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4. Die Mutter
mentaler Anwandlungen, fern von aller jonischen Redseligkeit. Die
Phasen der Empfindung sind von Simonides psychologisch erfaßt;
in der Art des Sprechens ist die Erregung der Mutter wiedergegeben.
Solch ein Einfühlen in die weibliche Seele erreicht Pindar nie.
Kurz, Danae ist jonisch, Euadna dorisch aufgefaßt. Aus jedem von
Danaes Worten spricht die Liebe zu dem Kinde. Sie ist eine rechte
menschliche und schwache Mutter, in einer Art Innenraumszene
uns vor Augen geführt. So könnte manche sterbliche Mutter zu
einem empfindungslosen Kindchen sprechen. Pindar zieht seine
Frauengestalten nicht in gleichem Maße in die Alltagssphäre herein,
sie bleiben in mythischer Ferne. Das Aussprechen von Gefühlen
bedeutet für ihn schon eine Entheroisierung.
Auch O. 1,46, wo plötzlich der kleine Pelops beim Mahle des Tantalos
vermißt wird, könnte man vielleicht erwarten, daß die Erregung der
armen Mutter erwähnt würde: &e 0° äpaytoc Erelec, 0oDö& uartol mol
uaLduEVOL PÄTES Ääyayov xTA. Das Wort „Mutter‘“ wird schmucklos
hingesetzt, ohne irgendein Epitheton wie „kummervoll, geängstigt“.
Weniger vermissen wir eine Erwähnung mütterlicher Gefühle
P, 11, 22ff., wo die Schlachtung der Iphigeneia als einer der Gründe
angeführt wird, die Klytaimestra zu dem Mord an ihrem Gatten
getrieben haben könnten. Hier fällt weder das Wort „Mutter“
noch das Wort ‚Tochter‘. Wie von einer Fremden wird von der
Geopferten gesprochen.
Aber nicht immer ist das Verhältnis der Mutter zum Kinde in
dieser kühlen oder gefühllosen Art behandelt. P. 9, 59ff. finden wir
ein Bild mütterlicher Fürsorge, wie man es nach dem bisher Ge-
sagten bei Pindar kaum erwartet. Chiron kündigt Apollon in einem
Zwiegespräch an, daß dieser mit Kyrene einen Sohn zeugen werde,
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