecht der Menschen zu berichten; hier 
liegt keine Paredrie im eigentlichen Sinne vor. P. 4, 4 ist das himm- 
lische Bild auf die Erde projiziert: Pythia ist zxdgeögoc von Zeus’ 
goldenen Adlern, die hier unten den Himmelsherrn vertreten. 
Auch das Bild des einfachen Thronens ist bei Pindar häufig und 
erklärt sich aus seinem Streben, den Göttern Würde zuzuteilen. 
Hierbei handelt es sich immer um weibliche Gottheiten, An Ad- 
jektiven werden dann gebraucht: «&000voc 4mal, öwpidgovos 2mal 
(in vorchristlicher Literatur nur bei Pindar), x%ovodoovoc 2mal, 
äyladdoovos 2mal. 
Die Themis zdosögos, von der wir abschweiften, fügt sich gut 
in die Umrisse ein. die wir gezogen haben. Das ruhige Thronen 
1) Vgl. Aisch. Hik. 360. 
EN acht Stellen: O. 2,84; 8, 22; 14, 10; P. 4,4; N. 7,1; 11,2; L. 7, 3;
	        
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