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3. Liebe
andere Deutung als möglich erscheinen. Ein neues Bild: Hora er-
greift?) „den einen mit sanften Händen der Notwendigkeit, den
andern mit anderen. Wünschenswert ist es aber, nicht von der
rechten Gelegenheit abzuschweifen zu .jeglichem Beginnen, sondern
die Dienste der edleren Liebesgötter gewinnen zu können, von der
Art, wie sie einst des Zeus und der Aigina Lager umwalteten, die
Gaben der Herrin von Kypros hütend“. V. 5 fällt das Wort, das
wir fast erwarteten: doelovec Zowrtec, ediere Liebe, gibt es für
Pindar. Deren soll man sich bemächtigen. Die Worte schweben
zwischen Begriff und Personifikation: der nächste Satz zeigt die-
selben Erotes als Diener der Aphrodite um das Liebeslager be-
schäftigt?). Der Scholiast (zu V. 6) benennt in seiner nüchternen
Sprache den Gegensatz t@y ßeitidvar Eodrwr Enıdvuesiv Öbvaodaı
xal EmixgatElv, TV ÖE wavlwy AnEyeodarı und trifft zweifellos das
Richtige. Der Dichter aber scheut sich, vom Frevel in der Liebe
zu sprechen. Man wird allerdings die gleiche Doppelung V. 3 an-
nehmen, wo der Gegensatz euphemistisch angedeutet wird. Die
Reife kann die jungen Menschen „mit sanften und mit anderen
Händen“‘‘ anfassen: im einen Fall führt sie wohl do&iovec E&owrtec,
im anderen Fall andere herbei. Hinter &t&oaıs (ox%xÄnoaic Schol.)
verbirgt sich frevelhafte Liebe, Ehebruch, unbedachtes Nach-
geben den reifenden Trieben gegenüber, wie es bei dem jungen
Apollon in P. 9 der Fall ist, den Chiron erst auf die rechte Bahn
weisen muß.
Offenbar liegt hier in P. 9 und N. 8 die gleiche Unterscheidung
eines reinen und eines unheiligen, profanen Eros vor, wie sie aus
dem schon S. 41 angeführten Fr. 123 spricht. Pindar fühlt seine
Liebe zu Theoxenos von Aphrodite gesegnet, während die gemeinen
Liebenden „keine höhere und reine Liebe, kein yynolws nxaıdeoaaoTEiV
kennen, aber auf die ist kein Blick unter den Wimpern Aphrodites
hervorleuchtend gefallen‘‘ (Wilamowitz, BSB 1909, 832 para-
phrasiert so V, 4). Bemerkenswert scheint mir noch der Anklang
hi nn richtiger als „trägt‘“; vgl. Aisch. Ag. 35; Soph. Oed. Col. 1105;
2) Nicht richtig scheint mir Wilamowitz 410 7@v doeıdvwv odhrav
inıxparteiy mit „Erfüllung unserer besseren (berechtigten) Wünsche‘ zu
übersetzen. Zwar hat Z&ows und gerade der Plural bei Pindar oft einen
über das ‚,Erotische‘“ hinausgreifenden Sinn; doch hier wird in V. 1—7,
wie ich meine, der Eroskreis gar nicht verlassen. In der ersten wie in
jer letzten Zeile steht, umrahmend, der Name der Liebesgöttin. Auch
Dornseiff versteht &oc®rtwv in seiner Übersetzung im Sinne von Liebe.
Vgl. auch Fr. 123, 1 &007rwr ÖgEneodaı.