Full text: Mädchen und Frauen in Pindars Dichtung

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3. Liebe 
blicks, wo zwei Götter geboren werden, gesammelt?!). Hinter dem 
Eindruck dieser Helle verschwindet ganz der reale Vorgang. So 
vergöttlicht Pindar gleichsam die Geburt, die im Hymnos doch 
nur eine menschliche in erhöhten Ausmaßen war. Als die Kinder 
erschienen sind, stoßen Eleithyia und Lachesis laute Rufe aus wie 
die Göttinnen im Hymnos (vgl. Wilamowitz, Ilias und Homer 448). 
Daß es sich auch hier bei Pindar um öAoivyal handelt, zeigt das 
V. 18 erhaltene oA, das Wilamowitz 519 ergänzte?). t&ieıaı werden 
die Rufe wohl genannt, weil sie die Erfüllung dessen begleiten, was 
man mit Spannung erwartet hatte. 
So sehen wir also, daß Pindar bei der Behandlung des gleichen 
Stoffes, der gleichen Person eine ganz andere Höhe der Darstellung 
als der Hymnendichter einhält. Er schreibt weniger anschaulich; 
doch wird das Gegenständliche durch eine hohe poetische Kunst 
ersetzt, die das Zauberhafte und Wunderbare, das in jeder Geburt, 
zumal in einer göttlichen, liegt, in vollendeter Form ausspricht. 
Die körperlichen Bewegungen der Leto, die Pindar nicht auf- 
nehmen mag, haben Theognis (V. 5) und Kallimachos (Hymn. 4, 
209ff.) besser gefallen. Für den Hellenisten ist es bezeichnend, daß 
er das Pathos steigert, indem er die Kreißende redend einführt 
{z. B. 212—214). Sie richtet eine spielerische Frage und Aufforde- 
rung an das Kind im Mutterleibe. Pindars Euadna gewinnt unsere 
Schätzung gerade durch ihre Wortlosigkeit (vgl. S. 79). 
Verfolgen wir noch kurz Iamos’ Schicksale in O. 6. Die Mutter 
läßt ihn allein im Versteck (V. 44f.; vgl. S. 78). Aber er stirbt 
nicht den Hungertod: zwei Schlangen nähren den Knaben mit 
Honig. Das Hofgesinde weiß nichts von der Geburt. 
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55 
1) N. 1, 35 stellt Pindar bei Herakles’ Geburt ebenfalls das Dunkel 
des Mutterleibes dem Glanz des Tages gegenüber: 
ßrnei onidyyvwv ro KatEOOS aütixa Danrtav Es alylay 
nalc Ads ddiva yeiywp ÖLdbüunG UV KACLYYNTO MOAEV. 
2) Wilamowitz betrachtet die Rufe nicht als Reflex der gelösten 
Spannung, sondern als Mittel, „den Widerstand“ zu ‚brechen‘. Dabei 
versteht er ein in den hier nicht ausgeschriebenen folgenden Resten 
stehendes ac als &wc „solange bis‘ (vgl. Paian 7b 28) statt als Relativ- 
pronomen wie Schroeder (Appendix) und ergänzt „bis die Kinder ge-
	        
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