Full text: Mädchen und Frauen in Pindars Dichtung

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3. Liebe 
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Scheinbar unbedeutende, genrehafte!l) Einzelzüge bewirken eine 
bei Pindar bemerkenswerte Anschaulichkeit. Euadna legt den Gurt 
ab und stellt einen silbernen Krug, den sie mitgebracht hatte (vgl. 
Wilamowitz, Isyllos 174. 176), beiseite. Der Purpur des Gurtes, 
das Silber des Kruges und das dunkle Laub des Gebüsches ergeben 
eine stimmungsvolle Farbensymphonie und lassen uns eine Schilde- 
rung von Euadnas Aussehen kaum vermissen. Im Busch, fern von 
den Menschen, erwartet sie die Geburt (V. 41 t&xrte), ein Anflug 
von Landschaftsgefühl, das Pindar auch sonst nicht fremd ist?): am 
Flußufer kommt Europa nieder, P. 4, 46 Kagıc05 zxag° öydaıs, an 
der Brandung des Meeres Psamatheia, N. 5, 13b &zi önyuivı növTOV. 
Der kreißenden Euadna stellt Apollon Eleithyia und die Moiren 
zur Seite; vgl. P. 3, 9; Paian 12, 17. Sie erleichtern die Geburt. 
„Und es kam wirklich aus dem Schoße unter lieblichen Wehen 
Jamos ans Licht sogleich‘ (V. 43f.). „Lieblich‘“ nennt der Dichter 
die Wehen, Paian 12, 13 heißen sie „froh‘“, teorväc döivoc. Aus 
diesen Beiworten spricht das Glücksgefühl der Mutter, das Pindar 
zu würdigen weiß, wie übrigens auch die Freude eines Vaters, der 
spät mit einem Sohn beglückt wird, O. 10, 86f. 
Zum Vergleich sei eine Geburtsschilderung aus jonischer Poesie 
herangezogen, Hom. Hymn. Ap. 115ff. Leto hat nach langem 
Irren endlich einen Ort gefunden, wo sie und das Kind, das sie 
gebären wird, bereitwillig aufgenommen werden. Neun Tage und 
Nächte liegt sie auf Delos in Wehen, bis die Geburtsgöttin kommt 
und hilft. 
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1) Wilamowitz, Isyllos 165, 10 fühlte sich an alexandrinische Poesie 
erinnert. 
2) Wilamowitz glaubt freilich, der Ort müsse in der Vorlage besser 
motiviert gewesen sein (a. a. 0. 174).
	        
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