Full text: Mädchen und Frauen in Pindars Dichtung

Erscheinung der Athene 
övap ist die Rede. Erst V. 76, bei einer Wiederholung der Tatsachen, 
erfahren wir, daß es sich um eine Inkubation handelt. „Den Bereich 
des Traumes verlassend, stand sie sogleich wahrhaft da und sprach.‘ 
Nachdem so nur in Andeutungen gesprochen ist, folgt wörtliche Rede. 
Die Bedeutung dieses Stilmittels bei Pindar haben wir schon S, 26 
hervorgehoben. Hier richtet es alle Aufmerksamkeit der Zuhörer 
auf die Vision der Göttin. Sie fordert den Schlafenden auf, den 
Wunderzügel, der neben ihm liegt (V. 73), anzunehmen und ihn 
nach einem Opfer seinem Vater, dem Poseidon, zu zeigen. Erst 
als die Worte der Göttin verklungen sind, gibt Pindar V. 7Off., 
ganz ähnlich wie im zweiten Paian, so etwas wie einen Rahmen: 
„Die Jungfrau mit der dunklen Aigis schien ihm dies in der Finster- 
nis zu sprechen.‘ Im‘ Dunkel geht der Verkehr mit der Gottheit vor 
sich, ebenso wie O. 1,71 (Pelops und Poseidon). Das bringt nun 
zwar die Situation mit sich, doch daß Pindar es beidemal ausdrück- 
lich erwähnt, ist wohl kein Zufall. Die Finsternis steigert die Be- 
deutung des Augenblicks, Erhöht ist der Eindruck des Unheim- 
lichen an der Göttin noch durch das singuläre Epitheton xvdraıyıc, 
Bei Homer ist die Aigis mit goldenen Troddeln besetzt, Il. 2, 448. 
Hier scheinen auch die dunklen Farben in die feierliche Tönung der 
ganzen Szene einzustimmen. Bezeichnend ist, daß nur dies kriege- 
rische Attribut an der Göttin erwähnt wird. Wie sehr der Augen- 
blick den träumenden Bellerophontes erregt hat, kommt im näch- 
sten Satze zum Ausdruck: „Empor sprang er geraden Fußes.“ 
Wieder spüren wir in der Wirkung der Worte die bezwingende Ge- 
walt der Verkündenden, wie wir in P. 4 hören, daß die Schiffer 
nach Medeias Rede ergriffen dasitzen, ohne ein Wort sprechen zu 
können (vgl. S. 28f.). Bellerophontes findet den Wunderzügel, mit 
dem er den Pegasos zähmen wird, und nun „drängt es ihn, den Seher 
aufzusuchen?)‘“ und ihm das große Erlebnis zu berichten. Dabei hören 
wir noch einmal von der wunderbaren Erscheinung der Göttin. Illig 
legt S. 29 die Steigerung in den Variationen des Namens der Athene 
dar: V.65 xodpa ITaAlds, schlicht, 70 xudyaıyıs xagPEvoc, gesteigert, 
77 ard Znypöc E&yysıxegatvov xalc, emphatisch. „Und schließlich 
wird dann auf diese allmähliche Vervollständigung der Attribute 
Athenes mit dem nomen proprium und dem für dieses Eingreifen 
der Göttin charakteristischen Epitheton (#&uer “Innia Bewpöv dic 
’Addya, so emphatisch im Satzschluß!) gleichsam das Siegel gesetzt.“ 
ıy So übersetzt Illig S. 28 treffend udyrzıv äousvoc eDoeV.
	        
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