Eowo natdıxcs
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persönliches Bekenntnis einer Liebe zu einer Frau erwarten. Daß
Wilamowitz’ Urteil abgeschwächt werden muß, wird sich im weiteren
Verlauf dieses Kapitels zeigen.
Fr. 123 ist nicht der einzige Beleg für Pindars männlichen Eros.
Fr. 128 sehen wir den Dichter in Gesellschaft zechen und auf den
Namen eines Jünglings Agathonidas den Kottabos werfen. Die
Worte Xdoıtds t” ”Agpodıcluv E0dhrtwv, die vorhergehen, lassen über
Pindars Verhältnis zu Agathonidas keinen Zweifel. Ähnlich hat man
wohl mit Recht O. 10, 99ff. und N. 8, 1ff1) erotische Beziehungen
zu den besungenen Wettkämpfern angenommen, P. 6, 1ff. zu dem
Sohn des Siegers Xenokrates. Neben diese Zeugnisse für Pindars
eigene Liebe zu Knaben stellen sich in den Mythen mehrere Er-
wähnungen von Knabenliebe, die hier nicht alle aufgezählt werden
sollen. Herausgehoben sei nur der Mythos von O. 1, wo sich zeigt,
daß der &0ws zatdıx6s in Pindars Wertewelt so hoch steht, daß er
ihn geeignet findet, in einer Korrektur die Ehre der Götter wieder-
herzustellen (vgl. Wilamowitz 236). Der Knabenraub, den Poseidon
an Pelops begeht, ist ein xaAldv.
Nimmt der männliche Eros einen so breiten Raum in Pindars
Dichtung ein?), so muß man sich allerdings fragen: Hat Pindar
überhaupt ein Weib als Weib schätzen können; oder sah er am
anderen Geschlecht nichts als den „„,grobsinnlichen Trieb‘ (Wilamo-
witz 431)?
Wir werden zu untersuchen haben, wie der Dichter das Mädchen
und die Frau in der Liebe darstellt. Hier fällt zunächst auf, daß die
Liebe zwischen Mann und Weib in Pindars Dichtung überhaupt
eine geringe Rolle spielt. Gemäß der Bedeutung der Liebe in den
homerischen Epen und Hymnen müssen wir annehmen, daß sie
auch in den Dichtungen, aus denen Pindar seine Mythen schöpfte,
ein Hauptmotiv war und daß der Dichter mit einer gewissen Kon-
sequenz erotische Stoffe mied. Bisweilen vermißt man geradezu
Worte über Liebe.
1) Hier rechtfertigt die Vereinigung von Zeus und Aigina, die V. 6ff.
erzählt wird, für sich allein nicht das Lob der &oa von Knaben und
Mädchen. Es wird zutreffen, was Wilamowitz BSB 1908, 330, 2 ver-
mutet, Pindaros 410 wieder verworfen hat, daß der Läufer Deinias beim
Agon Pindars Liebe gewann und hier, an der Spitze des Gedichtes, eine
Huldigung erhält; s. Schol. zu V. la.
2) Ein ähnliches Vorherrschen dieser in hellenistischer Zeit schon
entwerteten Liebe stellt Ziegler, Antike 13, 1937, 41 in Kallimachos’
Dichtung fest. Die Liebe zur Frau tritt dort wie bei Pindar zurück.