Full text: Mädchen und Frauen in Pindars Dichtung

Eros als Motiv gemieden 
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das man überhören könnte, sondern ein wohl von Pindar selbst 
geschaffenes, in dem ähnlich wie P. 4, 136 in &0a0ı7i0xdp00 (s, dazu 
Schroeder), nur nicht mit solcher Prägnanz wie dort, eine Tragik 
beschlossen sein könnte. Das ungetrübte Leben, das Koronis mit 
den Gespielinnen (17f.) vor ihrem Fall führte, scheint sich in diesem 
Beiwort zu spiegeln. Pindar pflegt solche Attribute nicht achtlos 
zu verschwenden. Daß sich das Mitgefühl des Dichters nur so 
spröde in einem hingeworfenen Epitheton äußert, ist Pindars herber 
Darstellung weiblicher Gestalten wohl angemessen. 
Von V. 25 ab kreuzen wir die vier konzentrischen Ringe, die wir 
V. 8—15 in einer dem wirklichen Verlauf entgegengesetzten Reihen- 
folge berührt hatten, von innen nach außen, also nach den tatsäch- 
lichen Zeitstufen, von dem sträflichen Beilager 25f. (entspricht 13) 
bis zum qualvollen Tode 34f. (entspricht 8ff.). Nur V. 25 wird 
Koronis zu einer vorstellbaren Handlung verlebendigt: &40dvros yap 
sövdodn E&vov AsxtgoLlow Ar’ *Aoxadlas. Der neben anderen Er- 
wähnungen von Beilagern bei Pindar auffallende Realismus dieses 
Satzes wird dadurch hervorgerufen sein, daß hier, beim Mittel- 
punkt der Ringe, die schuldvolle Handlung deutlich herausgestellt 
werden sollte. 
Koronis hatte die Tat vor ihrem Vater verborgen. Der ließ sich 
täuschen. Aber Apollon erfährt durch seinen allwissenden Geist 
von dem Frevel (V. 27ff.). In den folgenden Versen tritt Koronis 
hinter ihrem Buhlen zurück, Wir hören schließlich V. 34f. noch 
einmal von der Tötung des Paares durch Artemis, auf die hier 
ebensowenig wie 9ff, näher eingegangen wird. Ein deutlicheres Bild 
gibt Pindar erst von der Einäscherung (38—40), wo sich die Er- 
zählung der Geburt des Asklepios nähert, der die zweite Hälfte des 
Gedichts beherrscht. Als die Tote auf dem Scheiterhaufen liegt, 
eilt Apollon herbei und rettet sein Kind aus dem brennenden 
Mutterleibe. 
Wir sind den Angaben des Dichters über Koronis nachgegangen. 
Sie ist die Hauptfigur im ersten Teil des Mythos; doch müssen 
wir gestehen, daß wir keine lebendige Vorstellung von ihr haben. 
An sieben Stellen wird sie ausdrücklich erwähnt: V. 8 Dileyda 
Üoydına, 12 a 68, 25 xallınenlov Anna Kogwrlöos, 34 magdEvos, 
39 xodgavy, 42 uartods, 43 vexgod. Nur an einer Stelle findet sich 
ein Ansatz zur Schilderung von Koronis’ Äußerem, V. 25 „in 
schönem Gewande‘“. Von ihrer körperlichen Erscheinung erfahren 
wir nichts. Sicherlich war es ihre Schönheit, die den Gott ent- 
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