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Einleitung.
i.
Vom Selbstbewußtsein und der Seele.
Daß das Bewußtsein des eignen Ich oder Selbst
in der Form einer aktmäßigen Augenblicklichkeit
nicht den „Sinn“ dieses Bewußtseins deckt, geht
schon aus den weiten Gebieten hervor, die man seit
Jahrtausenden auf beiden Seiten des schmalen und
gefährlichen Grates gesehen zu haben meint. Auf
der Seite des „Innen“ erblickte man das Land der
Seele, wie es sich bis zu fernen Horizonten ausdehnte,
auf der Seite des „Außen“ näherte sich dem flackernden
Auge des Ichbewußtseins die ungeheure bewegte Welt
der Empfindungsreize, die bald im trüben Nebel liegt,
bald von jähen Erleuchtungen getroffen wird. In
manchen Glaubens- und Wissenstheorien hat sich
die „Seele“ so weit vom Ichbewußtsein entfernt, daß
sie vielmehr entweder, von Gott erschaffen und gefüllt,
das Leben der Gottheit statt des eigenen lebte, oder
in undurchdringlicher Substanzialität beharrend ihr
Eigenbewußtsein kaum in Gedanken hegen durfte,
geschweige denn in den Affekten des verächtlichen